Brandschutz in HürthStadtverwaltung vernachlässigte Prüfungen jahrelang

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Zur Anleiterprobe rückte die Feuerwehr an die Deutschherrenschule nach Hermülheim aus.

Zur Anleiterprobe rückte die Feuerwehr an die Deutschherrenschule nach Hermülheim aus.

Hürth – Die Hürther Stadtverwaltung hat über Jahre Brandschutzprüfungen bei öffentlichen Gebäuden nicht fristgerecht durchgeführt. Mehrfach mahnte die Kreisverwaltung in den Jahren 2014 und 2015 Prüfberichte für die Jahre davor an. Im September 2015 wies der Landrat die Stadt schließlich an, die sogenannten wiederkehrenden Prüfungen – eine Art Gebäude-Tüv – sicherzustellen. Bei 81 von 94 Gebäuden, darunter Schulen, Kitas, Säle und Pflegeheime, seien die Prüfungen zum Teil seit Jahren überfällig, heißt es in einem Schreiben vom September 2015. Die Verwaltung hatte die Versäumnisse seinerzeit mit Personalnot erklärt.

Seit 2016 holt die Stadt die Prüfungen, die alle sechs Jahre vorgeschrieben sind, nach. „Ich habe nach meiner Amtsübernahme das Bauordnungsamt umorganisiert und personell aufgestockt“, erklärte Bürgermeister Dirk Breuer auf Nachfrage. Sicherheit habe Priorität.

Mängel bei Fluchtwegen

Bei den Prüfungen wurden an vielen Gebäuden Mängel beim Brandschutz festgestellt. Meist geht es um Fluchtwege. An mehreren Schulen wurden Räume gesperrt. So dürfen an der Brüder-Grimm-Schule in Gleuel seit Mitte November zwei Klassenräume im ersten Stock und ein Gruppenraum für den Offenen Ganztag im Erdgeschoss nicht mehr genutzt werden, weil ein zweiter Fluchtweg fehlt. „Die Schüler sind ins Atrium und in andere Räume umgezogen“, sagt Schulleiterin Brigitte Borchel-Breuer. Die Fenster im Obergeschoss sollen so umgebaut werden, dass die Feuerwehr „anleitern“ kann, um die Schüler über Leitern ins Freie zu bringen.

An der Deutschherrenschule in Hermülheim habe gleich die Sperrung von acht Klassenzimmern im Raum gestanden, sagt Schulleiterin Kerstin Schiel, die seit 15 Jahren an der Schule ist, davon sieben als Rektorin, und sich an keine Brandschutzbegehung erinnern kann. Nach der Begehung Mitte November rückte die Feuerwehr zur Anleiterprobe aus und gab die Räume vorübergehend frei. Aber auch dort sollen alte Fenster aus- und neue eingebaut werden.

Die Rektorin aus Hermülheim glaubt allerdings nicht, dass der Rettungsweg über die Fenster die Lösung ist. „Ich möchte mal sehen, wie man im Brandfall eine Klasse mit 30 Grundschülern über Leitern aus dem ersten Stock holen will“, sagt Schiel. Schon vor Jahren habe die Schule vorgeschlagen, den Altbau mit einer außenliegenden Fluchttreppe auszustatten, über die der Neubau bereits verfügt. „Das hat das Gebäudeamt abgelehnt.“ Aktuell dürfen ein Werkraum und die Lehrküche im Keller sowie das OGS-Büro und ein Förderraum im ersten Stock nicht genutzt werden.

Fehlende Rauchmelder in Schule

Glimpflich davongekommen ist die Wendelinusschule in Berrenrath, bei der die Prüfer schon im März 2016 waren. „Wir mussten Flure frei räumen“, berichtet Schulleiterin Petra Dickes. Bis heute fehle aber die Kennzeichnung der Fluchtwege. Auch auf den Austausch einer Brandschutztür warte man seit 2017.

Rektorin Dickes, auch Sprecherin der Hürther Grundschulleiter, hat für die Versäumnisse kein Verständnis: „Es geht schließlich um die Sicherheit unserer Schüler.“ An der Carl-Orff-Schule, die, wie sich Dickes erinnert, ebenfalls im Frühjahr 2016 geprüft wurde, habe zeitweilig ein Brandwächter eingesetzt werden müssen, weil Rauchmelder fehlten. In der Hauptschule Kendenich ist seit einigen Tagen die Empore in der Aula gesperrt. Dort sind die Zugangstüren zu schmal.

Die Klassenräume an der Brüder-Grimm-Schule sollen schon im Dezember wieder nutzbar sein. In Gleuel müssen zwei öffentliche Parkplätze für eine Feuerwehrzufahrt weichen. Für die anderen Schulen sucht das Gebäudeamt zum Teil noch nach Lösungen. Inzwischen seien fast alle Gebäude geprüft worden, sagt Bürgermeister Breuer.

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