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Andrang bei Kerpener Impfaktion„Der verstärkte gesellschaftliche Druck zeigt Wirkung“

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Impfaktion Kerpen 271121

Das Boostern stand in Kerpen hoch im Kurs. 

Kerpen – Es ist noch Impfstoff da, es ist noch Impfstoff da. Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Der leicht abgewandelte Refrain aus dem alten Karnevalsschlager passt ganz gut auf die Szenerie, die am Samstag in Horrem und Sindorf zu beobachten war. Die beiden mobilen Impfteams des Rhein-Erft-Kreises, die im soziokulturellen Zentrum und in der Ulrich-Grundschule ihre Zelte aufgebaut hatten, erlebten zu Beginn einen Ansturm wie bei einer Büffet-Eröffnung – und freuten sich zu späterer Stunde dann über jeden, der sich im Nachschlag noch ein Vakzin-Portiönchen abholte.

Als die Aktionen zeitgleich um 11 Uhr begannen, hatten sich vor beiden Standorten bereits lange Warteschlangen gebildet. „Wir mussten anfangs ein hohes Tempo anschlagen, um den Andrang zu bewältigen. In den ersten zwei Stunden dürften wir bereits an die 300 Leute geimpft haben“, erzählte Dr. Nina Gatter. Sie war im Auftrag des Kreises mit vier impfenden Kolleginnen und Kollegen und zahlreichen Helferinnen und Helfern von den Johannitern in Sindorf im Einsatz. Ähnliches berichtete der leitende Impfarzt Dr. Guido Seegmüller aus Horrem.

Nachdem der erste Schub bewältigt war, wurde es gegen Mittag allerdings schon deutlich ruhiger. „Unsere 600 Rationen werden sicherlich bis zum Aktionsende um 16 Uhr ausreichen“, so Dr. Seegmüller, „es ist ja auch gut, wenn wir niemanden wegschicken müssen.“

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Fatima Akdim hatte das schon geahnt und war bewusst ein bisschen später gekommen, um sich ihre Auffrischungsimpfung abzuholen. „Ohne Termin einfach herkommen, den Aufklärungsbogen ausfüllen, ein paar Minuten warten, die Spritze setzen lassen – und nach einer knappen halben Stunden war für mich schon alles erledigt. Ich finde es super, dass solch unkomplizierte Impfaktionen vor Ort angeboten werden. Und ich hoffe, dass ganz viele Menschen die Chance nutzen. Denn in der jetzigen Situation ist es unglaublich wichtig, dass wir uns alle selber und unsere Mitmenschen möglichst gut schützen.“

Akdims Begleiter war allerdings nicht so begeistert. Als von Corona Genesener und vor über einem halben Jahr Erstgeimpfter hätte er seinen Schutz jetzt gern auffrischen lassen. Der enttäuschte Mann wurde aber abgewiesen. „Wir halten uns an die offiziellen Vorgaben der Ständigen Impfkommission, und danach sind für Genesene mit Erstimpfung derzeit keine Auffrischungen vorgesehen. Auch für Menschen, deren zweite Impfung weniger als sechs Monate zurückliegt, können wir keine Ausnahme machen“, erklärte Dr. Seegmüller, „so mussten wir leider einige Interessenten wegschicken, weil sie den Zeitpunkt fürs Boostern noch nicht erreicht hatten.“

Jüngere lassen sich oft mit Johnson & Johnson impfen

Zum Boostern war am Samstag die große Mehrheit der Menschen nach Horrem und Sindorf gekommen, und die allermeisten von ihnen wollten den Biontech-Wirkstoff haben. Der war auch in ausreichender Menge vorhanden. „Noch“, sagte Seegmüller, „nächste Woche sieht das vielleicht schon anders aus. Aber keine Sorge: Moderna ist keinen Deut schlechter.“

Es reihte sich aber auch der eine oder andere Erstimpfling in die Warteschlange ein, darunter auch einige Kinder und Jugendliche. „Ehrlich gesagt: Ich bin jung und gesund und hatte die Impfung bei mir nicht für unbedingt nötig gehalten. Aber jetzt machen mir die gigantischen Zahlen doch Sorgen, und es ist auch ziemlich nervig, wenn man sich als Ungeimpfter ständig testen lassen muss“, gab ein Mittzwanziger zu, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Der junge Mann holte sich eine Dosis Johnson & Johnson ab, weil er da anders als bei Biontech und Moderna nur ein einziges Mal geimpft werden muss und schon nach zwei Wochen den vollen Schutz hat. „Eben deshalb steht Johnson gerade bei jungen Leuten hoch im Kurs“, hat auch Dr. Seegmüller festgestellt, „aber Hauptsache, die Leute lassen sich überhaupt impfen. Dafür ist es nie zu spät, und wir freuen uns wirklich über alle, die kommen.“

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Bei den Spätentschlossenen musste er keine große Überzeugungsarbeit mehr leisten. Aber in seiner Bergheimer Hausarzt-Praxis sucht er täglich das Gespräch mit Patientinnen und Patienten, die noch nicht geimpft sind. „Die Gründe sind ganz unterschiedlich, manchmal auch Bequemlichkeit oder Skepsis, ob es wirklich sinnvoll und nötig ist. Mit radikalen Impfgegnern hatte ich es bisher nur ganz selten zu tun. Im Moment merke ich, dass sich immer mehr Zweifler doch noch überzeugen lassen, wenn man sie ruhig und sachlich aufklärt. Und man merkt auch, dass der verstärkte gesellschaftliche Druck Wirkung zeigt.“

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Derweil hob seine Kollegin Nina Gatter hervor, wie wichtig die mobilen Impfaktionen in den Stadtteilen seien. „Hier erreichen wir niedrigschwellig auch Leute, die nicht zur zentralen Impftstelle nach Hürth fahren oder einen Termin beim Hausarzt oder der Hausärztin machen wollen.“

In dieser Woche sind die mobilen Impfteams des Kreises anzutreffen in Pulheim-Sinnersdorf (Dienstag, 30. November, 11 bis 15 Uhr im Pfarrheim, Kölner Straße), in Bergheim-Niederaußem (Freitag, 3. Dezember, 10 bis 14 Uhr in der Paulusschule, Im Euel) und Brühler Phantasialand (Samstag, 4. Dezember, 13 bis 18 Uhr, Eventlocation Stocks).

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