„12 Uhr mittags“ am Max-Ernst-MuseumSeltsame Gesellen begrüßen die Besucher in Brühl

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Auf dem Vorplatz des Max-Ernst-Museums befindet sich das Ensemble „Ein Lehrerkollegium an einer Schule für Totschläger“.

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Brühl – Beim Blick vom Fahrradparkplatz mit seinen rechteckigen Stahlgestellen wirken die drei Gesellen aus Bronze wie ein Begrüßungskomitee auf dem sonst menschenleeren Platz vor dem Eingang des Max-Ernst-Museums. Zwei der Figuren strecken einem allerdings aus tonnenförmigen Schädeln die Zungen entgegen, ein dreikantiger Klotz unter einer Kappe in der Mitte wirkt eher bedrohlich unter grünlicher Patina.

Trio hockt wie auf Brühler Bühne

Fünf Treppenstufen führen auf den Museumsvorplatz, ein Plateau aus einer unverfugten italienischen Granitplatte. Wie auf einer Bühne hockt dort das Trio. Bis ins Hirn, so scheint es, blickt man in die tunnelförmig gebogenen Augenhöhlen einer der Bronze-Skulpturen. Max Ernst hat das Ensemble „Ein Lehrerkollegium in einer Schule für Totschläger“ genannt.

Mit der Handfläche streichelt Laurence Berger-Stoppa dem groben Klotz in der Mitte über die Wange, wie zum Trost. Sie und ihr Freund Brissaud Guy sind an diesem Mittag von ihrem Quartier bei einem Freund in Bergisch Gladbach eigens ins Brühler Museum gekommen. Max Ernst rage aus dem Feld der Surrealisten als eine „personalité singulaire“ hervor, beschreibt Brissaud Guy auf Französisch. Er selbst male und nutze die Technik der Collage, wie Ernst selbst. Er schätze „das Imaginative“ dieser Kunst sagt der Franzose.

Bis zu 200 Besucher im Max-Ernst-Museum erwartet

Ein junges Paar eilt in einiger Entfernung über den Platz in Richtung Schloss, ein Paketbote bringt ein Bündel Druckwerke in Zeitungsformat. Die Stühle der Gastronomie in einem der Seitenflügel des Bauwerks, das einstmals ein Brühler Gastronom als Ausflugsziel erbaute, finden sich gestapelt zwischen Mauerwerk und dem Museumseingang aus Stahl und Glas. Das Restaurant „Deli Deux“ hat geschlossen, der Wirt habe in der Pandemie wohl keinen Umsatz mehr machen können, heißt es.

An einem Freitag wie diesem rechne man mit bis zu 200 Besuchern, sagt ein Angestellter des Museums. Die aktuelle Ausstellung, Bilder von Karin Kneffel, einer Richter-Schülerin, ziehe vor allem am Wochenende Publikum an.

Die Hürther Anneliese und Wolfgang Hammerschmid erkunden ihrerseits die Skulpturen. Er klopft mit dem Fingerknöchel auf den Sockel, augenscheinlich Marmor. Nein, hohl höre sich das nicht an, lautet sein Befund, und das im Unterschied zu den Bronzen selbst. Als er zurücktritt, kippelt eine der schweren Granitplatten mit lautem Klacken in ihrer Fassung.

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Immer schon mal hatten sie ins Max-Ernst-Museum gehen wollen, nun sei es geglückt, berichten die Hammerschmids. Nur das Enkelkind habe nicht mitkommen wollen: „Ich geh doch nicht ins Museum.“ Doch Anneliese Hammerschmid gibt sich nicht geschlagen: „Den kriegen wir noch dran.“

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