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Streit um Otto Graffs ErbeSohn des Künstlers möchte Gesamtwerk übernehmen

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Otto Graff in seinem Atelier am Tannenweg in Liblar. Die Aufnahme entstand vor mehr als 20 Jahren.

Otto Graff in seinem Atelier am Tannenweg in Liblar. Die Aufnahme entstand vor mehr als 20 Jahren.

Erftstadt – Am kommenden Montag wird auf einer Mitgliederversammlung darüber beraten und wohl auch entschieden: Der Otto-Graff-Verein löst sich aller Voraussicht nach auf. Er war 1997 nach dem Tod des Künstlers gegründet worden, um den aus mehreren Tausend Arbeiten bestehenden Nachlass zu erfassen und immer wieder Teile davon auszustellen. Graff (1915 bis 1997) hinterließ Zeichnungen, Radierungen, Gemälde, Aquarelle, Gedichte und vieles mehr.

Tatsächlich ist das Werk gesichtet und in mühevoller Arbeit vom inzwischen verstorbenen Vereinsmitglied Christian Fensch katalogisiert worden. Die Bilder und Papiere waren aus dem Haus von Graff am Tannenweg in Liblar für einige Jahre in Räumen des Alten- und Pflegezentrums (APZ) in Frauenthal ausgelagert worden. Da aber das APZ die Fläche für eigene Zwecke benötigte, musste die Kunst erneut umziehen.

94 Werke werden öffentlich präsentiert

Joachim Acker, Vorsitzender des Otto-Graff-Vereins, sorgte dafür, dass die Werke im Haus des Sportvereins VfB in Lechenich gelagert werden. Acker war es auch, der vor einiger Zeit die Auflösung des Vereins beantragt hat. Bereits 2015 habe der Vorstand bekanntgegeben, dass binnen zwei Jahren eine endgültige Lösung gefunden werde müsse, erzählt er. Doch es habe sich kein Interessent gefunden. Die Stadt Erftstadt habe ebenso abgewunken wie Künstlerarchive in Bonn und Brauweiler.

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Immerhin gebe es nun eine Möglichkeit, doch einen kleinen Teil öffentlich zu präsentieren. 94 gerahmte Werke werden dauerhaft in öffentlich zugänglichen Bereichen des neuen Seniorenwohnheims am Liblarer Stadtgarten aufgehängt. Das Gebäude soll zudem den Namen Otto-Graff-Haus tragen. Der Rest des Nachlasses bleibt im Depot des VfB. „Vertraglich ist geregelt, dass die Stadt den Gesamtnachlass auch später noch auf Antrag übernehmen kann“, erläutert Acker. Überdies verpflichte sich der VfB, die Bilder örtlichen Kunstvereinen oder dem städtischen Kulturamt für Ausstellungen zu leihen.

Graffs Sohn Herbert (71) will verhindern, dass der Verein aufgelöst wird. Er bietet an, den Vorsitz zu übernehmen. „Mir ist wichtig, den Gesamtnachlass zusammenzuhalten und der Nachwelt zu erhalten“, erläutert er. Mit seinen Söhnen Thomas und Oliver sei er bereit, das komplette Werk des Vaters wieder zurückzunehmen. „Mein Vater hatte gehofft, dass die Stadt seine Arbeiten übernimmt“, so Herbert Graff. Eine gute Alternative sei ein Graff-Dokumentationszentrum in Otto Graffs pommerscher Heimat Fiddichow (heute Widuchowa) – als Zeichen grenzüberschreitender, länderverbindender Kultur. „Pommern war schließlich Heimat meines Vaters geblieben“, betont sein Sohn.

Vereinsvorsitzender Acker lehnt es ab, die Arbeiten der Familie zurückzugeben. Herbert Graff habe ihm in einem Brief Untätigkeit vorgeworfen. Das sei eine Unverschämtheit. Otto Graffs Familienangehörige hätten seinerzeit die Chance gehabt, den Nachlass zu übernehmen und sich um alles zukümmern. Tatsächlich habe der Verein in 20 Jahren alle Arbeit geleistet. Inzwischen seien die Werke auch im Rheinischen Bildarchiv in Köln dokumentiert und somit der Öffentlichkeit zugänglich.

Für den Nachlass sei alles vertraglich geregelt, nichts liege im Unklaren, betont Acker. Im übrigen würden demnächst auch Werke von Graff im VfB-Haus gezeigt, um das Wirken des Künstlers noch mehr Menschen nahezubringen.

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