Abo

Beliebter Erftstädter Polizist„Dorfsheriff“ Martin Irnich geht in den Ruhestand

Lesezeit 4 Minuten
Martin Irnich war gern im Revier unterwegs.

Martin Irnich war gern im Revier unterwegs.

Erftstadt – Nach 43 Dienstjahren ist nun Schluss. Der bekannte und beliebte Polizeibeamte Martin Irnich ist seit Anfang des Monats im Ruhestand. Am 30. April hatte er seinen 61. Geburtstag.

„Mit 18 Jahren habe ich in der Bereitschaftspolizeiabteilung, Außenstelle Euskirchen, angefangen“, berichtet er. Den Wunsch, Polizist zu werden, hatte er schon als Kind. Irnich schmunzelt: „Der Gedanke reifte im vierten Schuljahr, als Schülerlotsen gesucht wurden. Ich fand das richtig toll, dass die Autos anhalten mussten, wenn ich die Kelle hob.“

Seine Eltern hingegen hätten ihn später lieber als Ingenieur gesehen. Tatsächlich besuchte er zwei Jahre lang die Fachoberschule für Bauwesen in Köln und absolvierte ein einjähriges Praktikum bei der Bundesbahn. Doch dann kam der Zufall ins Spiel. „Anfang 1974 stand in der Zeitung, dass die Polizei weiteres Personal sucht. Ich bewarb mich heimlich, ohne Wissen meiner Eltern“, erzählt Irnich.

Am Waidmarkt in Köln fand die Einstellungsprüfung statt. Irnich bestand und trat noch im gleichen Jahr den Job an. „Meine Eltern waren nicht sauer. Schließlich wurde ich ja Beamter“, sagt Irnich und lächelt. Sein Vater war ebenfalls Beamter, bei der Post.

Vom Oktober 1976 an hatte Martin Irnich als Polizeioberwachtmeister praktische Erfahrungen im Einzeldienst gesammelt, und zwar im Wach- und Wechseldienst, absolvierte später die Fachprüfung im mittleren Dienst. „Nach der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer wurde der Objektschutz intensiviert. Ich arbeitete fortan bis 1986 bei der Schutzpolizei in Köln-Marienburg“, berichtet er. Eine Reihe von Prominenten galt es zu schützen, wie die Politiker Walter Scheel und Hans Jürgen Wischnewski oder den Unternehmer Otto Wolff von Amerongen.“ Auch Botschaften bewachten seine Kollegen und er.

Von 1986 bis 1989 arbeitete Irnich im Beweissicherungstrupp und fertigte bei Großeinsätzen Fotos und Videomaterial an. „Das passte irgendwie zu mir, denn Fotografieren zählt zu meinen Hobbys.“ In den Folgejahren bis 1992 war Irnich dem Sachgebiet „Einsatz und Verwendung“ zugeteilt, anschließend in den Erftkreis versetzt worden.

„Bis 1994 versah ich Streifendienst in Pulheim, dann startete ich meinen Aufstieg in den gehobenen Dienst“, erzählt er. Nach der Ausbildungszeit war er Polizeikommissar und arbeitete von 1995 bis 1998 als Wachdienstführer und Dienstgruppenleiter in Kerpen, anschließend im Kriminalkommissariat in Kerpen und von 1999 bis 2001 in Erftstadt, als die Kommune noch eine eigene Dienststelle hatte. In der Folgezeit war Irnich Bezirksdienstbeamter, sozusagen „Dorfsheriff“.

Bezirksdienst als Herzstück der Polizeiarbeit

„Ich betrachte diesen Begriff als Ehre. Denn der Bezirksdienst ist für mich das Herzstück der Polizeiarbeit“, erklärt Irnich. Er betreute eine ganze Reihe von Stadtteilen. Zunächst Bliesheim und Liblar und nach der Pensionierung seines früheren Kollegen Hubert Jansen übernahm er 2006 auch Ahrem, Friesheim, Niederberg, Borr/Scheuren, Erp und Herrig.

Dabei kam ihm zupass, dass er es bis zur Arbeit nicht weit hatte, denn seit 2012 wohnte Irnich mit der Familie in Ahrem. Als Ordnungshüter vor Ort bekam er all die Themen auf den Tisch, die im Alltag der Bürger so aufkommen – von Nachbarschaftsbeschwerden bis zu wildem Müll oder Beschwerden über Hunde, die frei herumlaufen. „Mich riefen auch schon Leute an, die sagten, dass Pferde tot auf der Wiese liegen. Dabei schliefen die nur sanft.“

Irnich kannte fast jeden, und fast jeder kannte Irnich. Zumindest das markante Gesicht, der freundliche Mann mit dem Schnäuzer. Er begleitete Martins- und Karnevalszüge genauso wie Festzüge der Schützen, war bei Straßenfesten zugegen und engagierte sich in der Verkehrserziehung in Kindergärten und Schulen. Rund 80 Prozent seiner Arbeitszeit war der Beamte im Außendienst. Genau das war sein Ding. „Ich muss, um bei den Menschen zu sein, Asphalt unter den Füßen haben“, lautet sein Bekenntnis.

Das könnte Sie auch interessieren:

Zu Irnichs Aufgabengebieten zählte es auch, Haftbefehle zu vollstrecken oder Bürger zu Gerichtsverhandlungen zu begleiten. Handschellen legte er aber nur sehr wenigen Menschen an, berichtet er. „Ich habe immer versucht, im Gespräch mit Argumenten zu überzeugen und versucht klar zu machen, sich besser Anweisungen zu fügen, statt es auf einen Haftbefehl ankommen zu lassen.“

Mit der Zeit bekomme man einen Riecher dafür, mit wem man es beim Gegenüber zu tun habe, nämlich am Äußeren, an seiner Redeweise, am ganzen Verhalten. „Ich versuche dann, im Gespräch mit dem Gegenüber auf eine Ebene zu kommen. Man muss vor allem gut zuhören können“, schildert er seine Erfahrungen.

Jetzt, nach seiner Pensionierung, freut Irnich sich schon auf neue Herausforderungen. „Ich habe mehr Zeit für meine Enkel, fürs Fotografieren, fürs Angeln und fürs Basteln an Computern.“

Rundschau abonnieren