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Neuer AnlaufElsdorfer Straßensiedlung soll touristisch erschlossen werden

Lesezeit 3 Minuten
Im Acker im Hintergrund liegen römische Gebäudereste verborgen. Die Grünen Ratsmitglieder Randy Hasch, Hartmut Bergheim und Michael Broich (v.r.) regen erneut eine Ausgrabung und touristische Nutzung an.

Im Acker im Hintergrund liegen römische Gebäudereste verborgen. Die Grünen Ratsmitglieder Randy Hasch, Hartmut Bergheim und Michael Broich (v.r.) regen erneut eine Ausgrabung und touristische Nutzung an.

Elsdorf – Das Thema ist nicht neu. Aber es kommt nicht so richtig voran. Unter der Ackerkrume rechts und links der Römerstraße „Via belgica“ liegen die Reste eines um die 2000 Jahre alten Straßendorfes (Vicus) und eines Tempels. Die Grünen bringen jetzt eine touristische Erschließung des Bodenfundes wieder in die Diskussion.

Schon Hobby-Archäologe und Altbürgermeister Wilfried Effertz hatte sich, als er noch SPD-Fraktionsvorsitzender war, Gedanken um den Aufschluss der Fundstelle gemacht. Vor etwa 30 Jahren, so schätzt er, sei für Etzweiler ein möglicher Umsiedlungsstandort zwischen Giesendorf, Grouven und Elsdorf untersucht worden. „Daraufhin haben die Bodendenkmalpfleger Ende der 80er-Jahre das Gebiet beflogen und anhand von Luftbildern am Bewuchs auf dem Acker festgestellt, dass im Boden Zeugnisse der Geschichte liegen müssen“, erinnert sich Heinz-Peter Schmitz, damals Leiter des Elsdorfer Bauamts.

Der Landeskonservator habe nach weiteren Untersuchungen damals darauf hingewiesen, dass „der einzige unüberbaute Vicus nördlich der Alpen“ dort schlummere, sagt Effertz. Damals hatten Bodenuntersuchungen und Luftaufnahmen gezeigt, dass ein etwa 200 mal 600 Meter großes Dörfchen an der Stelle stand, wo heute die Römerstraße aus Grouven als Wirtschaftsweg auf die Köln-Aachener Straße trifft.

Vicus hatte vermutlich Seitenstraße

Neben der Römerstraße lagen die Häuser, weil die römischen Handlungsreisenden und Soldaten auf dem langen Weg von der Colonia (Köln) nach Boulogne-sur-mer an der französischen Atlantikküste einen Ort für Warenumschlag, Ruhepause, Proviantaufnahme und Pferdewechsel benötigten. Die bis zu 25 Meter langen Häuser standen sämtlich zum Straßenverlauf ausgerichtet und boten durch straßenseitige Veranden einen wettergeschützten Bürgersteig, wie die Infotafel informiert.

Keine 100 Meter vom Vicus entfernt ist ein etwa 80 Quadratmeter großer gallo-römischer Umgangstempel nachgewiesen. Da der in einem anderen Winkel zur Via steht, ist anzunehmen, dass der Vicus sogar über eine Seitenstraße verfügte.

Geld fehlte

Erhalten sein wird nicht allzu viel, mehr als 2000 Jahre alte Fundamente und Mauerruinen vielleicht, oder auch Reste von Straßenbelag sowie Haushalts- und Arbeitsgeräte.

Effertz fehlten damals ebenso Geld und Sponsoren, wie vor mehr als zehn Jahren den Machern der Regionale 2010, die eine Sichtbarmachung der Antike im Terra-Nova-Projektplan festgeschrieben hatten. Davon ist nur eine Info-Stele neben dem Gebüsch verwirklicht worden.

Werbebanner in Planung

Jetzt könnte der Strukturwandel helfen. Daher lassen die Grünen nicht locker. „Wir hoffen, dass der langgehegte Traum, diese Attraktion für Elsdorf erlebbar zu machen, doch noch Realität werden kann“, sagt Fraktionsvorsitzender Michael Broich, der jetzt ein Werbebanner hat anfertigen lassen, damit Vicus und Tempel nicht aus dem Blickfeld geraten. Das Transparent soll im Schaufenster des Fraktionsbüros an der Köln-Aachener Straße das Thema im Gespräch halten.

Gedacht ist an einen Park, in dem die Funde pädagogisch präsentiert werden. „Das wäre ein touristisches Highlight für Elsdorf“, sagt die Grünen-Ratsfrau Randy Hasch. „Wir müssen dem jetzt Nachdruck verleihen. Vielleicht kommt eine solche Chance nie wieder“, ergänzt Fraktionsvize Hartmut Bergheim.

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Aus der Stadtverwaltung war zu erfahren, dass die Inszenierung des Vicus in den Katalog der Projekte des Freiraum- und Tourismuskonzepts Eingang gefunden hat. Nächste Schritte seien die Konkretisierung und später die Suche nach Partnern und Fördergeld. Die Sache sei „auf einem guten Weg“, haben die Grünen erfahren.

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