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Aus für Kaufhof-Logistikcenter?„Viele haben Angst, einige haben sogar geweint“

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Mitarbeiter vor der Lagerhalle in Frechen

Frechen – Die Mitarbeiter des Kaufhof-Logistikcenters an der Bonnstraße in Frechen sind sauer, wütend und besorgt: „Viele haben Angst, einige haben sogar geweint“, berichtet einer der Beschäftigten, der schon seit 30 Jahren im Kaufhof-Lager in Frechen beschäftigt ist und sich in der Vergangenheit auch lange im Betriebsrat engagiert hat. Wie mehrere Mitarbeiter berichten, ist ihnen am Mittwoch in einer kurzfristig anberaumten Betriebsversammlung verkündet worden, dass das Logistikcenter spätestens Ende 2020 schließen wird.

Es handelt sich um das deutschlandweit größte Logistiklager des Konzerns. In Spitzenzeiten sind dort 350 Menschen beschäftigt. „Wir haben von den Gerüchten schon vor längerer Zeit gehört und die Geschäftsführung mehrfach darauf angesprochen. Immer wurde gesagt »Ihr seid nicht betroffen«. Und jetzt kommt es doch so“, berichtet ein anderer Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Der Standort Frechen ist mit 83 000 Quadratmetern das mit Abstand größte Galeria-Kaufhof-Lager in der Region. 250 Mitarbeiter sind dort fest angestellt, etwa 20 weitere haben Zeitverträge, und derzeit arbeiten etwa 50 Mitarbeiter von Leiharbeitsfirmen in Frechen. „In Stoßzeiten, wie vor Weihnachten, arbeiten hier bis zu 350 Personen“, sagte der Mitarbeiter weiter.

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Der Mietvertrag in Frechen laufe Ende 2020 aus, heißt es. Die Belegschaft vermutet, dass in dem Logistikcenter schon viel früher die Lichter ausgehen könnten. Zu befürchten sei, dass das Unternehmen noch das Weihnachtsgeschäft mitnehmen wolle und die Rolltore danach für immer unten blieben. Bei der Betriebsversammlung, so ein Mitarbeiter, sei verkündet worden, dass das Lager nach Unna verlegt werde. „Die Stimmung ist seit Mittwoch schlecht, die Motivation bei vielen Kollegen ist weg“, sagte einer der Mitarbeiter. Der Geschäftsführer von Galeria-Logistik sei am Mittwoch mit einem Sprecher bei der Betriebsversammlung gewesen. Dort sei verkündet worden, dass ein Sozialprogramm erarbeitet werden solle.

Angst vor Kündigung

„Wo sollen denn 270 Mitarbeiter untergebracht werden?“ fragen sich viele der Mitarbeiter. Sie befürchten, dass die Mehrzahl die Kündigung bekommen werde. Dass sie neue Arbeitsplätze an den Lagerstandorten Köln-Porz und Neuss-Norf finden, glauben viele Mitarbeiter nicht. Die Standorte seien wesentlich kleiner. Die Mitarbeiter befürchten, dass dort nur einige wenige Beschäftigten unterkommen können. Zudem liefen auch dort die Mietverträge in vier Jahren aus. Viele befürchten, dass dann diese Standorte ebenfalls geschlossen werden.

Eine Anfrage dieser Zeitung beim Kaufhof-Konzern blieb am Donnerstag und am Freitag unbeantwortet. Für Frechen ist die Schließung des Lagers ein Desaster. Nachdem erst vor wenigen Wochen 160 Arbeitsplätze bei der Steinzeug Keramo GmbH weggefallen sind, wäre die Schließung des Kaufhof-Lagers für die Stadt ein weiterer Schlag ins Kontor. Wie es hieß, sollen etwa 80 Prozent der Beschäftigen in Frechen wohnen, weitere zehn Prozent in den Nachbarstädten Kerpen, Hürth und Köln.

„Von der Schließung des Kaufhof-Zentrallagers haben auch wir erst aus der Presse erfahren“, sagte die Frechener Bürgermeisterin Susanne Stupp. Das Unternehmen selbst habe sich derzeit weder öffentlich noch der Stadt gegenüber erklärt. „Die Entscheidung, den Standort in Frechen aufzugeben, kommt in einer ohnehin sehr schwierigen Zeit“, sagt Stupp.

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