SchweinezuchtLandwirte und Fachleute loben Stall in Elsdorf

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im Ferkelstall werden die Zuchttiere zwei Monate lang auf ein Gewicht von 30 Kilogramm gebracht. Danach werden die Ferkel in Mastbetrieben in der Umgebung auf 100 bis 120 Kilogramm gemästet.

im Ferkelstall werden die Zuchttiere zwei Monate lang auf ein Gewicht von 30 Kilogramm gebracht. Danach werden die Ferkel in Mastbetrieben in der Umgebung auf 100 bis 120 Kilogramm gemästet.

Elsdorf – Aufgeregt laufen Hunderte Ferkel durch ihre Verschläge. Erst wenige Tage alte Frischlinge suchen Nahrung bei der Muttersau, Eber Boris döst derweil in seinem Stall. Auf dem Gut Aparte Höfe ziehen Michael und Patrick Gülden seit dem Frühsommer Ferkel heran.

Boris steht am Anfang der Produktion auf dem neu gebauten Gut zwischen Ohndorf und Desdorf. Er wird an den Sauen vorbeigeführt. Sein ureigenster Duftstoff macht die künftigen Muttertiere heiß, die dann künstlich mit gekauftem Sperma befruchtet werden. „Drei Monate, drei Wochen und drei Tage“ ist die Faustregel für die Tragezeit, wie der Angelsdorfer Landwirt Michael Gülden (63) erläutert. Danach wirft die Sau ein rundes Dutzend Ferkel, die 28 Tage lang bei der Mutter im geheizten Séparée bleiben.

„Wildschweine säugen ihren Nachwuchs über drei Monate, und die Bindung zwischen Mutter und Kind löst sich erst nach weit über einem Jahr“, kritisiert die internationale Tierschutzorganisation Peta (People for the Ethical Treatment of Animals) die unnatürlichen Methoden der Ferkelzüchter und hält zudem das Fehlen von Spielanreizen und Stroh in vielen Ställen für nicht artgerecht.

Gut sechs Kilogramm schwer sind die Tiere, wenn sie in den Ferkelstall umziehen, wo sie zwei Monate lang auf 30 Kilogramm gemästet werden, bevor sie zu Mästern in der näheren Umgebung weitergereicht werden. Dort werden die Ferkel auf 100 bis 120 Kilogramm angefüttert und müssen dann zum Schlachter. Das unerfreuliche Schicksal teilen sie mit den rund 180 Muttertieren auf dem Gut Aparte Höfe, die nach sechs bis sieben Jahren und knapp 20 Würfen den gleichen Weg antreten müssen, um als Fleischgericht oder Wurst auf dem Teller zu landen.

„Die Schweine haben es gut bei uns“, betont Gülden. Die Mutter-und-Kind-Stuben messen rund acht Quadratmeter. „Eine Sau gibt täglich 15 bis 16 Liter Milch an die Ferkel ab. Dazu muss sie 60 bis 80 Liter Wasser trinken“, erläutert Juniorchef Patrick Gülden (28).

Später stehe ein Stall ohne Platznot und Futterneid für die Älteren bereit. Drei unterschiedlich hohe Tränken für kleine und große Ferkel sind an den Wänden montiert. Das Futter können sich die Tiere selbst mischen. Neben dem Trockenfuttertrog ist eine Wasserhahn angebracht, den sie betätigen können, um aus dem Futtermehl dicken oder dünnen Brei zu machen.

Einen Teil des Getreides für das Futter bauen die Viehwirte selbst an, dazu kommen gekaufte Zutaten nach Maßgabe eines Futterberaters. Untergemischt wird auch genetisch verändertes Sojaschrot. „Wenn man die Menschheit weltweit satt bekommen will, muss man zu solchen Mitteln greifen“, sagt Michael Gülden und stellt sich damit in den Wind einer weltweiten Diskussion, in der es durchaus auch andere Meinungen gibt. Schäden seien bislang dadurch nicht nachweisbar in seinem Stall, versichert er.

Die Schweine würden nicht durch die Ernährung verändert, eher durch Züchtung. „Da werden auch Gene verändert“, sagt Michael Gülden. Seine Herde besteht aus der gekreuzten Rasse German Hybrid, die sich durch stehende Ohren, eine absatzfördernde Fleischmarmorierung und besonders durch einen langen Körperbau – und damit mehr Fleisch für größeren wirtschaftlichen Ertrag – auszeichnet.

„Wir haben den Stall nach unseren Plänen und Ideen bauen lassen. Dass die Schweine zu ihrem Futter sich selbst am Strohspender ihren Nachtisch nehmen können, ist längst nicht unsere einzige Idee, die es nirgends sonst gibt“, sagt Michael Gülden nicht ohne Stolz. Für die Frischlinge gibt es eine extra Fußbodenheizung und Heizstrahler.

Stroh sucht man auf den Stallböden aus Metall und Zement jedoch vergebens. Auch die typischen Ringelschwänze fehlen den Tieren. Das Schwanzkupieren soll dem unter Schweinen vielfach auftretende Schwanzbeißen vorbeugen.

Ein „Fünf-Sterne-Hotel für Schweine“ nennt Gülden die Stallungen. „Wir haben Spaß an Tieren“, sagt er, spricht mit einer Muttersau, bevor er ein Ferkel auf den Arm nimmt. Jährlich sind 5000 Ferkel geplant, in der Anlaufphase müssen zurzeit rund 1100 Ferkel gefüttert werden.

Das Gut der Familie Gülden erfreut sich großen Fachinteresses. Die Landwirtschaftskammer und das Fraunhofer-Institut haben sich die laut Michael Gülden vorbildliche Haltung ebenso bereits angeschaut wie Delegationen aus halb Europa und aus Brasilien.

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