Hambacher ForstGrüne- und Linke-Politiker beobachten die Arbeit der Polizei

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Lisa Badum MdB

Lisa Badum MdB

Kerpen/Merzenich – Lisa Badum schaut ganz genau hin, als Polizeibeamte im Hambacher Forst wieder mal eine Sitzblockaden auflösen. „Die Aktivisten haben Lieder gesungen, und auch die Polizei bemüht sich und ist kooperativ“, berichtet die Bundestagsabgeordnete der Grünen hinterher. Sie ist am Dienstag als „parlamentarische Beobachterin“ in den Wald geeilt, um dort die Räumarbeiten der Polizei und den Widerstand dagegen zu verfolgen. „Das ist eine soziale Kontrolle, die allen nützt.“

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Politisch wirke die Räumungsaktion verheerend, findet sie. „Ich würde es verstehen, wenn die Umweltverbände jetzt sagen, wir verlassen die Kohlekommission in Berlin.“ Durch die Aktionen im Wald sei der „gemeinsame Boden für Verhandlungen“ verlassen worden.

Hundertschaft vor Ort

Im Wald herrscht derweil fast schon eine ruhige, entspannte Atmosphäre – zumindest im Vergleich zu den vergangenen Tagen. Die Polizei und Räumtrupps arbeiten sich von einer „Siedlung“ der Waldbesetzer zur nächsten vor, holen die Leute von den Bäumen und erledigen fast schon routinemäßig den Abbruch der Baumhäuser. Gewaltlosen Widerstand gibt es aber immer noch. So hängen Aktivisten in den Seilen, rufen von oben Parolen herunter oder fordern die Polizisten zur Dienstverweigerung auf.

Bewohner des Wiesencamps beobachten die Polizei dabei, wie diese das Camp am Hambacher Forst abriegelt.

Bewohner des Wiesencamps beobachten die Polizei dabei, wie diese das Camp am Hambacher Forst abriegelt.

Die Polizei ist immer noch massiv vor Ort, zieht schon mal mit einer Hundertschaft durchs Gebüsch und umzingelt etwa auch das Aktivisten-Camp auf einer privaten Wiese am Waldrand, ohne es jedoch zu betreten.

Camp wird getrennt

Das Camp solle auf Dauer vom Hambacher Wald abgetrennt werden, berichtet einer der Beamten. Auch die Räumung des Wiesencamps scheint nun bald bevorzustehen.

Badum ist nicht die einzige Bundestagsabgeordnete im Wald. Auch Sabine Leidig von den Linken ist dort mit der linken Kommunalpolitikerin Marika Jungblut unterwegs. Auch wenn ein Baumhaus nach dem anderen falle, sei der Widerstand der Waldbesetzer nicht umsonst gewesen, glaubt sie. „Die gesellschaftliche Auseinandersetzung ist bereits gewonnen. Überall reden die Leute vom Kohleausstieg.“

Sabine Leidig MdB – mit Marika Jungblut (r.) – kamen in den Wald.

Sabine Leidig MdB – mit Marika Jungblut (r.) – kamen in den Wald.

Ähnlich sieht es Michael Zobel, der als Naturführer seit Jahren durch den Wald führt. „Auch wenn der Wald vielleicht bald weg ist. »Hambi bleibt« ist für immer in unseren Köpfen und Herzen.“ Die Aktivisten im Wald hätten auf die Räumungsaktionen der vergangenen Tage sehr besonnen reagiert, lobt Zobel.

Vereinzelt Steinwürfe

Bis Dienstagnachmittag seien 39 der 51 größeren Baumhäuser im Hambacher Forst geräumt worden, teilt die Polizei Aachen mit. 32 davon seien schon abgebaut worden. Im Rahmen des mehrtägigen Einsatzes seien bisher 73 Menschen festgenommen worden. „In der Regel, weil sie unter dem Verdacht stehen, Straftaten begangen zu haben“, erläutert eine Sprecherin der Polizei. 88 Personen seien kurzfristig in Gewahrsam genommen worden. Gegen neun Menschen sei ein Bereichsbetretungsverbot ausgesprochen worden, das sich über mehrere Tage erstrecke. 333 Platzverweise seien erteilt worden. „Die könnten theoretisch am nächsten Tag wiederkommen“, sagt die Sprecherin. In den vergangenen Tagen habe es auch „immer wieder vereinzelt“ Steinwürfe auf Polizisten und Einsatzkräfte gegeben. (wm)

„Was ist nicht vorher alles herbeigeredet worden, von »Hamburger Verhältnissen« und von »Vietnam«. Nichts davon ist eingetreten.“ Dies verdiene Respekt. Zobel will den Wald aber noch nicht aufgeben, schließlich hätten die richtigen Rodungen noch nicht begonnen. „Ich träume immer noch davon, dass er gerettet wird.“ So werde es am Sonntag wieder einen Waldspaziergang geben: Zugleich plane der von den Kirchen getragene „Aachener Friedenskreis“ eine „eher ruhige und meditative Aktion“. Christen wollen ein großes Kreuz am Grubenrand aufstellen.

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