Max-Ernst-StipendiumGewinner Minjae Lee macht Kunst mit seinem eigenen Körper

Lesezeit 3 Minuten
Max-Ernst-Stipendium_1

Der 35-jährige Minjae Lee ist nun Träger des Max-Ernst-Stipendiums.

Brühl – Noch nie waren so viele installative Arbeiten unter den Bewerbungen für das Max-Ernst-Stipendium wie in diesem Jahr. Katharina Kellers Bodenarbeit aus Betonelementen, für die russische Holzverzierungen die Vorlagen bildeten, erstreckt sich weiträumig über den Boden der Galerie am Schloss, der Belgier Antoine Waterkeyn hat fast lebensgroße Figuren aus Holz ausgeschnitten und einen mächtigen bemalten Paravent eingereicht. Von dem Künstler, der in Karlsruhe studiert, stammen auch die farbintensiven, überdimensionalen Spielkarten, die ihre Leuchtkraft den Lackfarben verdanken, die er verwendet.

Ziemlich spektakulär ist auch die Arbeit von Milan Till, der Stühle in übereinander gestapelte Wassergläser gestellt hat. „Bar Fly“ hat der Bildhauer, der früher als Discjockey gearbeitet hat, sein Werk betitelt. Ein Schmunzeln werden den Besuchern auch die Langspielplatten entlocken, die er wie nasse Wäschestücke über einen Ständer drapiert hat.

Lees Arbeit löse „unglaubliche Betroffenheit“ aus

Das Rennen aber hat „nach spannender Sitzung und produktiver Diskussion“, so Jury-Mitglied Lutz Fritsch, ein Performance-Künstler gemacht. Dem Koreaner Minjae Lee wurde das diesjährige Max-Ernst-Stipendium zugesprochen. Er überzeugte die Juroren „durch seine künstlerischen Bewältigungsstrategien gegenüber Angst und Vergeblichkeit“. „Bedrängende Enge, Leere und Überlagerungen sind dabei nur wenige Stichworte, die in Ansätzen seine Performances beschreiben können“, heißt es in der Begründung.

Der 35-Jährige dokumentiert seine künstlerischen Unternehmungen, bei denen er häufig den eigenen Körper einsetzt, mittels Fotos, Filmen und Relikten, die bei den Performances zum Einsatz kamen. „Sehr eindringlich“, sei Lees Werk, das „eine unglaubliche Betroffenheit“ auslöse, befand Juror Stefan Kraus, der dem Gremium seit vier Jahren angehört.

176 Online-Bewerbungen hatte die Jury unter Vorsitz von Arta Valstar-Verhoff zu sichten. Für die Endrunde wurden zehn Künstler aufgefordert, ihre Originalwerke nach Brühl zu schicken. Die Juroren, darunter die Künstlerin Karin Friedrich als Vertreterin der Brühler Bürgerschaft, begutachteten die Stücke am Donnerstag gemeinsam. Mit dem 32 Jahre alten Ausstellungsmacher Patrick Haas war erstmalig ein „Jung-Juror“ mit dabei. „Die Diskussion war sehr dynamisch, man hat fair und unvoreingenommen debattiert“, fasste Haas seinen Eindruck zusammen.

Eingereichte Arbeiten sind am Wochenende ausgestellt

„Eine spannende Erfahrung“ war die Jury-Arbeit für Karin Friedrich, die mit der Wahl des Preisträgers hochzufrieden war. Minjae Lee habe „mit asiatischer Gelassenheit“ auf die freudige Nachricht reagiert, die ihm Bürgermeister Dieter Freytag im Anschluss an die Sitzung telefonisch übermittelte. Mit Han Kyunghee hatte es ein weiterer Koreaner in die Endrunde geschafft. Er kreiert Ausschneidebögen, deren Formen man zu plastischen Gebilden zusammenkleben kann.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die eingereichten Arbeiten sind am Samstag und am Sonntag, jeweils von 11-17 Uhr beim „Blick hinter die Kulissen des Max-Ernst-Stipendiums“ in der Galerie am Schloss und im Kapitelsaal des historischen Rathauses zu sehen.

Das Preisgeld in Höhe von 10 000 Euro wird zu gleichen Teilen von der Stadt Brühl und der Max-Ernst-Gesellschaft aufgebracht. Die Verleihung des Stipendiums findet traditionell am 2. April, dem Geburtstag von Max Ernst, statt.

Rundschau abonnieren