Abo

KerpenBauern protestieren vor Aldi-Zentrallager gegen Discounter-Preispolitik

Lesezeit 3 Minuten
Eine Mahnwache organisierten Landwirte aus der Region vor dem Aldi-Zentrallager.

Eine Mahnwache organisierten Landwirte aus der Region vor dem Aldi-Zentrallager.

Kerpen – Mit einer Mahnwache machten am Sonntagabend Landwirte und Lohnunternehmer aus der Region auf ihre Lage aufmerksam. „Wir wollen faire Preise für unsere Produkte“, sagte einer der etwa 50 Bauern und Lohnarbeiter. Aus Angst, Aufträge mit Vertragspartnern zu verlieren, wollten die Demonstranten ihre Namen nicht öffentlich machen. Zufall war es allerdings nicht, dass die Mahnwache vor dem Zentrallager des Discounters Aldi an der Humboldtstraße stattfand.

„Aldi hat eine gewaltige Marktmacht“, sagte ein 50 Jahre alter Bauer aus Nörvenich. Auch merkte er an, dass die Milchbauern aus der Region an der Mahnwache nicht teilnehmen können. „Sie müssen auch jetzt in ihren Ställen arbeiten.“ Die Mahnwache sei zudem der Corona-Pandemie angepasst – mit Abstand und Mundschutz. Landwirte aus der Region hatten sich kurzfristig entschieden, auch am 1. November auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Rhein-Erft: Landwirte verdienen deutlich weniger

„Wir haben auch schon am vergangenen Sonntagabend hier gestanden“, berichtete einer der Bauern. „Und wir wollen nicht ausschließen, dass wir uns auch am kommenden Sonntagabend wieder spontan hier zur Mahnwache vor dem Zentrallager des Discounters in Kerpen treffen werden“, sagte er. Diesmal zählte die Polizei zehn Schlepper und Traktoren, die zwischen 18 und 19 Uhr am Straßenrand vor dem Zentrallager geparkt hatten. Im Lauf des Abends kamen weitere Landwirte, teils in ihren Privatwagen, teils aber auch mit ihren Traktoren, hinzu, so dass auch noch nach 20 Uhr eine kleine Gruppe die Mahnwache aufrecht hielt. Zur Personenzahl machte die Polizei keine Angaben.

„Wir haben weder Ausfahrten blockiert, noch Lärm gemacht, uns geht es nur darum, Präsenz zu zeigen“, erklärte ein 42-jähriger Landwirt aus Kerpen. Denn so wie es aktuell liefe, könne es nicht weitergehen. Ein 50-jähriger Ackerbauer aus Nörvenich berichtete, dass sein Vater 1988 für 100 Kilogramm Weizen noch 50 Mark bekommen habe. „Heute kriege ich für die gleiche Menge nur noch 17 Euro“, sagte er.

Aldi, Lidl und Co.: Preise bleiben während der Pandemie niedrig

Nicht zuletzt durch die Pandemie seien die Produktionskosten für die Landwirte darüber hinaus sehr viel teurer, auch weil weniger Erntehelfer nach Deutschland einreisen dürften und wollten. Dennoch hielten die Discounter die Preise extrem niedrig und brächten dadurch viele Landwirte in existenzielle Schwierigkeiten.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Dabei werden deutsche Lebensmittel nach weltweit höchsten Standards produziert, sie können deswegen eigentlich gar nicht zu billigen Preisen verkauft werden“, argumentierte eine Bäuerin. Einmal mehr habe die Pandemie doch auch gezeigt, dass auf die deutschen Landwirte Verlass sei. „Versorgungssicherheit und die hohe Qualität der Lebensmittel kann es aber nicht zum Nulltarif geben“, sagte stellvertretend für seine Kollegen ein 50-jähriger Gemüsebauer. Deutsche Landwirtschaft stehe für qualitativ beste Produkte und kurze Wege zum Verbraucher.

Diese Tatsache wünschen sich die Landwirte von der Politik und den Discountern bei der Einkaufspolitik berücksichtigt. Immerhin seien die Landwirte als Produzenten und die Discounter und Lebensmittelgeschäfte als Verkäufer aufeinander angewiesen und sollten an einem Strang ziehen.

Rundschau abonnieren