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KarnevalBei der Umbenennung der „Negerköpp“ gehen die Meinungen auseinander

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Über Jahre war die bunte Gruppe ein Blickfang im Karnevalszug. Nun wird es einen Neuanfang unter neuem Namen geben.

Über Jahre war die bunte Gruppe ein Blickfang im Karnevalszug. Nun wird es einen Neuanfang unter neuem Namen geben.

Frechen – Der Bericht über die Umbenennung der KG „Frechener Negerköpp“ schlägt hohe Wellen. Weil es in den vergangenen Jahren immer wieder Anfeindungen und Drohungen gab, benannte sich die Karnevalsgesellschaft jetzt in „Wilde Frechener“ um. In den sozialen Netzwerken gab es dazu zahlreiche Reaktionen, ebenso in Nachrichten an die Redaktion und in anderen Stellungnahmen.

Die Meinungen sind gespalten. Für die einen ist der Begriff „Neger“ eindeutig rassistisch und diskriminierend. Der Begriff stamme aus dem Kolonialismus und der Sklavenzeit; er sei stets in der Absicht genutzt worden, Menschen herabzuwürdigen und zu beleidigen. Andere beklagen, dass durch die Umbenennung Traditionen aufgegeben werden. Im Karneval dürfe man auch einmal politisch unkorrekt sein; sonst müsse man den Jecken auch verbieten, sich als Chinesen, Wikinger oder Hunnen zu verkleiden.

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„Für mich ist der Begriff »Neger« schon seit vielen Jahren tabu“, sagte Kathy Hoss aus Königsdorf. Sie engagiert sich seit 1995 in Nigeria.

Begriff nicht mehr verwendet

In dem Ort Umowa unterstützt der Frechener Verein „Uzondu“ unter anderem ein Kinderkrankenhaus. Es waren auch schon Gäste aus Afrika in Frechen, um sich den Karnevalszug anzusehen. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie sich durch die »Negerköpp« beleidigt oder diskriminiert fühlten“, sagt Kathy Hoss. Die Umbenennung hält sie dennoch für folgerichtig, weil der Begriff „Neger“ heute schlichtweg nicht mehr verwendet werden sollte.

Ulrich Lussem ist schon lange in der Frechener Flüchtlingshilfe engagiert. Er ist jeder Form des Rassismus völlig unverdächtig und sieht die Sache dennoch anders. Er wendet sich vor allem gegen den Sprachpurismus. „Ich kenne viele Afrikaner, die sich selber als »Negros« bezeichnen“, berichtet er. Der Begriff komme aus dem Lateinischen und meine schlichtweg „schwarz“. In anderen Sprachen, etwa im Französischen, werde er wie selbstverständlich verwendet. „Für mich ist der Name »Negerköpp« nicht rassistisch.“

Bei Günter Cöllen, dem stellvertretenden Vorsitzenden der KG, stand das Telefon nicht mehr still. „Ich habe alleine 20 bis 30 Anrufe von Medienvertretern erhalten“, berichtet er. Die KG existiere schon seit 1978, doch seit etwa vier Jahren gebe es massive Beschimpfungen und Bedrohungen, vor allem auch über das Internet.

Mit der Namensänderung habe sich die KG schon seit etwa eineinhalb Jahren befasst. In Mitgliederversammlung habe man dazu auch unabhängige Meinungen und „Stimmen von außen“ gehört. Am Ende stand die Umbenennung in „Wilde Frechener“. Dafür war die Mehrheit der Mitglieder. Der KG gehören 19 Mitglieder, zehn Senatoren und elf Fördermitglieder an.

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