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Vizeweltmeister der JungzüchterDer Pferdeflüsterer aus Erftstadt-Erp

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Stolz präsentiert Stephan Haarhoff die dreijährige Hannoveraner-Stute Franzi. Das Wissen um die Tiere hat dem jungen Erper schon viele Auszeichnungen beschert.

Stolz präsentiert Stephan Haarhoff die dreijährige Hannoveraner-Stute Franzi. Das Wissen um die Tiere hat dem jungen Erper schon viele Auszeichnungen beschert.

Erftstadt-Erp – Er hat es erneut geschafft: Stephan Haarhoff aus Erp wurde wieder Vizeweltmeister der Pferdejungzüchter. Die herausragende Platzierung erreichte er bei der Weltmeisterschaft der Jungzüchter im weltweit größten Reitsportzentrum, Spruce Meadows nahe Calgary in der kanadischen Provinz Alberta. Aus 17 Nationen waren insgesamt 111 Teilnehmer an den Start gegangen. Deutschland war mit acht Zuchtverbänden und 39 Jungzüchtern, die sich zuvor in ihren Verbänden für die WM-Teilnahme qualifiziert hatten, vertreten.

Wer glaubt, dass es bei dem Wettbewerb um die Präsentation der besten Zuchterfolge geht, irrt allerdings. Gefragt sind ganz andere Dinge. Die Jungzüchter müssen nämlich ihre umfassende Kenntnisse über die Tiere unter Beweis stellen. Vier Disziplinen werden in den beiden Altersklassen von 14 bis 18 Jahren und 19 bis 25 Jahren absolviert: Vormustern, Beurteilen, Theorie und Freispringen.

„Das bedeutet konkret, dass jeder Teilnehmer ein ihm zugelostes Pferd oder Pony nach bestimmten Kriterien im Vorführdreieck vormustern muss“, erläutert Haarhoff. In der weiteren Teilprüfung „Beurteilen“ geht es laut Haarhoff darum, den Körperbau des vorgestellten Tieres möglichst exakt zu bewerten. Die insgesamt zu vergebenden 13 Einzelnoten werden anschließend mit denen der Richter verglichen und die jeweilige Abweichung ermittelt, erläutert der Erper Pferdekenner.

Auch englische Vokabeln gepaukt

Im theoretischen Teil werden etwa 20 bis 25 Fragen rund um Zucht und Haltung gestellt – zum Beispiel Anatomie, Krankheiten, Fütterung oder andere Themen. Beim Freispringen schließlich werden ein oder zwei Pferde von den Richtern vorbeurteilt. Anschließend müssen die Jungzüchter zwischen drei bis fünf weitere Pferde anhand eines Notenbogens beurteilen. Auch hier werden wieder Abweichungen bei der Benotung durch Jungzüchter und Richter ermittelt. Der junge Erftstädter musste nicht nur mit großer Konzentration bei der Sache sein, sondern auch das entsprechende englische Vokabular der Pferdefachsprache beherrschen. „Man soll gar nicht glauben, wie viele Vokabeln da gepaukt werden mussten“, erinnert er sich. Natürlich blieb bei der Reise nach zwei Wettbewerbstagen auch Zeit, die Rocky Mountains, den Banff Nationalpark und andere Gegenden zu erkunden.

Dass Stephan Haarhoff soviel von Pferden versteht, kommt natürlich nicht von ungefähr. Sein Vater Johannes züchtet schon seit rund 50 Jahren Pferde, und zwar stets Warmblüter für den Reitbetrieb. „Mit sieben Jahren fing ich an, selbst zu reiten“, berichtet Stephan Haarhoff. Mit einem Pony in Zülpich fing es an, später stieg er auf Pferde aus eigener Zucht um. Gemeinsam mit seinem Bruder Andreas begann er, sich im Alter von 16 Jahren in der Pferdezucht zu engagieren.

Erste Erfolge vor zehn Jahren

Die Erfolge bei Jungzüchter-Wettbewerben stellten sich bei Haarhoff vor etwa zehn Jahren auf Kreisebene ein. „Mein Ziel waren als nächstes die Deutschen Meisterschaften.“ Verschiedene Praktika in Zuchtbetrieben bereicherten sein Wissen über die Tiere. Doch was macht, neben der Erfahrung, den erfolgreichen Jungzüchter aus? „Man muss körperlich fit sein und es schaffen, sich in das Denken des Tieres hineinzuversetzen, gewissermaßen einen Draht zum Pferd haben“, erläutert Haarhoff. „Und man darf nicht vergessen, dass es mit den Pferden ist, wie mit den Menschen. Keines ist wie das andere.“ Der Umgang mit den Vierbeinern fordere einem aber nicht nur einiges ab, er gebe einem auch vieles zurück. Verantwortungsgefühl werde entwickelt, das Selbstwertgefühl gesteigert.

Für Haarhoff war es die letzte Teilnahme an einer WM. Nicht etwa, weil er kein Interesse mehr hat. Aber der Erper kann altersbedingt mit 24 Jahren nicht an weiteren Weltmeisterschaften teilnehmen. Dem Pferdesport und der Zucht bleibt Haarhoff aber weiter eng verbunden. Daheim auf dem Hof kümmert er sich mit um die Pferde. Und in Göttingen studiert er Agrarwissenschaften, wobei in einigen Fächern Wissen aus Bereichen der Pferdewissenschaften vermittelt wird.

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