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75 Jahre SozialdemokratKerpener ist eines der ältesten SPD-Mitglieder Deutschlands

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Hubert Halver aus Kerpen.

Hubert Halver aus Kerpen.

Kerpen – Die Hans-Böckler-Medaille hängt an der Wand, daneben eine Ehrenurkunde des Industrie- und Handelskammer, und auch August Bebel (1840-1913), einer der Urväter der sozialdemokratischen Bewegung, ist als Büste im Arbeitszimmer von Hubert Halver präsent. Der 98 Jahre alte Kerpener gehört seit 75 Jahren der SPD an und ist damit deutschlandweit einer der „dienstältesten“ Parteimitglieder. Jetzt wurde er in der Kerpener Jahnhalle von Dietmar Nietan, dem Bundesschatzmeister der SPD, und anderen geehrt.

Halver, der zu Hause von seiner Tochter und der Familie umsorgt wird, war Bergmann durch und durch. Er hat 44 Jahre lang bei dem früheren Unternehmen Rheinbraun gearbeitet, unter anderem in der Hauptwerkstatt in Grefrath sowie bei der Außenmontage. Er stammt aus einem sozialdemokratischen Elternhaus.

Großvater war Mitgründer des Ortsvereins Kerpen

Schon sein Großvater hatte 1904 den SPD-Ortsverein Kerpen mitgegründet. Auch sein Vater gehörte der SPD an. Als Soldat musste Halver in den Zweiten Weltkrieg ziehen. Gerade aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, war Hubert Halver in Kerpen einer der Männer und Frauen der ersten Stunde des demokratischen Neubeginns.

Wie es zum Eintritt in die SPD kam, hat Halver vor Jahren so beschrieben: „Als ich hörte, dass Kurt Schumacher (der damalige SPD-Vorsitzende) in Düren 1946, am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, eine Rede halten will, machten wir uns von Kerpen aus mit dem Fahrrad auf den Weg.“ Er habe Schumacher persönlich getroffen und sei noch während der Versammlung in die SPD eingetreten.

Kundgebung im völlig zerstörten Düren

Die Kundgebung in Düren war damals keine Selbstverständlichkeit, denn Deutschland stand noch unter Kontrolle der Besatzungsmächte, in diesem Falle der Briten. „Wir hatten Angst, weil es noch keine Versammlungsfreiheit gab.“ Doch die britischen Besatzungstruppen, die den demokratischen Neubeginn förderten, duldeten die Kundgebung Schumachers, die zwischen den noch nicht beseitigten Kriegstrümmern des völlig zerstörten Düren stattfand. Sie hätten sich aber im Hintergrund zum Eingreifen bereit gehalten, erinnert sich Halver.

In Kerpen war er als Jungsozialist in der örtlichen SPD aktiv. Er interessierte sich dabei besonders für die Interessen der „kleinen Leute“ und machte Sozialpolitik. „Alle 14 Tage gab es Parteiunterricht.“ Dabei seien etwa das soziale System oder auch der Aufbau des neuen Staates diskutiert worden. Auch das Scheitern der Weimarer Republik und deren Ursachen seien Thema gewesen. „Im Wahlkampf sind wir dann mit Handwagen und Kleister durch den Ort gezogen, um Plakate zu kleben.“

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Schon früh übernahm Halver politische Ämter im Stadtrat. Für die Arbeiterwohlfahrt, der er ebenfalls seit 1946 angehört, verteilte Halver anfangs Carepakete mit dem Fahrrad, half auch beim Bau des Vereinsheimes mit und war dort 20 Jahre lang Kassierer. Als Knappschaftsältester machte er bei der IG BCE-Ortsgruppe mit. 1989 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Auch heute noch verfolge er das politische Geschehen, so gut es gehe, erzählt er. Für die Bundestagswahl am Sonntag hoffe er auf ein gutes Abschneiden der Sozialdemokraten.

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