Hürther FernwärmeLetzter Speicherzylinder montiert – Feinschliff beginnt

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Wie die Orgelpfeifen ragen die 25 Meter hohen Stahlzylinder des Wärmespeichers aus der Baugrube.

Wie die Orgelpfeifen ragen die 25 Meter hohen Stahlzylinder des Wärmespeichers aus der Baugrube.

Hürth-Hermülheim – Wie die Orgelpfeifen ragen die 13 Stahlzylinder, jeder 25 Meter hoch, aus der fünf Meter tiefen Baugrube auf dem Stadtwerkegelände an der Ecke Lortzingstraße/Am Alten Klärwerk. In der vergangenen Woche wurde der letzte der mehr als 100 Tonnen schweren Kolosse mit dem Schwerlastkran an seinen Platz gehievt und mit dem Fundament verschraubt. Bis die Behälter mit heißem Wasser für die Fernwärme geflutet werden, gibt’s noch jede Menge zu tun auf der Baustelle. „Jetzt beginnt der Feinschliff“, sagt Projektleiter Mike Woltering.

Mit einem Aufwand von mehr als 40 Millionen Euro bauen die Stadtwerke derzeit das Fernwärmenetz um, an dem 7000 Haushalte und gewerbliche Abnehmer hängen. Bislang stammt die Heizenergie überwiegend aus dem Goldenbergkraftwerk auf dem Knapsacker Hügel; künftig wird hauptsächlich mit Abwärme aus der Orion-Rußfabrik bei Kalscheuren geheizt. Das soll laut Stadtwerken die Preise stabil halten und 50 000 Tonnen an CO2 -Ausstoß einsparen. Die Anlagen der Rußfabrik werden dazu um zwei Turbinen zur Stromerzeugung und Auskopplung von Wärme erweitert, den ersten Test haben sie bestanden.

Projektleiter Mike Woltering hat den Überblick, auch über die zahlreichen Leitungen im Betriebsgebäude des Wärmespeichers.

Projektleiter Mike Woltering hat den Überblick, auch über die zahlreichen Leitungen im Betriebsgebäude des Wärmespeichers.

Das aufgeheizte Wasser wird über eine neue, 3,8 Kilometer lange Leitung nach Hermülheim gepumpt. Dort entsteht, in zentraler Lage des 245 Kilometer langen Fernwärmenetzes, der 6,5 Millionen Euro teure Wärmespeicher. In den kommenden Wochen werden die zwölf Speicher- und ein Überlaufzylinder untereinander verrohrt, jeweils vier in Reihe.

Grünes Wasser

Ende August werden die Tanks eingerüstet und in 36 Zentimeter dickes Dämmmaterial eingepackt, dann kommt außen eine matt graue Blechhülle um die Zylinder. „Der Wärmeverlust soll gering gehalten werden“, erklärt der Diplom-Ingenieur. Im Betriebsgebäude neben den Zylindern wird parallel die Mess-, Steuer- und Regeltechnik eingebaut und abgestimmt.

Erst gegen Jahresende werden die Stahlzylinder erstmals volllaufen mit Heizwasser, dem Chemikalien gegen Korrosion zugesetzt werden. Außerdem wird das Wasser grün eingefärbt, damit im Fall eines Rohrbruchs der Ursprung sofort geklärt werden kann. Die Befüllung werde rund 20 Tage dauern, sagt Woltering – auch, weil die Dichtungen kontrolliert werden. In Betrieb gehen soll der Wärmespeicher Anfang 2019. Die Anlage dient nach Angaben des Ingenieurs als Puffer zur Abfederung von Spitzenlasten. „Morgens, wenn die Leute duschen und die Heizung aufdrehen, und abends, wenn sie nach Hause kommen und es warm haben wollen, gibt es Verbrauchsspitzen“, sagt Woltering. Dann wird künftig 120 Grad heißes Wasser aus dem Wärmespeicher, der in Schwachlastzeiten aufgeheizt wird, ins Fernwärmenetz eingespeist. Gut fünf Millionen Liter heißes Wasser können gespeichert werden, das entspricht laut Woltering 300 000 Megawattstunden Heizenergie.

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