Hürther FamilieTraum von neuer Wohnung geplatzt – Streit mit der GWG

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Eine neue Bleibe suchen Stefan Saabel und seine Verlobte Jennifer Kerz. Ihre alte Wohnung hat die kleine Familie in der Hoffnung auf eine neue zu Ende Januar gekündigt.

Eine neue Bleibe suchen Stefan Saabel und seine Verlobte Jennifer Kerz. Ihre alte Wohnung hat die kleine Familie in der Hoffnung auf eine neue zu Ende Januar gekündigt.

Hürth – Die alte Wohnung gekündigt, die Hoffnung auf eine neue Bleibe geplatzt: Stefan Saabel ist verzweifelt. Der 37-jährige Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes fürchtet, dass er mit seiner Verlobten Jennifer Kerz (28) und der einjährigen Tochter Melina Ende Januar auf der Straße sitzen könnte. Dabei glaubte Saabel, seine Traumwohnung sicher zu haben – in einem Mehrfamilienhaus der GWG Rhein-Erft in Efferen, neben der Wohnung seiner 80-jährigen pflegebedürftigen Mutter.

Schwierige Suche

„Wir haben lange eine Wohnung in Efferen gesucht“, sagt Saabel. Doch bezahlbaren Wohnraum zu finden, ist in Hürth nicht einfach.

Deshalb erschien es dem jungen Vater als Glücksfall, als er von Nachbarn seiner Mutter erfuhr, dass die Wohnung nebenan frei werde. „Meine Mutter wohnt dort seit über 50 Jahren, ich bin in dem Haus aufgewachsen“, sagt Saabel. In der neuen Wohnung an der Jülicher Straße hätte er nicht nur mehr Platz für seine kleine Familie, zu der auch ein Hund und eine Katze gehören. Er könnte sich auch um seine Mutter kümmern.

Stefan Saabel sprach wegen der Wohnung bei der GWG vor – und von da an weichen seine und die Darstellung der Wohnungsgesellschaft erheblich voneinander ab. Die GWG-Mitarbeiterin habe ihm die Wohnung fest zugesichert, sagt Saabel. Er habe um kurze Bedenkzeit gebeten, um mit seinem Vermieter über den Auszugstermin zu sprechen. Kein Problem, soll die GWG-Mitarbeiterin gesagt haben. Da sie selbst einige Wochen lang nicht im Büro sei, könne er das mit einer Kollegin regeln, so schildert Saabel es.

Anfang Oktober Wohnung gekündigt

Die Familie kündigte also Anfang Oktober ihre alte Wohnung in Hermülheim, der Vermieter wollte sie sogar noch einen Monat vor Ablauf der Kündigungsfrist aus dem Vertrag entlassen. Doch als Saabel tags darauf bei der GWG den neuen Mietvertrag unterschreiben wollte, folgte die Ernüchterung.

„Die Kollegin hat von nichts gewusst“, sagt Saabel. „Wir haben ihr unsere Lage noch einmal erklärt. Sie hat in den Computer geschaut und gesagt, die Wohnung ist geblockt. Wahrscheinlich, weil renoviert werden muss.“ Mehrfach hätten er, seine Frau und auch seine Schwiegermutter später bei der GWG nachgefragt, was mit der Wohnung sei, aber keine verbindliche Auskunft erhalten.

Brief der GWG

Dafür lässt ein auf den 25. Oktober datierter Brief der GWG an Saabel es an Deutlichkeit nicht fehlen. „Da Sie und Ihre Angehörigen uns gegenüber nicht mit der gebotenen Höflichkeit aufgetreten sind, sehen wir davon ab, Sie mit Wohnraum zu versorgen“, steht in dem Brief, mit unterzeichnet von Geschäftsführer Achim Leirich.

Und das sei noch zurückhaltend formuliert, so Leirich auf Nachfrage dieser Zeitung. Mehrere Mitarbeiter hätten sich über das Auftreten Saabels und seiner Angehörigen beschwert. Saabel sei sehr unfreundlich gewesen, habe auch in Dutzenden E-Mails versucht, Druck zu machen und mit der Presse gedroht.

Der GWG-Geschäftsführer widerspricht der Darstellung, dem Bewerber sei die Wohnung versprochen worden. „Er hat angefragt, und daraufhin ist ihm gesagt worden, er könne seine Unterlagen einreichen“, so Leirich. „Daraus hat er wohl den Schluss gezogen, dass er die Wohnung bekommen würde.“ Davon könne keine Rede sein. „Wir haben viele Bewerber auf freie Wohnungen und suchen uns den passenden aus.“ In diesem Fall sei die Wohnung für einen anderen Mieter geblockt gewesen. „Ich kann ja verstehen, dass er aufgebracht war. Aber wer meine Mitarbeiter so angeht, der bekommt von der GWG keine Wohnung“, so Leirich.

Womöglich noch ein gutes Ende

Stefan Saabel und Jennifer Kerz bestreiten, gegenüber GWG-Mitarbeitern unfreundlich gewesen zu sein. Saabel räumt aber ein, dass es ein Fehler gewesen sei, die Wohnung voreilig zu kündigen.

Womöglich nimmt die Sache doch noch ein gutes Ende für die Familie. Der GWG-Geschäftsführer will jetzt noch einmal das Gespräch suchen und sehen, ob es eine andere Wohnung für sie und die 80-jährige Mutter gibt. „Die bekommen noch eine Chance“, sichert Leirich zu, stellt aber klar: „Das heißt noch nicht, dass sie eine Wohnung bekommen.“

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