Abo

Fachfirma soll wieder übernehmenStraßenreinigung in Erftstadt wird zum Desaster

Lesezeit 4 Minuten
Stolz wurde 2014 das neue Reinigungsfahrzeug präsentiert.

Stolz wurde 2014 das neue Reinigungsfahrzeug präsentiert.

Erftstadt – Die Straßenreinigung soll künftig nicht mehr von Mitarbeitern der Stadtverwaltung und dem eigenem Fahrzeug ausgeführt werden. Die Aufgabe soll vielmehr an eine Fachfirma vergeben werden. Das beschloss der Straßenausschuss auf Vorschlag der Verwaltung im nichtöffentlichen Teil seiner jüngsten Sitzung.

Wörtlich heißt es im Beschlussentwurf: „Der Ausschuss beauftragt die Verwaltung, den Reinigungsintervall der Straßenreinigung in einem wie bisher zweiwöchigen Rhythmus für ein Jahr testweise vollständig in Fremdleistung über die Vergabestelle öffentlich auszuschreiben und zu vergeben. Nach spätestens zwölf Monaten soll dem Ausschuss eine Bilanz über die Kosten und die Qualität der Reinigungsleistung durch den beauftragten externen Dienstleister aufgezeigt werden.“

Erftstadt: Stadt unzufrieden mit Straßenreinigung

Mit mindestens drei möglichen Anbietern soll vereinbart werden, unverbindlich probeweise Reinigungen vorzunehmen. Das soll dabei helfen, besser einschätzen zu können, welcher Zeitaufwand anfällt und wie hoch die Qualität der Reinigung ist.

Vor acht Jahren hatte der Stadtrat beschlossen, die Straßen künftig in Eigenleistung zu reinigen. Damals waren die Erftstädter unzufrieden mit den Leistungen eines externen Dienstleisters. Der städtische Eigenbetrieb Straßen hatte sich damals optimistisch gezeigt, dass eine Reinigung durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Städtischen Dienste in Kooperation mit der vorhandenen Reinigungskolonne „gut machbar“ und kosteneffizient sei. Statt wöchentlich wurde nur noch alle 14 Tage gereinigt. Das sollte helfen, die Kosten weiter zu senken.

Anschaffung von Kehrmaschine geht in Erftstadt nach hinten los

Die wöchentliche Reinigung durch einen externen Dienstleister hatte Kosten in Höhe von etwa 120.000 Euro jährlich verursacht. Die Verwaltung hatte betont, dass die Anschaffung einer Kehrmaschine für knapp 150.000 Euro auf Dauer günstiger sei.

Großes Stadtgebiet erschwert Reinigung

Eine besondere Herausforderung für die Reinigung der Straßen in Erftstadt stellt die Größe des Stadtgebietes dar. Die Kommune mit ihren zahlreichen Stadtteilen erstreckt sich über eine Fläche von 120 Quadratkilometern und ist damit die größte aller Städte im Rhein-Erft-Kreis.

Das Straßennetz hat eine Gesamtlänge von etwa 235 Kilometern und wird sich durch weitere Neubaugebiete noch vergrößern. 172 Kilometer sind Anliegerstraße, die gereinigt werden müssen, bei den restlichen handelt es sich um inner- und überörtliche Straßen.

Für die ursprüngliche Überlegung der Beschaffung einer neuen städtischen Kehrmaschine wurden bereits 160.000 Euro im Haushaltsplanentwurf für die Jahre 2021 und 2022 angemeldet. (kom)

Zudem stehe bereits städtisches Personal für die Bedienung der Kehrmaschine zur Verfügung. Die zusätzlichen Sonderreinigungskosten durch den externen Dienstleister (etwa 500 Euro pro Jahr) sollten ebenfalls entfallen, da diese Arbeiten durch die händische Reinigung der Reinigungskolonne erledigt werden sollten.

Die Stadt schaffte sich also für ein Jahr testweise eine Kehrmaschine an. Das Fahrzeug war inzwischen knapp 12.000 Betriebsstunden im Einsatz. Doch zeigten sich nun neue Probleme. Unmittelbar nach dem Kauf wies die Kehrmaschine bereits Defekte und Ausfallzeiten auf. „Spätestens seit 2017 erhöhte sich der Reparaturaufwand signifikant“, erfuhr der Ausschuss nun von der Verwaltung. Immer öfter sei es zu „unvorhersehbaren längeren Ausfallzeiten der schnell alternden Kehrmaschine, auch aufgrund von Verzögerungen bei der Ersatzteilbeschaffung für diese Einzelanfertigung“ gekommen.

Städtische Kehrmaschine steht seit Januar in der Werkstatt

Daher musste die Stadt in den Ausfallphasen eine Ersatzmaschine einsetzen. Kosten: 5200 Euro pro Monat. Dazu kamen Kosten für An- und Ablieferung des Fahrzeugs. Auch derzeit steht die städtische Kehrmaschine funktionslos und ohne Tüv-Prüfung seit Januar in der Werkstatt. Bereits im vergangenen Herbst war sie für mehren Wochen außer Betrieb. Laut Angebot einer Fachfirma würde eine Reparatur mehr als 20.000 Euro kosten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dass es mit der Straßenreinigung in Erftstadt nicht rundläuft, merkten auch etliche Bürgerinnen und Bürger. Durch die technischen Probleme habe der Reinigungsplan immer wieder angepasst werden, „sowie Bürger auf Nachfrage über die Umstände informiert werden“ müssen, teilte die Stadtverwaltung mit. Ihr bitteres Fazit lautet: Die Erfahrungen der Mitarbeitenden des Bauhofes zeigten auf, dass schon die unkomplizierte Anmietung einer Kehrmaschine wesentliche Erleichterungen und eine Zeitersparnis bringe. Und: „Aufgrund der unveränderten Personalkosten liegen die Gesamtkosten für eine dauerhaft geliehene Kehrmaschine auf einem vergleichbar hohen Kostenniveau wie bei einem Neukauf.“

Rundschau abonnieren