Arbeit in Liblar geht weiterDeswegen wurde der Solarradweg unter Wasser gesetzt

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In Handarbeit werden die Platinen vom Mitarbeiterteam neu verbunden, verklebt und eingesetzt.

In Handarbeit werden die Platinen vom Mitarbeiterteam neu verbunden, verklebt und eingesetzt.

Erftstadt-Liblar – Millimetergenau werden 520 Platinen neu verlötet, Abdeckungen verbunden und anschließend alles mit Harz versiegelt. Der 78 Meter lange und 2,40 Meter breite Solarradweg soll in präziser Handarbeit wieder funktionstüchtig gemacht werden, damit er nach Behebung technischer Mängel bald doch noch in Betrieb gehen und Strom liefern kann.

„Wir werden im Laufe der Woche fertig, und dann beginnt eine vierwöchige Testphase“, erläutert Donald Müller-Judex, Gründer der Solmove GmbH und Entwickler des Solarradwegs. Viele Passanten hätten ihn angesprochen. „Die meisten finden es total super, dass es hier nun weitergeht und bald wieder Strom produziert wird“, berichtet Müller-Judex. Nach der Testphase werde der Weg quasi unter Wasser gesetzt, um einen heftigen Regenguss zu simulieren, kündigt der 59-jährige Erfinder an.

Stadt ließ Solarradweg in Erftstadt vom Netz nehmen

Die Platinen waren in ihrer Ursprungsversion fehlerhaft, da Plus- und Minuspole zu eng beieinander lagen. Daher verschmorten im März 2019 einige Module des im Jahr zuvor feierlich von Bundesumweltministerin Svenja Schulze eröffneten Solarwegs. Die Teststrecke war auf Betreiben der Stadt vom Netz genommen und ein externer Sachverständiger eingeschaltet worden. Stadt und Solmove einigten sich nach längerem Hin und Her auf einen Vergleich und vereinbarten zugleich Stillschweigen über dessen Inhalt.

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Müller-Judex hatte mit seinem Start-up-Unternehmen eine Halbe Million Euro in die Anlage investiert, vom Bund waren 80.000 Euro Förderung zugesagt worden, wovon aber nur ein Teil ausgezahlt worden sei. Müller-Judex sieht sich aber auf der richtigen Spur mit seiner Erfindung. Der Solarradweg in Liblar sei ausdrücklich eine Teststrecke – auf einem vorhandenen Weg gebaut, der schief und krumm sei und aufgebrochene Stellen habe. „Es geht um die Alltagstauglichkeit der Module auf ganz normalem Untergrund. Wir wollen eben nicht Felder und Wiesen mit Modulen zubauen“, betont Müller-Judex

Die in Liblar gemachten Erfahrungen dienten der Verbesserung der Technik. Inzwischen gebe es zwei weitere Solarwege auf einem ehemaligen Zechengelände in Gelsenkirchen. Die Module dort funktionierten seit mehr als anderthalb Jahren einwandfrei.

Solarradweg: So sollen Fehler in Zukunft vermieden werden

In Modulen der neuesten Generation werden Platinen nicht mehr verklebt, sondern per Klick-System eingesetzt. In die Bauteile können Sensoren eingebaut werden, die auf Lichteinstrahlung reagieren und die Platten bei Dunkelheit illuminieren. „Wir schaffen da sozusagen intelligente Radwege“, formuliert Müller-Judex. Solmove verlege die Module auf vorhandenen Wegen, ohne großen technischen Aufwand und somit kostengünstig. Demgegenüber würden etwa in den Niederlanden große Betonwannen geschaffen und in den Boden verlegt, in die dann Solarmodule eingebaut würden, die anschließend mit dicken, lichtschluckenden Glasplatten abgedeckt würden.

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Müller-Judex hofft, Solarmodule bald auf viel größerer Fläche verbauen zu können, etwa auf Flughäfen, die ihrerseits weg vom Image des Klimakillers wollten und sich stattdessen als grüne Oase präsentierten. Die großen betonierten Zaunwege der Airports oder Taxiways für Flugzeuge böten sich als Solarflächen an.

Für den Firmenchef steht außer Frage, dass seine Solartechnologie perfekt in eine Zeit passe, in der immer intensiver vor unbeherrschbaren Folgen einer fortschreitenden Klimakatastrophe gewarnt werde.

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