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StratosphäreSelbst gebastelte Sonde hob vom Schulhof des Ernst-Mach-Gymnasiums ab

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Hürth-Hermülheim – Der Countdown bis zum Start des ersten Ballonflugs in die Stratosphäre dauerte etwas länger als geplant: Mit vielen Unwägbarkeiten hatten die Schüler des MPI-Kurses (Mathematik, Physik, Informatik) aus der Stufe neun und des Informatik-Leistungskurses aus der Stufe elf gerechnet – nicht aber damit, dass das leichte Helium-Gas nur sehr langsam aus der Stahlflasche in den Wetterballon strömte.

Mit 55 Minuten Verspätung hob der Wetterballon mitsamt der selbst gebastelten Styropor-Sonde dann um 11.25 Uhr ab vom Schulhof des Ernst-Mach-Gymnasiums.

Mit ihrem Experiment wollen die Schüler hoch hinaus. Bis auf 30 Kilometer Höhe soll der Ballon aufsteigen, bevor er planmäßig platzt und die Sonde am Fallschirm wieder zur Erde segelt.

Lego-Astronauten an Board

An Bord: zwei Mini-Computer, zwei dicke Akkus, ein GPS-Modul zur Positionsbestimmung, zwei Kameras und Sensoren zur Messung von Temperatur und Druck. Außerdem: zwei Lego-Astronauten.

Fotos, Filme und Daten werden auf zwei Speicherkarten mit jeweils 64 Gigabyte Fassungsvermögen gesichert. Die Zeit drängte, denn die Genehmigung der Flugaufsichtsbehörde galt nur für ein enges Zeitfenster.

Seit Februar bereiteten sich die gut 50 Schüler mit ihren Lehrern Gregor Evers und Michael Schröder auf den Stratosphärenflug vor. Schaltungen wurden gelötet, Programme geschrieben und die Laufzeit der Akkus wurde geprüft. Sogar in die Tiefkühltruhe wurde die Sonde gesteckt, um die Funktionsfähigkeit bei Kälte zu testen.

Minus 60 Grad

In der Stratosphäre herrschen minus 60 Grad. Eine Herausforderung war, die Traglast von 800 Gramm nicht zu überschreiten. So wurden die Kunststoffgehäuse der Mini-Computer eingespart und Kabel gekürzt. „Man glaubt gar nicht, wie schwer solche Kabel sind“, sagt Physiklehrer Evers.

Besonders intensiv wurde die Funktion des GPS-Trackers gecheckt. Denn ohne das Gerät wäre die Box, die irgendwo im Umkreis von 100 Kilometern niedergeht, kaum wieder auffindbar. „In dem Tracker steckt eine SIM-Karte“, erklärte die 14-jährige Schülerin Lisa-Marie Koch. „Wenn wir den anrufen, antwortet er mit einer SMS mit seinen Positionsdaten.“

Dumm sei nur, wenn das Fluggerät in einem Funkloch lande. Mit der Sonde wären nicht nur die Geräte, sondern auch die Daten auf den Speicherkarten verloren. „Dann müssen wir hoffen, dass jemand die Box findet und sie an die Adresse schickt, die wir draufgeschrieben haben“, so Lisa-Marie. Gregor Evers machte sich schon kurz nach dem Start auf den Weg in den Westerwald. Nach den Windvorhersagen sollte die Sonde nach zweieinhalb Stunden Flug in der Nähe von Neuwied landen.

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