Rhein-ErftHürther Impfzentrum schließt in einer Woche die Türen

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Weitgehend verwaist sind derzeit die Wartezonen vor den Impfkabinen.

Weitgehend verwaist sind derzeit die Wartezonen vor den Impfkabinen.

Hürth – Vor dem Impfzentrum im Einkaufszentrum Hürth-Park standen die Menschen vor Monaten in langen Schlangen. Inzwischen herrscht oft gähnende Leere auf der Fläche des ehemaligen Real-Warenhauses. Seit dem 9. Juli braucht man für die Corona-Schutzimpfung dort auch keinen Termin mehr. Wer vormittags kommt, kann nach der Registrierung meist gleich bis zur Impfkabine durchgehen. Das gilt noch bis zum 30. September. Dann wird im Impfzentrum, das täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet hat, planmäßig der letzte Piks gesetzt.

Mehr als 280.000 Impfungen wurden seit Anfang Februar an der Theresienhöhe verabreicht, in der Spitze bis zu 3000 am Tag. Zwischen März und Mai summierte sich das auf mehr als 50.000 Impfungen pro Monat, im April waren es sogar 60 000. In der Vergangenheit war der Impfstoff limitierender Faktor. Das ist längst anders: „Seit acht Wochen schwimmen wir im Impfstoff“, berichtet Dr. Christian Nettersheim, Gesundheitsdezernent des Rhein-Erft-Kreises.

600 Impfungen am Tag im Hürther Impfzentrum

Aktuell werden im Hürth-Park noch 600 Menschen am Tag gegen Covid-19 immunisiert. Manche entscheiden sich spontan nach dem Einkauf zur Impfung. „Aber meistens sind es Eltern, die mit ihren Kindern ab zwölf Jahren kommen“, berichtet Stefan Hecker, stellvertretender Leiter des Impfzentrums, das die Johanniter im Auftrag des Kreises betreiben.

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In dieser Altersgruppe mache die Impfkampagne „erfreuliche Fortschritte“, sagt Dezernent Nettersheim: „40 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen sind mindestens einmal geimpft.“ Auch bei den über 60-Jährigen sei man mit einer Impfquote von 85 Prozent „auf einem guten Weg“. Nachholbedarf sieht der Dezernent dagegen bei den 18- bis 59-Jährigen, von denen erst 63 Prozent im Kreis vollständig geimpft seien. Nettersheim: „Ich wäre froh, wenn es da eine ähnliche Dynamik gäbe wie bei den Jüngeren.“

Christian Nettersheim sieht Schließung des Impfzentrums kritisch

Das wird aber vor allem Sache der niedergelassenen Ärzte sein. Denn in den von Bund und Land finanzierten Impfzentren ist Ende des Monats Schluss. Nettersheim sieht das kritisch. Zwar sei der aktuelle Aufwand nicht mehr zu rechtfertigen. Allerdings sei der komplette Abschied von den Impfzentren eine „Wette auf die Zukunft“.

Wie sich die Corona-Lage entwickeln werde, sei schwer vorherzusagen. Durch Drittimpfungen in Risikogruppen und die mögliche Erstimpfung von jüngeren Kindern entstehe zusätzlicher Bedarf an Impfkapazitäten. „Es ist ja auch noch nicht ganz klar, ob es eine Auffrischungsimpfung für alle geben wird“, so Nettersheim. „Schaffen das die Ärzte in der Grippesaison?“

Koordinierungsgruppe bleibt vor Ort im Hürth-Park

Auch wenn die neun Impfstraßen Ende September geschlossen werden – ganz wird der Kreis die bis Jahresende gemieteten Räume noch nicht räumen. Das Impfzentrum im Hürth-Park bleibt zunächst Sitz einer 15-köpfigen „Koordinierenden Covid-Impfeinheit“ für Planung, Organisation und Logistik von Impfaktionen mit mobilen Teams, etwa mit dem Impfbus an Schulen. „Vielleicht behalten wir auch ein, zwei Impfkabinen“, so der Gesundheitsdezernent. Der Kreis plane, Impfsprechstunden in Hürth und Bergheim anzubieten.

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Für die Mitarbeiter des Impfzentrums, die bei den Johannitern Zeitverträge haben, endet der Einsatz dagegen. Aktuell sind es noch 60 Beschäftigte, in den Spitzenzeiten waren es bis zu 140. „Die meisten hatten vor Corona andere Jobs und kehren jetzt dorthin zurück“, berichtet Vize-Chef Stefan Hecker. Er selbst kam als gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann zu den Johannitern und will dort nach der Schließung des Impfzentrums eine Ausbildung zum Sanitäter beginnen.

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