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Hambacher ForstAnschlagsverdacht – Bekennerschreiben spricht von Rache

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04.10.2018, Nordrhein-Westfalen, Kerpen: Ein mit Farbe besprühter Baum und ein Hinweisschild "Absolutes Betretungsverbot für Betriebsfremde" markieren den Rand des Hambacher Forstes.

Düsseldorf – Es ist ein friedliches, beinahe etwas verschlafenes Gewerbegebiet im südlichen Holthausen. Der Rhein ist nur einen Steinwurf entfernt. Gelegentlich kommen ein paar Jogger vorbei, die hier zwischen dem idyllischen Stadtteil Himmelgeist und der Urdenbacher Kämpe ihre Runden ziehen. Deswegen musste Heinrich K. (Name von der Redaktion geändert) wohl auch zweimal hinsehen, als er Donnerstag früh zur Frühschicht bei der Kranfirma Wasel antrat: Schwarzer Rauch, beißender Geruch und eine lodernde Flamme stiegen vom Reifen eines 48 Tonnen schweren Mobilkrans der Firma auf.

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Geistesgegenwärtig griff Heinrich K. zum Feuerlöscher und verhinderte damit wohl Schlimmeres. „Es hätte wenig gefehlt, und die Flammen hätten den Tank erreicht“, berichtet ein Kollege, „und dann hätte das Feuer sicher auch das Gebäude erfasst.“ Die Polizei berichtete später von „mehreren selbstgebauten Brandvorrichtungen“.

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Bekennerschreiben spricht von Rache

Ein Bekennerschreiben im Internet, das die Behörden auf Echtheit überprüfen, wird deutlicher: „Die Firma Wasel wurde gestern Nacht angegriffen, mit sechs Brandsätzen auf sechs Fahrzeuge“, heißt es dort, „wenn ihr den Hambi räumt, wenn ihr die Bäume fällt, die Häuser zerstört, wenn ihr Menschen festnehmt und unsere Leute in den Knast steckt, dachtet ihr wirklich, dass wir uns nicht rächen werden?“

Die Wasel-Mitarbeiter haben Angst. „Wir fürchten, über unsere privaten Kennzeichen identifiziert und selbst auch Opfer zu werden“, sagt einer von ihnen. Völlig aus der Luft gegriffen ist die Sorge nicht. Erst vor wenigen Tagen hat es in einer Firma in Willich gebrannt – auch dort vermuten die Sicherheitsbehörden einen Zusammenhang mit dem Hambacher Forst. Im Internet fordern Radikale ausdrücklich zu „dezentralen Aktionen“ gegen Behörden und Firmen auf, die mit der Räumung des Hambacher Forsts zu tun haben sollen.

Die Willicher Firma, ein Maschinen-Verleiher, der Beleuchtungstürme für die Arbeiten im Hambacher Forst geliefert hatte, zog seine Geräte bereits aus Hambach zurück. Das Unternehmen schrieb in einer Erklärung auf der Internetseite auch von Bedrohung seines Personals, Beschmierung von Gebäuden und Beschädigung von Firmeneigentum. Die Firma Wasel erklärt auf ihrer Homepage: „Richtig ist, dass wir ein langjähriger Partner von RWE sind und zu dieser Partnerschaft stehen. Unsere Unterstützungsleistung bei den Räumungsarbeiten hatten wir schon vor einigen Tagen vereinbarungsgemäß beendet.“

Am Sonntag laden die Grünen zu einer Parteiveranstaltung am Rande des Walds ein. NRW-Innenminster Herbert Reul (CDU) kritisiert dies scharf: „Sie gießen damit Öl ins Feuer“, sagte Reul, „dafür fehlt mir jedes Verständnis.“ Die Grünen halten jedoch an dem Plan fest. Thema der Veranstaltung sei nun mal die Zukunft der deutschen Energieversorgung.

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