Von der Glessener Höhe auf den KönigsteinBergheimer bezwingen höchsten Berg Namibias

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Auf dem Gipfel des Königsteins, des höchsten Bergs von Namibia:  Helge Kleifeld aus Glessen, Pilot Lukas Gehrig und  Archäologin Martina Trognitz (v. r.). Im Hintergrund weht die kleine Fahne am Mast des Gipfelkreuzes. 

Bergheim/Swakopmund – Um 7.30 Uhr am Neujahrstag sammelt sich die kleine Gruppe am Fuß des Brandbergmassivs in West-Afrika. Dr. Helge Kleifeld und seine Begleiter wollen auf den Spuren eines Entdeckers wandeln: Genau 100 Jahre nach der Erstbesteigung des Königsteins, des höchsten Bergs in Namibia, wollen sie die Expedition wiederholen. Im Jahr 1918 war es Professor Ernst August Gries, Lehrer, Naturforscher und Entdecker, als erstem Europäer gelungen, den Königstein zu bezwingen. „Wir wollten diese ungewöhnliche Leistung würdigen“, sagt der in Glessen lebende Geograf und Historiker Kleifeld.

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Der Königstein, der höchste Berg in Namibia

Auf die Idee zur Wiederholung der historischen Besteigung kam Kleifeld, weil er wie auch Gries Mitglied im Schwarzburgbund ist, einer Vereinigung von nichtschlagenden Studentenverbindungen. Begleitet wurde Kleifeld nun von weiteren Mitgliedern des Schwarzburgbundes: der Archäologin Martina Trognitz und dem Piloten Lukas Gehrig.

Die Voraussetzungen waren eigentlich denkbar schlecht. Weil Gries, der von 1911 bis 1938 im damaligen Deutsch-Südwestafrika lebte, an einer deutschen Realschule unterrichtete, konnte er größere Expeditionen nur in den Sommerferien im Dezember und Januar unternehmen – den heißesten Monaten in Namibia.

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Seine Wanderschuhe musste Helge Kleifeld bei der beschwerlichen Besteigung des Königsteins immer wieder mit Panzerband flicken.

Für den Aufstieg trainiert hat Kleifeld auf der Glessener Höhe. „Ich habe sie immer wieder mal, auch mehrmals hintereinander, mit einem gut 17 Kilogramm schweren Rucksack übungshalber bestiegen“, sagt Kleifeld. Zudem habe er beim TSV Glessen trainiert, um etwas fitter zu werden. „Ich bin kein trainierter Bergwanderer. Meine Handballzeiten liegen auch schon fast 15 Jahre zurück.“

Temperaturen um die 50 Grad

Der Gipfel des Königsteins ist 2573 Meter hoch – das klingt zunächst nicht viel, jedoch herrschen auf dem Brandbergmassiv meist extreme Temperaturen um 50 Grad Celsius. „Aber wir hatten Glück“, sagt Kleifeld. „Wir hatten nie mehr als 35 Grad im Schatten.“

Trotzdem war der Marsch auf den Gipfel alles andere als ein Zuckerschlecken. „Am ersten Tag waren wir mit vollem Gepäck, knapp 15 Kilogramm, rund zehn Stunden unterwegs: die Goaseb-Schlucht hoch bis zum ersten Rastplatz mit Wasser“, berichtet Kleifeld. Das Wasser musste gefiltert werden. „Ein Wasserloch war durch einen Adlerkadaver vergiftet.“ Kleifelds Wanderschuhe, zuletzt in Brauweiler repariert, mussten bei der Besteigung gleich mehrfach geflickt werden – mit Panzerband. „Insgesamt haben sie aber durchgehalten“, sagt der 46-Jährige.

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Das Team

Am zweiten Tag dann ging’s mit leichtem Gepäck hinauf auf den Gipfel. Um zwölf Uhr mittags erreichte die Gruppe den höchsten Punkt Namibias. „Auf dem Gipfel haben wir eine Fahne zur Jubiläumsbergbesteigung gehisst, uns ins Gipfelbuch eingetragen und den Bundesmarsch des Schwarzburgbunds gesungen.“ Die Fahne trug die Namen der Expeditionsteilnehmer und verwies auf die Erstbesteigung.

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„Für mich war der Aufstieg recht anstrengend“, sagt Kleifeld. Ihm habe auch die dünne Luft in der Höhe zu schaffen gemacht. „Kritische Situationen gab es aber nie. Runter bin ich dann aber wie eine Gazelle.“ Auf dem Rückweg kam die Gruppe an zahlreichen Felsbildern der Buschmannkultur vorbei. „Der Brandberg ist übersät davon“, sagt Kleifeld. Mehr als 6000 seien dokumentiert.

Zurück in Swakopmund, einer Küstenstadt in Namibia, hielten Kleifeld und seine Mitstreiter in einem Brauhaus einen Akademischen Abend zu Ehren von Ernst August Gries. Und Kleifeld erfuhr, wie viel Glück er mit seiner lange vorbereiteten Expedition hatte: „Die ganze Bergregion wurde kurze Zeit nach unserer Besteigung wegen Löwengefahr für Bergwanderer geschlossen.“

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