Begnadeter PianistErftstädter Leopold von Knobelsdorff wäre 90 Jahre alt geworden

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So kannten ihn viele Fans Boogie-Woogie-Fans: Leopold von Knobelsdorff am Klavier. Begonnen hat seine musikalische Laufbahn an der Kirchenorgel. 

Erftstadt-Blessem – Er konnte an keinem Instrument vorbeigehen, das Tasten hatte. Als Kind hat Leopold von Knobelsdorff im Internat bei den Nonnen das Orgelspiel gelernt, bekannt wurde er als Boogie-Woogie-Pianist, sein Geld hat er als Toningenieur beim Westdeutschen Rundfunk verdient. An diesem Sonntag, 3. April, wäre er 90 Jahre alt geworden. Das Künstlerforum Schau-Fenster erinnert mit einem Konzert im September an den Musiker, der am 9. Februar 2013 im Alter von 80 Jahren gestorben ist.

Seine Tochter Gabriele von Knobelsdorff hütet einige Ordner, prall gefüllt mit alten Fotos, Zeitungsausschnitten, Briefen und Notizen. Immerhin die hat sie retten können, als das Hochwasser im vergangenen Juli ihr Elternhaus in Blessem traf. Ihre Mutter Christine, die demnächst 80 wird, lebt dort immer noch. Zwar sei „nur“ der Keller vollgelaufen, erzählt sie. Aber darin ging eine riesige Sammlung an Schallplatten, auch Schellackplatten, samt Plattenspielern unter. „Andere Sammler erlauben Gästen vielleicht mal einen Blick auf ihre Schellackplatten“, sagt Gabriele von Knobelsdorff. „Mein Vater hat sie wirklich abgespielt.“

Knobelsdorff Spitzname war Honky

Geboren in Berlin, landete der junge Leo mit seiner Familie auf der Flucht in Bayern. In Nürnberg machte er eine Ausbildung zum Toningenieur – und „vergewaltigte alle Klaviere, die mir in die Finger kamen“, wie er selbst geschrieben hat. Auf den Geschmack am Jazz war er da längst in den amerikanischen Soldatenclubs gekommen. „Deshalb hatte ich schnell den Spitznamen Honky weg.“ An seiner ersten Arbeitsstelle in Frankfurt schlich er sich nachts in die Studios des Hessischen Rundfunks, um in die Tasten zu greifen, wurde prompt erwischt und bekam „Pianoverbot vom Intendanten“.

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1958 fing Knobelsdorff beim WDR an. Sogar sein Arbeitsvertrag findet sich in einem Ordner, mit einem Monatsgehalt von 410 Mark. In Köln fasste er schnell in der Jazz-Szene Fuß, legte Platten im Subway auf. Er arbeitete viel mit Karlheinz Stockhausen zusammen, der ihn für Produktionen anforderte. „Sie waren beide Freigeister“, urteilt die Tochter. Der Vater war ein Nachtmensch, stand auf, wenn sie zu Schule ging. Wenn sie nach Hause kam, hörte sie schon von Weitem Musik: „Wir hatten sehr tolerante Nachbarn.“

Knobelsdorff hatte immer einen eigenen Stuhl dabei

Immerhin durfte sie mitkommen, wenn er beispielsweise für den „Rockpalast“ arbeitete. Und sie fuhr ihn später zu Konzerten. „Er reiste mit großem Gepäck.“ Immer hatte er einen Klavierstuhl dabei, damit er nicht auf einem wackeligen Hocker sitzen musste, und auf alle Fälle einen Stimmschlüssel fürs Klavier.

Viele Konzerte waren Leopold von Knobelsdorff zu verdanken, bei denen nicht nur er am Klavier saß. Durch seine Kontakte zur Jazzszene holte er große Namen nach Erftstadt. Und – auch das eine prägende Erinnerung seiner Tochter – er holte den „Rolling Stones“-Gitarristen Keith Richards an den Köln er Tanzbrunnen.

Das Künstlerforum Schau-Fenster setzt die Reihe „Boogie for Erftstadt“ fort, die der Verein Kulturhaus ins Leben gerufen hat. Am Samstag, 10. September, 20 Uhr, spielen im Geske-Kulturhaus Stefan Ulbricht, Moritz Schlömer, Martin Pyrker, Greta Holtrop und Martijn Schol zur Erinnerung an Leopold von Knobelsdorff. Karten gibt es in den Buchhandlungen Köhl und in der Buchhandlung Pier.

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