Gymnasium, Haupt- und FörderschuleSo klappt das digitale Lernen im Rhein-Erft-Kreis

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Am Computer lernen auch die Schüler in der Notbetreuung am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Hürth.

Am Computer lernen auch die Schüler in der Notbetreuung am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Hürth.

Rhein-Erft-Kreis – Die Schulen bleiben bis auf eine Notbetreuung geschlossen, gelernt wird im Lockdown zu Hause. Die Bildungseinrichtungen organisieren den Schulbetrieb dabei auf sehr unterschiedliche Art – vom Unterricht nach Stundenplan per Webcam, Laptop und Smartphone bis hin zum Versand von Arbeitsblättern per Post. Wir haben Schulen in Hürth, Frechen und Pulheim besucht.

Albert-Schweitzer-Gymnasium in Hürth

Am ASG hat man sich schon vor zwei Jahren auf den Weg gemacht, mehr digitale Geräte und Software einzusetzen, nicht nur in drei Pilotklassen und -kursen, die bereits mit dem Laptop arbeiten. „Von den Erfahrungen profitieren wir beim Distanzunterricht“, sagt Schulleiter Thorsten Jürgensen-Engl. Auch auf Distanz werden 80 Prozent des Unterrichts nach Stundenplan erteilt. Wie die rund 1350 Schülerinnen und Schüler sitzen fast alle der 130 Lehrkräfte zu Hause vor dem Laptop.

Über ein Videokonferenz-Programm können Schüler und Lehrer kommunizieren, die Aufgaben werden in ein digitales Notizbuch eingestellt und können dort direkt bearbeitet werden. Dafür genügt ein Smartphone: „Es ist uns wichtig, keinen Schüler zurückzulassen“, betont der Schulleiter. Einen Schlüssel für den Erfolg des digitalen Lernens sieht Jürgensen-Engl in der „breiten Expertise an unserer Schule“. Die für das Projekt verantwortlichen Lehrer Christoph Rauwolf und Anika Buche haben für den Computer zur Unterrichtsvorbereitung geworben und zwei Dutzend Lehrkräfte als Netzwerker geschult. Nach Ostern hat das komplette Kollegium eine Fortbildung gemacht.

Für Anika Buche hat das Distanzlernen Vor- und Nachteile. Es fördere das selbstständige Arbeiten, der persönliche Kontakt sei aber eingeschränkt. „Man sieht nicht die Geste, den Blick.“ Die Schüler empfinden es ähnlich: „Ich sehe meine Freunde nur noch durch den Bildschirm“, bedauert Tom aus der Jahrgangsstufe sieben. Klassenkameradin Sophie freut sich immerhin, dass sie „länger schlafen“ kann, weil sie den Schulweg spart. Alle hoffen aber, bald wieder zur Schule gehen zu können.

Hauptschule Herbertskaul in Frechen

Durch viel Eigeninitiative ist es auch der Hauptschule gelungen, Online-Unterricht auf die Beine zu stellen. Bereits im Mai hat die Schule mit Hilfe eines Informatiklehrers einen Server installiert, um Videokonferenzen zu ermöglichen. „An den Nachmittagen haben wir regelmäßig Online-Unterricht geübt“, berichtet Schulleiterin Monika Azizmohammadi. Dies kommt der Hauptschule nun zugute: Die Schülerinnen und Schüler haben zweimal am Tag Videokonferenzen, aufgeteilt in kleine Gruppen. Von den Lehrern bekommen sie auch Aufgaben gestellt, die sie im Laufe des Tages bearbeiten müssen.

Im Vergleich zu den Schulschließungen im Frühjahr, wo man nur mit E-Mails gearbeitet habe, sei dies eine klare Verbesserung, meint die Schulleiterin. Ein Problem ist, dass manche Kinder über keine oder kaum taugliche digitale Endgeräte verfügen, beispielsweise über Handys mit defektem Display. „Die Chancengleichheit ist nicht da“, klagt Azizmohammadi. Mit Schülern, die kein Handy oder Laptop haben, hält die Schule per Telefon und Post Kontakt.

Die Hauptschule betreut auch Kinder mit Migrationshintergrund, die noch kein Deutsch sprechen, oder auch solche, die nicht Lesen und Schreiben können. Sie erhielten ihre Aufgaben per Post, sagt Azizmohammadi.

Förderschule in Pulheim-Brauweiler

„Der Start ist ganz gut gelungen“, sagt Volker Turk, Leiter der Förderschule mit Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung. „Mir war es sehr wichtig, dass es für jede unserer fünf Klassen ein Konzept gibt. Die Konzepte berücksichtigen die Vorgaben der Bezirksregierung.“ Die meisten Schüler seien mit Handys oder Tablets ausgestattet. „Vorsorglich haben wir fünf bis zehn Leihgeräte bei der Stadt geordert. Sie sind unterwegs.“

Die Schultage sind klar strukturiert. „Morgens gibt es eine Videokonferenz, es folgt eine Arbeitsphase und eine weitere Konferenz.“ Grundsätzlich seien zwei Kollegen für eine Klasse zuständig. Einer übernehme den Distanzunterricht vom Klassenraum aus, der andere halte über Telefon Kontakt zu den Schülern und versorge die, die das Videoangebot nicht nutzten, mit Lernpaketen. „Es geht auch darum, dass sie die Kinder sehen und hören, wie es ihnen geht.“

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Auch die Schulbegleiter sind 25 bis 30 Stunden pro Woche im Einsatz. „Wir haben das große Glück, dass wir fünf Schulbegleiter für acht Schüler haben. Sie gehen zu den Schülern nach Hause, wie in der Schule ist eine intensiver Betreuung möglich.“ An drei Tagen in der Woche ist die Schulsozialarbeiterin im Einsatz. „Bei seelischen oder schulischen Krisen trifft sie sich mit den Schülern.“ Turk zieht ein positives Zwischenfazit. „Es ist nicht alles optimal. Aber wir versuchen, es so gut wie möglich hinzubekommen und kein Kind aus den Augen verlieren. Das ist uns bislang gut gelungen.“

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