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Bunt gemusterter MundschutzInitiative packt und verteilt Nähsets

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In Erftstadt liegen die Nähsets abholbereit ohne direkten Kontakt zu anderen Menschen.

In Erftstadt liegen die Nähsets abholbereit ohne direkten Kontakt zu anderen Menschen.

Rhein-Erft-Kreis – Eine Idee zieht Kreise: Immer mehr Menschen nähen Mundschutze, weil diese in Krankenhäusern und bei Pflegediensten knapp sind. Am vergangenen Freitag hat Anja Sonnenberg die Facebook-Gruppe „Flinke-Helfer-Finger-Erftstadt“ gegründet, am Montag hatte sie schon 166 Mitglieder, und es kommen immer neue hinzu. Die ersten selbst genähten Masken haben die Näherinnen bereits dem Marien-Hospital Frauenthal übergeben.

Der Chefarzt einer Klinik hatte Anja Sonnenberg gefragt, ob sie solche Masken nähen könne – der Bedarf sei enorm. Eine Nachfrage im Marien-Hospital bestätigte, dass auch dort Mangel herrscht. Das Gründungsteam – neben Sonnenberg ihr Mann Martin Fischer, Ramona Neugebauer vom Erftstädter Laden „Feenklecks“ und Katrin Helm, Inhaberin von Katrins Nähschule – lieferte zwei Maskentypen, die Ärzte probierten beide aus und entschieden dann, welche in Serie gehen sollte.

Drive-In-Abholstation

Ihre Modelle, auf diese Klarstellung legen die „Flinken Helfer-Finger“ Wert, seien keine genormten Schutzmasken, die vor der Übertragung des Virus schützen, sondern lediglich ein Hilfsmittel. Sie würden aber dringend für die tägliche Routine bei Untersuchungen, Behandlungen und Eingriffen benötigt.

Die Erftstädter haben den Stoff eingekauft, zugeschnitten, sogar die Drähte, die die Konstruktion auf der Nase des Trägers halten sollen, sind auf die richtige Länge gekürzt. Das Material für jeweils 18 Masken wurde mit der Nähanleitung zusammengepackt. Wer in die Produktion einsteigen will, braucht nur noch eine Nähmaschine, Garn und natürlich Zeit.

Bis Sonntag waren die ersten 100 Pakete verteilt, bis Montag die ersten 60 Masken fertig. Mittlerweile sind es mehr als 500. Um das Material ohne Ansteckungsgefahr an den Mann oder an die Frau zu bringen, hatten die Initiatoren eine Art Drive-In-Schalter improvisiert, an dem man die Sets abholen kann. Dazu gehört auch eine Kiste zum Einwerfen der fertigen Exemplare.

Anleitung per E-Mail

Auch der Caritasverband Rhein-Erft setzt wegen der Lieferengpässe auf behelfsmäßigen Mund-Nasen-Schutz für den Einsatz in risikoärmeren Situationen. Freiwillige, die Mundschutze nähen wollen, können per E-Mail Anleitung, Hinweise zum Stoff und weitere Informationen erhalten. „Wir benötigen Hilfe, möchten aber nicht, dass jeder munter drauflos näht“, sagt Sprecher Kaspar Müller-Bringmann. (aen)

E-Mail verschicken an: mundschutz@caritas-rhein-erft.de

Mittlerweile hätten sich weitere Krankenhäuser und Pflegedienste gemeldet, die inzwischen ohne Schutz arbeiteten und sich mit Schals behelfen müssten, berichten die „Flinken Helfer-Finger“. Da binnen drei Tagen Material im Wert von rund 4000 Euro verteilt worden sei, suchen sie dringend Sponsoren. Die Masken werden nicht verkauft, sondern verschenkt.

Sabine Acker, Vorsitzende des VfB Erftstadt, erklärte sich bereit, über den Verein ein Konto für Geldspenden zur Verfügung zu stellen. Sie stellt aber klar: „Spendenquittungen können wir nicht ausstellen, weil es ja nicht um einen Vereinszweck geht.“ Die Gruppe garantiere aber, dass das Geld ausschließlich für die Mundschutzaktion verwendet werde.

Bille Schroeder aus Frechen musste wegen der Coronakrise ihr Geschäft „Mi Piace“ an der Keimesstraße schließen, wo sie sonst Geschenkartikel und Wohnaccessoires verkauft, aber auch selbstgenähte Kinderkleidung und Kulturtaschen. Auch sie hat sich auf das Nähen von Mundschutz-Masken verlegt. „Sie sind außen und innen aus Baumwolle, dazwischen nähe ich ein Vlies ein“, berichtet Bille Schroeder. Die Masken verkauft sie für sieben Euro. „Ich habe versucht, aus der Not eine Tugend zu machen, weil ich ja ansonsten keine Umsätze mehr habe“, sagt Bille Schroeder. Bestellungen sind unter 0157/87337144 möglich.

Solveig Reininghaus und ihre Tochter Anna (9) können sich vor Bestellungen nicht retten. „Die Nachfrage ist enorm“, erzählt die Stommelnerin. Bis gestern seien 20 Bestellungen eingegangen. Spontan hatten Mutter und Tochter am Montagmorgen beschlossen, „waschbare Mundschutze für einen guten Zweck zu nähen“ und gegen eine Spende von mindestens fünf Euro abzugeben. Den Erlös „möchte Anna zu gleichen Teilen einem deutschen und einem italienischen Kinderheim spenden“, berichtet die Mutter.

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Erste Spenderin war Petra Aubart, Leiterin der Aktiven Schule Köln, an der Reininghaus einen Nähkurs betreut. Aubart habe ihnen die beiden Nähmaschinen zur Verfügung gestellt. Auch bei ihren Kollegen im Waldkindergarten in Hürth seien die Mundschutze sehr gefragt. Sie alle hätten bunte Masken geordert. Falls nötig, werde sie für den guten Zweck „Überstunden bis in die Nacht“ machen, sagt Reininghaus. „Ich werde so lange Mundschutze nähen, bis das Thema Corona ausgestanden ist.“

E-Mail verschicken an sabine.acker@vfberftstadt.de und solveigreininghaus@icloud.com.

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