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Brautmode in KerpenTrends und Tricks beim Hochzeitskleid

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Kerpen – Weiß – soweit das Auge reicht. Eine Flut von Brautkleidern erwartet den Besucher in der oberen Etage des Brautmodengeschäftes Cecile im Sindorfer Gewerbegebiet. 2500 Kleider hängen dort auf schier endlos scheinenden Kleiderstangen auf einer Fläche von 4500 Quadratmetern – das nach Worten der Inhaberin Maritta Emser größte Brautmodengeschäft Europas. „Ich habe meinen Traum verwirklicht“, sagt die 65-Jährige, deren Motto ist: „Stress hält fit.“

Kleider von 100 bis 7000 Euro

In einem blau-gelben gemusterten Kleid eilt sie durch die verschiedenen Ausstellungsräume, die nach dem Wert der Kleider geordnet sind. Angefangen von günstigen Modellen ab 100 Euro geht es schnell aufwärts. Am häufigsten verkaufe sie Kleider in der Preiskategorie von 800 bis 1200 Euro, aber es gebe auch Bräute oder Brauteltern, die bereit und solvent genug seien, Preise im vierstelligen Bereich zu zahlen. Das teuerste Kleid in ihrem Laden kostet 7000 Euro. Das teuerste Kleid, das sich überhaupt nur zweimal in ganz Deutschland verkauft habe, kostete knapp 20000 Euro.

Das Material zählt

„Es kommt auf das Material an“, sagt die gebürtige Bergheimerin, die gelernte Friseurin ist und ihren alten Beruf wegen eines Thromboseleidens aufgeben musste. Bei ihrem zweiten Mann, der eine Brautmodenfabrik in Köln hatte, lernte sie das Geschäft kennen. Sie lernte schneidern, eignete sich kaufmännisches Wissen an, Kreativität und das Gespür für Mode brachte sie mit. 1989, nach der Trennung von ihrem zweiten Mann, machte sich mit 40 als alleinerziehende Mutter eines Sohnes mit ihrem ersten eigenen Geschäft auf 70 Quadratmetern in der Kerpener Innenstadt selbstständig. Daraus ist ein kleines Imperium geworden. In München steht die zweite große Filiale mit 3500 Quadratmetern Verkaufsfläche, in Köln in den WDR-Arcaden gibt es eine kleine Dependance auf 250 Quadratmetern. 70 Angestellte sind bei ihr beschäftigt.

„Jede Frau träumt davon, einmal Prinzessin zu sein“, sagt Emser, Wenn am Ende die Augen der Braut leuchten, habe sie ihr Ziel erreicht. Sie selbst hat einen 16-Stunden-Tag, pendelt zwischen den Geschäften, besucht Messen in Mailand, Barcelona und Paris, um Ausschau nach den neuesten Trends in Sachen Brautmode zu begutachten. Jedes Kleid sei handgefertigt, „man sieht gar nicht, wie viel Arbeit in so einem Kleid steckt“. Aber Spitze, Pailletten und Perlen müssten größtenteils von Hand angenäht werden, dazu komme die Verarbeitung vieler verschiedener Materialien, zwei bis drei Wochen Arbeit könnten in einem aufwendigen Kleid stecken.

Enge Kleider und lange Schleier sind im Trend

Emser spricht von Raschelkleider, bei denen billige Materialien wie Polyester verwendet wird. Bei Naturfasern wie Seide oder Spitze aus Frankreich klettern die Preise schnell in den vierstelligen Bereich. Für die Braut sei das Kleid – neben der Trauung – das Wichtigste. „Für sie ist es das äußere Bekenntnis für die Liebe und Treue zu dem Mann ihres Lebens“, sagt Emser, Männer seien dagegen in punkto Äußeres viel gelassener und hätten häufig drei Wochen vor der Hochzeit noch keinen Anzug. Im Moment seien eng anliegende Kleider im Meerjungfrauenstil im Trend, seit Jahren schon gebe es fast nur noch elfenbeinweiße Kleider, hart weiß ist völlig aus der Mode gekommen. Im Kommen seien auch wieder lange Schleier, das sei auch für kleine Frauen vorteilhaft, „weil der Schleier streckt.“ „Außerdem macht der Schleier eine Gänsehaut.“ Im nächsten Jahr hätten die Kleider alle einen tiefen Rückenausschnitt.

Kleid neun Monate vor der Hochzeit auswählen

Mit der Auswahl des Kleides sollte man am besten neun Monate vor der Trauung beginnen. Denn schließlich müsse das Kleid bestellt werden, danach kämen häufig noch die Änderung hinzu, denn das Kleid müsse perfekt sitzen. Emser rät dazu, mit der Mutter und der Schwiegermutter das Kleid auszusuchen. „Die Mutter kennt einen am besten und für die Schwiegermutter ist es ein Vertrauensbeweis.“ Bei den sogenannten besten Freundinnen habe sie schon häufig Eifersüchteleien erlebt. Oftmals hätten die Bräute aber auch selbst falsche Vorstellungen von Brautkleidern. „Wir sagen dann immer, ob wir einen Vorschlag machen dürfen, denn wir sehen die Braut neutral.“ Sie achten darauf, die unvorteilhaften Seiten einer Figur zu kaschieren und die guten zu betonen. In 90 Prozent der Fälle nähmen die Frauen dann auch das Kleid, das die Verkäuferin empfohlen habe. Dass einige Bräute auch den Mann den Hochzeitsdress mit aussuchen lassen, sei bei modernen Beziehungen schon auch mal der Fall. Maritta Emser selbst hält davon nicht soviel. „Das Kleid ist das Geheimnis der Frau, das sie erst am Tag der Hochzeit lüftet.“ Und was tun mit dem Kleid, wenn der große Tag vorbei ist? Maritta Emser hat auch hier eine Lösung: „Die Italienerinnen legen es unter das Bett. Das soll Glück und Kinder bringen.“

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