New Yorker MetVon Lechenich in eines der größten und bekanntesten Museen der Welt

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Anna Zepp ist Führungskraft im Metropolitan Museum of Art in New York.

Anna Zepp ist Führungskraft im Metropolitan Museum of Art in New York.

  • Schon in ihrer Kindheit hat sich Anna Zepp aus Lechenich für Kunst und Museen interessiert.
  • Über mehrere Stationen führte sie ihr Weg nach dem Studium dann an das Metropolitan Museum of Art in New York – eines der größten und bekanntesten Museen der Welt.
  • Im Interview spricht Zepp über ihren außergewöhnlichen Berufsweg, ihr Leben in der US-Metropole und die Dinge, die sie an ihrer Heimat Lechenich vermisst.

New York/Lechenich – Eine beeindruckende Karriere führte eine kunstbegeisterte junge Frau vom romantischen Lechenich nach New York – quasi vom Rotbach zum Hudson River. Anna Zepp gibt im Gespräch mit Horst Komuth Einblicke, wie ihr Weg von der Kunststudentin zu einer Führungskraft des renommierten Kunstmuseums in Manhattan verlief.

Welche Stationen liegen bis zu Ihrer Aufgabe im Met hinter Ihnen, welche Erfahrungen bringen Sie mit?

Ich bin Jahrgang 1988, habe nach dem Abitur am Lechenicher Gymnasium 2007 den Bachelorstudiengang Communication und Cultural Management an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen belegt. Seitdem galt mein Interesse der Aufgabe von Museen. Im Rückblick wundert mich das nicht, denn meine Eltern sind sehr häufig mit meinen Geschwistern und mir in Museen gegangen, meine Mutter hat Kunstgeschichte studiert, mein Vater, Großvater und Urgroßvater haben als Architekten sehr früh ästhetische Sensibilität in uns vier Geschwistern geweckt, und meine Patentante ist sehr kunstinteressiert.

Im Studium habe ich mir ein breites Spektrum an Themen von Kunsttheorie bis hin zu Kulturökonomie angeeignet. Ich las viel über die Arbeit von Max Hollein, dem damaligen Direktor der Schirn-Kunsthalle, des Städel-Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung, der in Frankfurt Bemerkenswertes leistete: Er machte ein hervorragendes, komplexes Ausstellungsprogramm, realisierte das 52 Millionen Euro kostende Renovierungs- und Neubauprojekt des Städel-Museums, revolutionierte Marketing und Fundraising in der deutschsprachigen Kulturlandschaft.

Wie ging es dann weiter?

Ich war so inspiriert, dass ich mich am Städel-Museum beworben habe und tatsächlich eine Stelle bekam, das war 2011. Zunächst war ich kaufmännische Volontärin, wurde danach Projektmanagerin für Internationale Beziehungen und Externe Partner. Nach einigen Jahren schrieb ich mich für den Masterstudiengang Communication and Cultural Management an der Zeppelin-Universität ein. Durch ein Stipendium konnte ich 2014 ein Auslandssemester an einer Uni nahe New York City machen. Anschließend ging ich zurück ans Städel.

Im Sommer 2016 wurde Max Hollein zum Direktor der Fine Arts Museums of San Francisco berufen und bot mir eine Stelle als Managerin für Sonderprojekte in San Francisco an. Mein größtes Projekt dort war die Realisierung eines Lern- und Entdeckungszentrums für Kinder im de-Young-Museum. 2018 wurde Max Hollein zum Direktor des Metropolitan Museum of Art in New York City berufen und ich durfte ihm folgen.

Worin besteht Ihre Aufgabe im renommierten Kunstmuseum Met?

Ich arbeite als Senior Project Manager im Director’s Office. Seit dem Beginn seiner Direktorenschaft hat Max Hollein einige neue Projekte initiiert, in deren Koordination ich eingebunden bin, dazu gehört die Mitarbeit an Ausstellungsprojekten und digitalen Formaten. Die Initiativen rund um den 150. Geburtstag des Mets in diesem Jahr sind ebenfalls eines der Projekte, die ich manage. Auch in die dauerhafte Neupräsentation von einzelnen Sammlungsbereichen bin ich koordinierend eingebunden.

Wie lange werden Sie bleiben?

Das kann ich nicht beantworten. Aktuell fühlt sich New York City nach genau dem Ort an, an dem ich in meiner gegenwärtigen Lebensphase sein möchte. Ich war in den vergangenen Monaten in der glücklichen Position, dass mein Aufgabenbereich eher gewachsen ist. So bin ich jetzt Teil des etwa 15-köpfigen Teams, das die Wiedereröffnung des Museums über mehrere Monate hinweg vorbereitet hat. Wenn es etwas Positives an den vergangenen Monaten gibt, dann, dass sich auch gezeigt hat, wie sehr die Menschen das Museum vermisst haben. Viele der Besucher haben durch die Schließung unser digitales Angebot stärker in Anspruch genommen. Das ist eine Chance für die Zukunft.

Gibt es signifikante Unterschiede zwischen den Konzepten deutscher und US-amerikanischer Kunstmuseen?

Die Unterschiede fangen schon in der Entstehungsgeschichte musealer Sammlungen an. Viele der berühmten Sammlungen in Europa sind von Königshäusern begründet wurden. In den USA war es ein Zusammenschluss von engagierten Bürgern oder Einzelpersonen, die das Initial für die Sammlungen zündeten. In der Folge unterscheidet sich auch die Finanzierung bis heute. In Deutschland ist ein großer Teil der Museen von der öffentlichen Hand finanziert. In den USA sind es viel häufiger Individuen und private Stiftungen, die Museen finanzieren. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass Museen in den USA noch viel stärker als Ort für und aktiver Teilnehmer an gesellschaftlichen Debatten wahrgenommen werden.

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Wie stark ist die Bindung an Lechenich, haben Sie manchmal Heimweh?

Meine Bindung an Lechenich, und natürlich speziell an meine Familie und Freunde, ist sehr eng. Ich bekomme von vielen Seiten berichtet, was es Neues in der Stadt gibt. Es gibt natürlich immer wieder Dinge, nach denen ich Sehnsucht habe: mit meiner Familie zu kochen und zu essen, mit dem Fahrrad an der Heddinghovener Kapelle vorbei ins Feld zu fahren, endlich mal wieder Karneval zu feiern.

Das Gute an New York ist, dass hier alle gern zu Besuch hinkommen, sodass Lechenich sozusagen auch sehr häufig zu mir kommt. Und ich sehe meine Familie mehrfach im Jahr, das ist für mich das Wichtigste. In meiner Freizeit genieße ich natürlich auch das kulturelle Angebot New Yorks sehr, in den Museen und Galerien, und verbringe so viel Zeit wie möglich mit Sport und Lesen im Central Park.

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