Tränen zum AbschiedAm Samstag ist letzter Verkaufstag bei Real im Hürth-Park

Lesezeit 3 Minuten
Geschlossen bleibt die Drehtür ab Ende der Woche.

Geschlossen bleibt die Drehtür ab Ende der Woche.

Hürth – „Alles muss raus!“, steht auf einem Transparent über dem Eingang von Real im Hürth-Park. Das meiste ist schon raus: Seit acht Wochen läuft der Abverkauf. Die letzten Schnäppchen gibt es in dieser Woche zum halben Preis. Bereits am Samstag ist letzter Verkaufstag – dann ist nach 42 Jahren Schluss.

Ausgerechnet am Nikolaustag im vergangenen Dezember hatten die 98 Mitarbeiter von der Schließung erfahren. Als Begründung nannte Real-Sprecher Markus Jablonski damals „die schwierige wirtschaftliche Lage des Standorts, die hohen Verluste sowie eine fehlende Entwicklungsperspektive“. Die meisten Mitarbeiter bekamen ihre Kündigung zum 31. August. Das war auch der zunächst genannte Schließungstermin.

Seit Wochen leere Regale im Real in Hürth

Tatsächlich gehen die Lichter zwei Monate früher aus. Das sei so geplant gewesen, erklärt Jablonski: „Der Schließungstermin wurde nicht vorgezogen.“ Vielmehr ende der Mietvertrag am 31. August, bis dahin seien noch Rückbauarbeiten zu erledigen.

Ausgeräumt wird schon seit Wochen. Viele Regale sind leer oder bereits abgebaut. Große Teile der insgesamt 6500 Quadratmeter Verkaufsfläche sind mit Flatterband abgesperrt. Die meisten Kühltheken und Tiefkühltruhen sind abgeschaltet, Metzger- und Fischtheke sind geschlossen. Die Verkaufsstände für Obst und Gemüse sind demontiert. In dieser Woche sei ein letztes Mal Ware geliefert worden, berichtet die Betriebsratsvorsitzende Silvia Enkel.

Mitarbeiter traurig – „Einige arbeiten seit Jahrzehnten hier“

Den meisten der aktuell noch 80 Mitarbeitern falle es nicht leicht, den Laden nun abzuwickeln, sagt die 62-Jährige, die seit 18 Jahren bei Real in Hürth arbeitet. Bei der Abschiedsparty am vergangenen Wochenende im Schützenheim in Berrenrath seien Tränen geflossen. „Einige arbeiten seit Jahrzehnten hier“, so die Betriebsratsvorsitzende, „eine Kollegin ist von Anfang an dabei, also seit 1977.“ Damals hieß das Warenhaus noch Allkauf und erstreckte sich über zwei Etagen. 1998 kaufte der Handelskonzern Metro die Kette und flaggte um. Seit September 2018 verhandelt Metro über einen Verkauf aller Real-Filialen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Doch es gibt auch gute Nachrichten. Anders, als die Betriebsratsvorsitzende zunächst befürchtet hatte, haben die meisten Kollegen doch neue Jobs gefunden – auch die älteren. „Gute Leute werden im Einzelhandel händeringend gesucht“, weiß Enkel inzwischen. Fünf Mitarbeiter wechseln in andere Real-Filialen. Bei den Sozialplanverhandlungen sei es dem Betriebsrat gelungen, hohe Abfindungen auszuhandeln. Real will den Sozialplan nicht kommentieren.

Was mit der freiwerdenden Fläche, die größtenteils einer Metro-Tochter gehört, passieren wird, ist weiter offen. „Wir befinden uns derzeit in Vertragsverhandlungen mit diversen Unternehmen“, teilte eine Metro-Sprecherin auf Anfrage mit. Das Center-Management möchte wieder einen Supermarkt ansiedeln. Erst im Dezember wird Aldi seine neue Filiale im Hürth-Park eröffnen. Bis dahin gibt es in dem Einkaufszentrum kein Lebensmittelgeschäft mehr.

Rundschau abonnieren