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Vom Weltreisenden zum DesignerHürther entwickelt Kapuzenpullis mit eingenähter Maske

Lesezeit 3 Minuten
Die Nähmaschine ist das wichtigste Werkzeug für Nils Schneider.

Die Nähmaschine ist das wichtigste Werkzeug für Nils Schneider.

Hürth – Manchmal hat man Pech. So wie Gründer und Erfinder Nils Schneider. Die ersten 100 Kapuzenpullis mit eingenähter Maske hatte der 30-jährige Tüftler verkauft, die jungen Käufer waren begeistert, und Schneider stand kurz davor, seine schwarzen Masken-Hoodies unter dem Label „Jücker“ – angelehnt ans kölsche „op Jück“, also auf Reisen – in den Regalen einer Kaufhauskette zu platzieren.

Dann wurden die Corona-Regeln verschärft, statt Mund-Nasen-Schutz waren medizinische Masken vorgeschrieben – und die Verkaufsaussichten für den Pulli brachen ein. Doch Schneider lässt sich nicht entmutigen. Er tüftelt an neuen Produkten.

Auslandssemester im thailändischen Bangkok ändert alles

Nils Schneider ist viel herumgekommen. Schon während seiner Schulzeit am Albert-Schweitzer-Gymnasium absolvierte er Auslandsaufenthalte in Australien und den USA. „Das hat mir die Augen für die Welt geöffnet“, sagt er. Nach dem Abitur nahm er ein Duales Studium in Handelsmanagement an der Europäischen Fachhochschule in Brühl auf und lernte parallel Groß- und Außenhandelskaufmann. Doch so richtig ernst habe er das Studium nicht genommen, seine Ringer-Karriere sei ihm damals wichtiger gewesen. „Ich war kurz davor, von der Uni zu fliegen“, gesteht Schneider.

Das änderte sich nach einem Auslandssemester im thailändischen Bangkok. „Da habe ich gemerkt, was meine Stärke ist: mit unterschiedlichen Leuten zusammenzuarbeiten. Gute Voraussetzungen fürs Business“, so Schneider. Das Masterstudium in Global Management führte ihn dann gleich auf vier Kontinente. Er studierte in China, machte ein Praktikum an der Elfenbeinküste, schrieb seine Masterarbeit in Peru und erwarb seinen Abschluss in Frankreich.

Den Berufseinstieg schaffte Schneider als Regionalverkaufsleiter bei einem Lebensmittel-Discounter. Lange hielt er es dort nicht aus. Schon nach einem halben Jahr zog es ihn wieder in die Ferne, diesmal für neun Monate nach Kapstadt in Südafrika.

Hürther entwickelt Kulturbeutel mit abnehmbaren Seitentaschen

Auf die Idee, sich selbstständig zu machen, habe ihn ein Schulfreund gebracht, der mit Waren aus China handelt. „Der hat Brotdosen importiert und im Internet verkauft“, berichtet Schneider. „Mir war wichtig, dass ich etwas verkaufe, das ich selbst kaufen würde.“ 2019 reiste der Hürther nach China. „Ich wollte an die Quelle und Kontakt zu den Herstellern bekommen.“ Als Englischlehrer hielt er sich über Wasser und begann, Produkte für den Reisebedarf zu entwickeln. „Da kenn ich mich aus.“

Sein erstes Produkt war ein Kulturbeutel mit abnehmbaren Seitentaschen. „Ich habe nicht Design studiert und bin kein Ingenieur“, so der Hürther, „aber ich weiß, was man unterwegs braucht.“ Er schnitt Kulturtaschen auseinander und nähte Plastikfolien ein, damit man sie als Kosmetiktasche mit ins Flugzeug nehmen kann.

So soll es mit dem Masken-Hoodie aus Hürth weiter gehen

Dann kam Corona – und der Reiseverkehr zum Erliegen. Nils Schneider musste den Produktionsauftrag in China stornieren. Zurück in Hürth, setzte er sich an die Nähmaschine und nähte aus einem Kapuzen-Pulli, Druckknöpfen und einem Schlauchschal den Masken-Hoodie, den er über seinen Internet-Shop www.jucker.shop vertreibt. „Der Hoodie sieht nicht nur gut aus, sondern er ist auch praktisch“, sagt er. „Man hat die Maske immer dabei und braucht sie nur hochzuziehen.“ Schneider hofft, den Pulli ins Ausland verkaufen zu können, wo die Maskenpflicht weniger streng ist.

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Der Hürther hat noch viele Ideen für Reiseprodukte, für die er sich nach Abklingen der Pandemie Marktchancen ausrechnet. Er hat eine Reisedecke entwickelt, die sich zusammenrollen und als Handtuch verwenden lässt. „Digitale Nomaden“, die mit dem Laptop überall arbeiten können, will er mit einen Rucksack überzeugen.

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