KerpenViele Gewinner, aber auch Verlierer beim Fahrplanwechsel am 10. Dezember

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Unzumutbar finden Regina Mengwasser und ihr Sohn Max (12) den kommenden Wegfall der Buslinie 939 zwischen Buir und Bergheim, wo der Sohn das Gymnasium besucht.

Unzumutbar finden Regina Mengwasser und ihr Sohn Max (12) den kommenden Wegfall der Buslinie 939 zwischen Buir und Bergheim, wo der Sohn das Gymnasium besucht.

Kerpen – Große Verbesserungen, in Einzelfällen aber auch Verschlechterungen bringt der neue Fahrplanwechsel für den Busverkehr in Kerpen mit sich, der am 10. Dezember umgesetzt wird. Neben einer besseren Anbindung des Türnicher Gewerbegebietes an das Busnetz wird es in Zukunft werktags von 5.16 Uhr bis circa 19 Uhr einen durchgängigen 20-Minuten-Takt zwischen Kerpen und dem S-Bahnhof Sindorf geben. Auf dem Abschnitt verkehren die Buslinien 911, 920 und 922 in einem Ein-Stunden-Takt. Bislang verliefen die Fahrten teilweise parallel. Sie sind so verschoben worden, dass nun alle 20 Minuten ein Bus fährt.

Da es dafür keine zusätzlichen Fahrten geben muss, sei das Ganze kostenneutral zu erreichen gewesen, teilt die Stadt Kerpen mit. Sie erhofft sich von der besseren Verbindung insbesondere eine Entlastung der Erfttalstraße zwischen Kerpen und Sindorf.

Züge besser erreichbar

Verbessert wird im Zuge des Fahrplanwechsels auch die Vertaktung der Buslinie 920 vom und zum Regionalzug RE 1 am Bahnhof Horrem. Die Regionalzüge in Richtung Köln und Aachen können dann besser erreicht werden. Zudem ist an Werktagen zwischen 7 und 20 Uhr ein durchgehender Stundentakt der Linie 911 erreicht worden, der die Stadtteile Sindorf, Kerpen, Türnich, Balkhausen und Brüggen verbindet.

Doch es gibt auch Verschlechterungen, über die sich etwa die Familie Mengwasser aus Buir beklagt: So fällt die Buslinie 939 zwischen Buir und Bergheim ersatzlos weg. Diese hat den zwölfjährige Maximilian Mengwasser bislang in seine Schule, das Bergheimer Gutenberg-Gymnasium, gebracht, wo er die siebte Klasse besucht.

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Der Kreis hat in Abstimmung mit der Stadt die Streichung der Linie beschlossen. Morgens seien nur 36 Fahrgäste mit dem Bus unterwegs, bei den anderen vier Fahrten seien es insgesamt nur knapp über 40 Menschen, so ein Kreissprecher. Da es zudem Alternativrouten gebe, fahre der Bus ab dem 10. Dezember nicht mehr. Auch die Tagebauerweiterung steht als Grund in der Vorlage.

Für Familie Mengwasser gleicht dies „einem großen Kollaps“. Sohn Maximilian müsse nun vom Bahnhof Buir aus mit der S-Bahn nach Horrem und dort in einen Bus der Linie 975 umsteigen. Morgens sei das noch zu bewältigen, sagt Mutter Regina Mengwasser. So müsse der Junge dann um 5.30 Uhr, statt um 6 Uhr aufstehen, rechnet die Mutter vor. Nachmittags aber sei er eine volle Stunde später zu Hause. Die Rückfahrt dauere dann mit der Linie 975 und der S-Bahnfahrt mit Wartezeiten eine ganze Stunde.

Voller Terminplan

Dabei sei der Terminplan des Jungen ohnehin schon so voll, dass er an langen Schultagen erst am frühen Abend frei habe. Laut Mengwasser seien noch etwa 25 andere Kinder vom Wegfall der Buslinie betroffen. Mit 18 von ihnen sei sie im Gespräch.

Dennoch: Der Wegfall der Linie ist beschlossene Sache. Dafür gebe es Verbesserungen an anderer Stelle, etwa mehr Verbindungen in Elsdorf und Erftstadt, heißt es beim Rhein-Erft-Kreis. Man müsse das ganze Kreisgebiet im Blick haben. Es gelte, mit einer fixen Anzahl Busse und einer fixen Anzahl Fahrern die Verbindungen möglichst optimal auszugestalten. Mit dem Fahrplanwechsel fahre die REVG im Kreis insgesamt 121.000 Fahrgastkilometer pro Jahr mehr als bisher.

Für die Buirer, die bisher eine Direktverbindung nach Bergheim genießen konnten, wird ein Umstieg nötig sein. Die Fahrtdauer mit der S-Bahn und der Linie 975 dauere am Morgen insgesamt 35 Minuten, so der Kreissprecher. Das sei zumutbar. Familie Mengwasser sieht das anders. Sie zieht einen Schulwechsel in Erwägung. „Immerhin hat Maximilian noch fast sechs Jahre Schule vor sich“, sagt die Mutter.

Blatzheim und Manheim sind abgeschnitten

Auch bei der Linie 976 (Frechen–Horrem–Kerpen–Buir) sieht zumindest CDU-Fraktionsvorsitzender Klaus Ripp noch Defizite: So wird es weiterhin so sein, dass die Linie zwar durchgängig mindestens einmal pro Stunde bis 0.35 Uhr fährt, doch in den Abendstunden von Horrem aus gesehen nur bis Kerpen-Mitte. Die Stadtteile Blatzheim und Manheim sind dann abgeschnitten. Hieran soll noch gearbeitet werden, sagt Ripp. Er fordert auch eine bessere Vertaktung der Linie 976 mit der S-Bahn in Buir, damit Blatzheimer und Manheimer, die von dort aus mit dem Zug weiterreisen wollen, nicht so lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen.

Nicht vom Tisch sei auch das Thema Nachtbus, sagt Ripp. Der soll an Wochenenden bis in die frühen Morgenstunden von Horrem aus verkehren und aller Kerpener Stadtteile anbinden. Dieser könne möglicherweise zum Sommerfahrplanwechsel Mitte 2018 eingeführt werden.

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