Auf dem Weg zum MondBrühlerin Insa Thiele-Eich lässt sich zur Astronautin ausbilden

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Insa Thiele-Eich erlebte bei einem Parabelflug die Schwerelosigkeit.

  • Insa Thiele-Eich will ganz hoch hinaus: Ihr Ziel ist es, zum Mond zu fliegen.
  • Aus diesem Grund macht die gebürtige Brühlerin eine Astronautenausbildung und tritt in die Fußstapfen ihres Vaters.
  • Der Spagat zwischen zwei Jobs und Familie ist sehr schwer, sagt sie – aber er lohnt sich.
  • Lesen Sie hier, wie sie sich auf ihre Reise ins All vorbereitet.

Brühl – Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Bis zu zwölf Stunden am Tag dauert mitunter das Training, mit dem sich Insa Thiele-Eich (36) zurzeit auf ihren ersten Weltraumaufenthalt in der ISS vorbereitet. Dabei steht das Datum ihrer Mission noch gar nicht fest. „Im Gespräch ist das Frühjahr 2021“, sagt sie. Aber in trockenen Tüchern sei dieser Termin noch lange nicht.

Wesentlich sicherer sei hingegen, dass sie nicht mit den Russen zur ISS fliege, sondern mit einem der beiden kommerziellen Anbieter Boeing oder Space X. So oder so wäre die 36-jährige Frau, die in ihrer Jugend in Brühl gelebt und dort das St.-Ursula-Gymnasium besucht hat, die erste deutsche Frau auf der ISS.

„Astronautin ist mein Nebenberuf“

„Ich freue mich schon riesig darauf“, sagt sie. Für sie gehe damit ein Lebenstraum in Erfüllung. Denn Astronautin wollte Insa Thiele-Eich schon werden, als sie noch das St.-Ursula-Gymnasium in Brühl besuchte. „Ich wusste das schon als ich 15 Jahre alt war“, erzählt sie. Nie habe sie auch in der Schule einen Hehl daraus gemacht. „Ganz offen habe ich in meinem Jahrgang und mit den Lehrern darüber gesprochen“, erzählt sie. Und weil ja auch ihr Vater Astronaut sei, habe das auch keinen ihrer Klassenkameraden wirklich verwundert.

„Astronautin ist allerdings erstmal mein Nebenberuf“, sagt sie. So habe sie eine 70-Prozent-Stelle an der Bonner Universität und eine 50-Prozent-Stelle bei der Stiftung „Erste deutsche Astronautin gGmbH“. Außerdem sei sie Mutter von drei Kindern. „Dieser Spagat zwischen den beiden Arbeitsstellen und meinem Job als Mama ist überhaupt das Allerschwierigste“, sagt sie. Das Astronautentraining beschreibt sie als „hart, vor allen Dingen aber auch aufregend“.

Mondsimulationstraining in Marseille

Dankbar und froh ist sie, es so weit geschafft zu haben. „Den Flugschein und den Tauchschein habe ich schon“, sagt die 36-Jährige. Im September hat Thiele-Eich im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln auch eine Einführung in die geplanten medizinischen Experimente erhalten. „Ich habe gelernt, mir selbst Blut abzunehmen“, erklärt sie. Das sei unter anderem deswegen wichtig, um mögliche Veränderungen des Hormonstatus’ durch den Aufenthalt auf der ISS feststellen zu können – Daten zum Verhalten des weiblichen Körpers in der Schwerelosigkeit liegen in Deutschland bisher nicht vor.

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Beim Training steht Insa Thiele-Eich auch schon mal auf dem Kopf.

In Marseille hat sie im Juni 2019 ein Mondsimulationstraining absolviert. „Das war total spannend“, schwärmt sie. Habe sie dort doch genauso federleicht über die mondähnliche Landschaft des Übungsgeländes hüpfen können, wie seinerzeit die Astronauten bei ihrem Mondspaziergang. Großartig sei auch das Gefühl der Schwerelosigkeit, das sie bei den Parabelflügen bereits erfahren habe. Zunächst herrsche ja dabei die doppelte Schwerkraft. „Alles wird dabei nach unten gedrückt, sogar die Mundwinkel“, sagt sie. Mit Beginn der Schwerelosigkeit seien auch die Mundwinkel ganz von allein wieder nach oben gegangen. „Wir haben alle automatisch lachen müssen“, beschreibt Insa Thiele-Eich. Das sei ein total positives Gefühl gewesen. Theoretisch wusste sie das alles. Doch es sei doch ganz etwas anderes, es selbst erleben zu können.

Vater war im Februar 2000 im All

Gerade ist Insa Thiele-Eich aus Friedrichshafen zurück, wo sie sich unter anderem mit der Sauerstofferzeugung im All beschäftigt hat. Mit der Absolvierung dieses Trainingsblocks ist jetzt ein großer Teil des Basistrainings der Astronautin und ihrer Kollegin Dr. Suzanna Randall abgeschlossen. Für 2020 ist der Start des weiterführenden Trainings im Astronautentrainingszentrum der Nasa in Houston geplant.

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Nur selten kommt sie, insbesondere während der Trainingseinheiten, dazu, sich mit ihrem Vater Gerhard Thiele über ihren Nebenberuf zu unterhalten. „Er hat mir aber doch schon viel von seinen eigenen Erfahrungen sagen können“, sagt sie. Gerhard Thiele war im Februar 2000 elf Tage mit der Mannschaft des Space-Shuttle-Fluges STS-99 im Weltall.

Besondere Beziehung zu den Brühler Schlosskonzerten

Noch im selben Jahr zog die Familie von Houston in Amerika ins Rheinland und Insa Thiele-Eich wurde Schülerin des St.-Ursula-Gymnasiums. „Ich denke gern an meine Zeit in Brühl zurück“, versichert die junge Frau. Dort sei in ihrer Jugend ihr Lebensmittelpunkt gewesen. Dort hatte sie ihre Freunde, war bei den Pfadfindern und im Turnverein, dort ging sie zur Schule und besuchte viele Jahre die Kunst- und Musikschule. „Ich habe Flöte, später Klavier und dann sogar Harfe gespielt, und ich war im Orchester der Musikschule aktiv“, berichtet sie. Im St.-Ursula-Gymnasium habe sie auch ihren späteren Ehemann kennen und lieben gelernt. „Wir sind ein klassisches Stufenpärchen“, sagt die 36-Jährige. Gern komme sie auch heute noch nach Brühl.

Je nach Zeitplan nimmt sie sich auch immer wieder Zeit für die Brühler Schlosskonzerte. „Besonders zum Feuerwerk kommen auch meine Kinder gern mit“, berichtet sie. Zu den Schlosskonzerten hat sie bis heute nämlich eine ganz besondere Beziehung. „Als Studentin habe ich über Jahre viele Stunden dort gearbeitet “, verrät sie.

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