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„12 Uhr mittags“Autobahnraststätte Frechen als Insel im rauschenden Verkehr

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Nach einer Pause auf der Autobahnraststätte Frechen wird man am Horizont von der Silhouette der Stadt Köln begrüßt. 

Frechen – „Hier ist es gemütlich“ – so ganz mag man es Gerd Stephany nicht glauben, was er da sagt. Sitzt er doch mitten auf dem asphaltierten Parkstreifen der Autobahnraststätte Frechen – mit Blick auf die Autobahn und die heranbrummenden Lastkraftwagen, deren Fahrer in der Mittagsstunde eine wohlverdiente Pause einlegen wollen.

Die Sonne brennt auf den Asphalt, die vollen Mülleimer müffeln, und die Luft ist schwer von den Abgasen. Aber dennoch hat es sich Stephany in der Tat gemütlich gemacht: Er sitzt im Schatten seines geräumigen Wohnmobils, hat einen bequemen Campingstuhl aufgeklappt, seine Schlappen angezogen und die für ihn wichtigsten Utensilien – Zigaretten, Handy und Kaffeetasse – auf einem Tischchen neben sich arrangiert.

Mönchengladbacher arbeitete 43 Jahre lang im Schichtdienst

43 Jahre lang hat der Mönchengladbacher im Schichtdienst gearbeitet, bis er einen Herzinfarkt erlitt. Nun wird er Ende des Jahres in den Vorruhestand gehen und ist gerade dabei, seine Wohnung aufzulösen. „Da bin ich soundso nur noch zum Waschen, ich bin immer unterwegs.“ Also war es für ihn nur konsequent, ganz in sein Wohnmobil zu ziehen.

Demnächst geht es für den Globetrotter 2800 Kilometer weit nach Sizilien, wo ein Freund mit seiner Familie lebt. Drei Monate will er dort mindestens verbringen und helfen, einen Campingplatz mit aufzubauen. In Frechen ist er per Zufall gelandet, eigentlich sollte es auf die A 44 gehen, aber Stephany hat sich verfahren. „Aber egal, man muss das Beste draus machen“, sagt er optimistisch und genießt die kleine Zwangspause.

Frechen: Geschäftsmänner diskutieren angeregt

Weniger entspannt ist die Mittagspause für zwei spanische Geschäftsleute in dunklen Anzügen, die wild gestikulierend diskutieren und sich einen weniger schönen Abstellort für ihre Kaffeebecher ausgewählt haben: Sie stehen auf der gut gefüllten Mülltonne am Hinterausgang des Schnellrestaurants der Raststätte, nun müssen die Herren auch noch die hungrigen Wespen vertreiben.

Bequemer hat es sich Mareike Bruns mit ihrem 13-jährigen Sohn Lukas und Boxerrüden Puck gemacht: Unter einem großen Sonnenschirm auf der Außenterrasse des Restaurants lassen sie sich Hamburger und Pommes schmecken, für den Vierbeiner gibt es im Schatten eine große Schüssel Wasser. Knapp 200 Kilometer haben die drei noch vor sich, es geht zu den Großeltern. Seit 6 Uhr sitzt Mareike Bruns bereits am Steuer, deshalb braucht jetzt noch einen Kaffee.

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Kaffee und Zigaretten scheinen soundso mit das Begehrteste auf der Autobahnraststätte zu sein. Die Mülleimer sind voll damit, auf den Bürgersteigen liegen ab und zu leere Becher neben Kippen, auch in den Böschungen finden sich diese Relikte der Durchreisenden. Kurz halten, ausruhen und Energie tanken, dann weiterfahren. Wer sich nach der Pause wieder auf die Autobahn einreiht, bekommt zumindest eine kleine Belohnung: In der Ferne ist im Dunst der Stadt die Silhouette Kölns zu erkennen, auch die beiden Domtürme schicken einen flüchtigen Gruß.

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