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Deutsche Bahn in ErklärungsnotBahnausfall zwischen Bedburg und Horrem sorgt für Ärger

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Statt Zügen fahren Busse – wie hier am Bahnhof Bedburg. Die RB 38 ist wegen Personalmangels stillgelegt.

Statt Zügen fahren Busse – wie hier am Bahnhof Bedburg. Die RB 38 ist wegen Personalmangels stillgelegt.

Rhein-Erft-Kreis – Die Züge stehen still, weil Lokführer krank sind – und die Pendler sind sauer. In den sozialen Netzwerken entlädt sich der Zorn über die Deutsche Bahn. Denn: Die DB legt die Regionalbahn 38 nun noch länger still als bis Mittwoch dieser Woche, wie es ursprünglich geplant war. Nach Angaben der Bahn fährt bis Freitag, 2. Juli, auf der Strecke zwischen Bedburg und Horrem kein Zug mehr. „Wir sind nicht glücklich mit der Situation und können verstehen, wenn der Nahverkehr Rheinland als Besteller sauer ist“, sagt ein Bahnsprecher.

Bahnkunden sind hier ohnehin schon gebeutelt. Seit einem Jahr ist die Linie in Horrem gekappt, Arbeiten in Deutz verhindern, dass Züge von Bedburg bis nach Köln durchfahren können. Zwei Jahre soll die Einschränkung dauern. Die Fahrgäste müssen in Horrem umsteigen. Zumindest wenn ein Zug fährt.

Wie der Sprecher der Bahn erläutert, besteht der hohe Krankenstand nicht ausschließlich auf der Strecke der RB 38. Aber weil die Linie recht autark sei und nicht kompliziert in andere Strecken greife, habe sich die Bahn dazu entschieden, die RB 38 vorübergehend komplett aus dem Netz zu nehmen, um andere Strecken zu entlasten. Das sei schlicht am einfachsten umzusetzen.

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Lokführer schulen

Andere Lokführer wiederum könnten wegen mangelnder Streckenkenntnis nicht ohne Weiteres auf der RB 38 fahren. „Wir arbeiten daran, andere Lokführer mit der Strecke der RB 38 vertraut zu machen“, sagt der Sprecher. So würden bis zum Jahresende insgesamt knapp 80 Lokführer zwischen Bedburg und Horrem eingesetzt werden.

„Wir sind vollkommen verärgert, auch über die schlechte Kommunikation der Deutschen Bahn“, sagt Holger Klein, Sprecher des Nahverkehr Rheinland (NVR). Der NVR ist Auftraggeber der Deutschen Bahn auf der Strecke. Bei einem Krisengespräch mit dem DB-Vorstand habe man vehement auf eine Lösung gepocht. „Die DB bleibt aber bei der Sperrung der Strecke.“ Der NVR habe dann auf verstärkten Einsatz von Bussen und auch auf „Reiselenker“ gedrängt, die die Fahrgäste auf die Busse aufmerksam machen sollten. „Aber wenn es bei der DB heißt, wir haben nicht genug Personal, sind uns die Hände gebunden.“ Auf jeden Fall werde sich die Deutsche Bahn auf Strafzahlungen einstellen müssen.

Miserabler Zustand

Im neuen Stationsbericht des Nahverkehr Rheinland (NVR) schneiden die Haltestellen entlang der Regionalbahn 38 weiterhin schlecht ab. Die Zustände an den Stationen Zieverich, Bergheim und Quadrath-Ichendorf stuft der NVR wegen schmutziger Gleisbetten, Vandalismusschäden und Graffiti als „nicht akzeptabel“ ein, für die Haltestellen Glesch, Paffendorf und Bedburg gab es ein „noch akzeptabel“. Der Bahnhof Bedburg rangierte im vorigen Jahr noch unter „nicht akzeptabel“, hat sich also leicht verbessert. Von den 200 untersuchten Stationen im Gebiet des NVR zwischen Wegberg, Aachen, Dahlem und Gummersbach erhielten 21 die schlechte Einstufung, davon allein drei an der RB 38. (dv)

„Die RB 38 darf nicht die Bedarfsreserve für Personalmangel bei der DB sein“, sagt Dierk Timm, Fraktionsvorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion und Vorsitzender des NVR-Aufsichtsrats. Selbstverständlich müsse die DB Strafzahlungen für diesen eklatanten Vertragsverstoß leisten. „Das bringt den Fahrgästen aber leider nichts. Der zusammengebrochene Wettbewerb auf der Schiene, wo zahlreiche Anbieter durch Corona ums Überleben kämpfen, nimmt uns hier auch Optionen.“

Letzten Endes helfe nur eine vernünftige Personaldecke. „Hier ist die DB als Vertragsnehmer in der Pflicht“, sagt Timm. „Einfach das Angebot gravierend einzuschränken, kann nur als völliges Versagen bewertet werden.“

Busse fahen im halbstündlichen Takt

Anstelle der Züge fahren nun Busse. Entlang der Bahnstrecke sind die Fahrzeuge im halbstündlichen Takt unterwegs, die Fahrtzeit ist laut Bahn sieben Minuten länger als die der Züge. Taxikosten von Bahnkunden werden nur für die Zeit vor Einrichtung des Ersatzverkehrs erstattet.

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„Da erstatten wir kulant“, sagt der Bahnsprecher. Die Busse fahren nach seinen Angaben seit Mittwoch, 16. Juni, in einem festen Takt. Taxifahrten, die ab diesem Datum in Anspruch genommen wurden, würden nicht erstattet.

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