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Bürgermeisterwahl in KerpenRalf Mensch stellt sich zur Wahl

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Kerpen – Früher war Ralf Mensch bei der Piratenpartei in Kerpen aktiv, für die er etwa Bürgerstammtische organisierte. Doch dann habe es kleinere Differenzen mit dem Parteivorsitzenden gegeben. Auch habe er sich sehr über die von der Stadt geplante Verwendung eines 700.000-Euro-Erbes für das „Haus der Familie“ aufgeregt, berichtet der 42-jährige Betreiber des Stifts-Kioskes an der Stiftsstraße. So sei bei ihm der Entschluss gereift, bei der Bürgermeisterwahl im September doch selber als unabhängiger Kandidat anzutreten.

Gesagt, getan. „Ich bin zum Wahlleiter im Rathaus gegangen.“ Dort habe er erfahren, dass es bislang nur zwei andere Kandidaten gebe: Iris Heinisch für die SPD und Dieter Spürck für die CDU. „Das hat mich maßlos aufgeregt.“ Es müssten doch mehr Alternativ-Kandidaten geben, findet er. „Auch meine Kunden haben gesagt, das sind ja amerikanische Verhältnisse.“ Innerhalb von nur drei Tagen habe er so seine 230 Unterstützer-Unterschriften zusammenbekommen, die für eine Kandidatur notwendig sind. Nun kann davon ausgegangen werden, dass er bei der Sitzung des Wahlausschusses nächste Woche auch offiziell, wie Spürck und Heinisch, als Kandidat von der Stadtverwaltung anerkannt wird.

Mensch jedenfalls ist optimistisch und will mit seiner Kandidatur die ansprechen, die sich in der Politik bislang eher wenig wiederfinden. Das könnten Wechselwähler sein, Parteienverdrossene oder Jungwähler, die bislang noch nie ihre Stimme abgegeben haben. Von seinem eher ungewöhnlichen Politikverständnis sprechen zwei Plakate, die im Schaufenster seines Kioskes hängen und an Verschwörungstheorien erinnern: Eines fordert dazu auf, keine Bußgelder mehr zu bezahlen, weil es dafür keine gültige Rechtsgrundlage gebe. Das andere will vermitteln, dass der Bundestag seit 1949 eigentlich illegal sei und alle von ihm beschlossenen Gesetze deshalb nichtig.

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„Die Plakate sind nicht von mir, sondern von einem Kunden“, betont Mensch. „Aber manchmal denke ich, da ist etwas Wahrheit drin.“ Bei dem Kunden handele es sich um Jürgen Korthof, sagt Mensch und drückt einem dessen Visitenkarte in die Hand. Demnach ist Korthof Leiter eines „Instituts für Rechtssicherheit und Missbrauchsprävention“.

An der Politik in Kerpen störe ihn etwa , dass zu viel Geld für den Bau von Kreisverkehren ausgegeben werde, statt dieses in die Jugendzentren zu stecken. „Bei mir kommen manchmal Kinder rein, die haben seit zwei Tagen nichts gegessen. Denen mache ich dann ein Büchse Ravioli auf.“ Auch gebe es zu viele Heimeinweisungen von Kindern. „Als Bürgermeister würde ich mich darum persönlich kümmern und dafür lieber ein paar Repräsentationstermine fallenlassen.“ Nicht gut finde er auch, dass es für Kinder bei Martinszügen keine Weckmänner mehr gebe. „Eine Kleinigkeit“, die aber bezeichnend sei. „Ich höre hier viele solcher Geschichten im Kiosk, alles, was die Leute aufregt.“

Für den vierfachen Familienvater ist es kein Hindernis keinerlei Verwaltungserfahrung zu haben. „Das gleiche ich durch gesunden Menschenverstand aus.“ So gebe es in anderen Kommunen viele Beispiele, dass auch Leute von außen kommend eine Stadt gut führen könnten. Etwa Monheim, wo 2009 ein 27-Jähriger Bürgermeister wurde, der bei seiner Wiederwahl 2014 dann sogar 94 Prozent der Stimmen bekam. „Bei dem läuft der Laden.“

Auch als Bürgermeister will Mensch seine vielköpfige Familie nicht vernachlässigen, zu der Ehefrau Manuela, die Kinder Sascha (18 Monate), Jason (8), Kevin (12), Michele-Angelina (20) sowie Hund Gandhi gehören.

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