Schullandschaft in ElsdorfReuschenberg-Hauptschule schließt

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Hauptschulabschluss

Symbolisch haben die letzten Schüler die Reuschenbergschule Stein für Stein abgebaut. Sie schließt nach 50 Jahren. 

Elsdorf – Die Reuschenberg-Hauptschule gibt es nicht mehr. Im Jubiläumsjahr, 50 Jahre nach Gründung, feierte der letzte Jahrgang sein Entlassfest. Für die bis zum Schluss verbliebenen Lehrer mischte sich auch Trauer in den für die Pennäler freudigen Anlass.

„We Don’t Need No Education“, sangen die 24 letzten Schüler der Reuschenbergschule befreit und trotzig, aber auch mit einem Schuss Ironie. Denn neben dem Hauptschulabschluss mussten sie ihr Fest mit der Schließung der ganzen Schule, die sich seit Gründung der Gesamtschule in Auflösung befindet, mischen.

Nach Hollywood luden die Ex-Zehntklässler ein. Roter Teppich am Eingang zur „V.I.P.-Loge“ im Pädagogischen Zentrum des Schulzentrums, Sekt, Häppchen an Stehtischen und Ausschnitte aus dem Musical „Grease“, aufgeführt von den Schülern, erinnerten an die Filmmetropole bei Los Angeles.

Am Anfang stand jedoch das Ende der Reuschenberg-Schule. Zu dem Pink-Floyd-Song „Another brick in the Wall“ („Eine weiterer Stein in der Mauer“), knackig-rockig gespielt von der Schulzentrums-Lehrerband „Skol“, rissen die Schüler eine Pappkarton-Mauer mit dem Schriftzug „Reuschenberg-Schule 1968-2018“ ein. Dahinter kam die Bühnendekoration für das Musical „Grease“ zum Vorschein, das die Abgangsschüler kurzerhand in die „Reuschenberg-Highschool“ verlegten.

Die Schüler Chiara und Maikel moderierten den Ausstand ihrer Klassenkameraden und durften zuerst ihre kommissarische Schulleiterin ans Mikrofon bitten. Elke Pascher ließ die MS Reuschenberg zur letzten Fahrt auslaufen. Vor drei Jahren hatten die Schüler den Dreimaster vor der Burg Reuschenberg gemalt und mit ihren Unterschriften versehen. „Volle Kraft voraus für die Schule“ hatten sie sich damals auf die schweren Jahre des Auslaufens der Schule eingeschworen.

Hohe Qualität bis zum Schluss

Es hat funktioniert. Dank der Unterstützung der Stadt als Schulträger und der Bezirksregierung ist es gelungen, bis zum Schluss einen vielfältigen Unterricht anzubieten, zuletzt mit sechs Lehrern.

„Die Schüler der jetzigen Klasse zehn können beurteilen, dass sich das Durchhalten gelohnt hat. Mein Ziel war es, allen Schülern seit der letzten Einschulung 2013 hier am Standort einen Abschluss zu ermöglichen“, sagte Pascher beim Abschlussfest vor ehemaligen Schülern und Lehrern, Eltern, Wegbegleitern der Schule und Vertretern von Stadt und Kreis-Schulamt.

Schulrätin Anna Maria Kannen (Rhein-Erft-Kreis) lobte die „gute Qualität der Schule bis zum letzten Tag“. Schüler und Lehrer hätten die „Kränkung“, die ein Schließungsbeschluss bedeute, „überwunden und nach vorne geblickt“. „Sie haben Generationen von Schülern auf dem schulischen Werdegang begleitet“, dankte Bürgermeister Andreas Heller den aktuellen und ehemaligen Lehrern. Dass Jubiläum und Schließung zusammenfallen, sorge auch bei ihm für „ein lachendes und ein weinendes Auge“.

Hauptschule löste 1968 die Volksschule ab

Die Elsdorfer Hauptschule wurde mit Veränderung des Schulgesetzes in Nordrhein-Westfalen 1968 eingeführt und löste die oberen Klassen der Volksschule ab. Das erste bis vierte Schuljahr wurde zur Grundschule. Die zog in die jetzige Martin-Luther-Schule an der Desdorfer Straße.

Der Hauptschule mit rund 500 Schülern, die auch Jugendliche aus Esch, Angelsdorf, Nieder- und Oberembt aufnahm, standen die 1928 erbaute Arnoldusschule und die 1960 erbaute benachbarte Elisabethschule zur Verfügung. Zwei Klassen waren in der um 1900 erbauten Schwanschule, Mittelstraße, untergebracht, vier weitere im neu erbauten ersten Bauteil des Angelsdorfer Schulzentrums an der heutigen Stadtbibliothek. Nach dem Ausbau des Schulzentrums räumte die Hauptschule 1973 das Gelände an der Jahnstraße.

Erster Schulleiter war ab 1968 Wilhelm Schmitz. Ihn löste 1973 Konrektor Hans-Theo Schmitz ab, der bis 2002 Rektor blieb. Ursula Weber folgte ihm nach, sie ging 2012 in den Ruhestand.

Gerda Portz übernahm kommissarisch, bis 2013 Tina Wingen-Pahr antrat. Nochmals sprang danach Gerda Portz kommissarisch ein. Seit 2015 leitete Elke Pascher, kommissarisch, die Schule, die seit 2007 in Erinnerung an die im Tagebau untergegangene Burg Reuschenbergschule hieß. (ftz)

„Ich bin stolz, dass die winzige Restschule ein solches Programm anbieten kann“, sagte Pascher mit erstickter Stimme, bevor die Band Musikstücke aus den fünf Jahrzehnten spielte. Auf der Leinwand wurde derweil eine illustrierte Schulchronik gezeigt.

Die Schüler verteilten mit Unterstützung aus den übrigen Schulen am Standort Stücke aus dem Namens-Schriftzug am Schulgebäude. Nach den mit viel Wirbel getanzten und gespielten „Grease“-Szenen erhielten sie die ersehnten Abschlusszeugnisse.

„We Go Together“ („Wir gehen zusammen“), ebenfalls aus Grease getanzte Musik, bildete den endgültigen Schlusspunkt hinter der 50-jährigen Geschichte der Reuschenberg-Schule. „Jetzt lassen wir einen Koffer der Erinnerungen zurück“, sagte Pascher.

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