SanierungDas sind die Pläne für das Hotel am Türnicher Schloss

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Severin Graf Hoensbroech mit Sohn Nepomuk blicken von einem Gerüst in den Park von Schloss Türnich. Am Dach der Kapelle neben dem Herrenhaus wird bereits gearbeitet.

Severin Graf Hoensbroech mit Sohn Nepomuk blicken von einem Gerüst in den Park von Schloss Türnich. Am Dach der Kapelle neben dem Herrenhaus wird bereits gearbeitet.

Kerpen-Türnich – Wenn es nach Severin Graf Hoensbroech geht, dann wird sich in und um das Schloss Türnich eine ganze Menge tun. Der 44 Jahre alte Sohn von Graf Godehard von und zu Hoensbroech möchte das Eigentum an Schloss, Nebengebäuden und Ländereien Schritt für Schritt der „Kultur- und Naturstiftung Schloss Türnich“ übertragen, die kurz „K.U.N.S.T.“ abgekürzt. Die Stiftung befindet sich zurzeit im Gründungsverfahren.

Doch die Überführung des Familieneigentums in eine Stiftung ist nicht der einzige Plan von Severin Graf Hoensbroech. Auf dem Gelände der ehemaligen Mühle, deren bauliche Reste vom Schlossteich aus gesehen hinter dem eigentlichen Schlossbau einen Steinwurf von der Verlängerung der Nussbaumallee hinter einem alten Stall liegen, soll ein Hotel gebaut werden. Das eigentliche Schloss und seine Nebengebäude sollen als Seminar- und Büroräume sowie für Gastronomie und eine Hochschule genutzt werden.

Die Hotelplanung soll in einen Masterplan für Schloss und Umgebung integriert werden, der nun unter Beteiligung der Bevölkerung erarbeitet werden soll. Unter Federführung der Stadt Kerpen wird es neben zahlreichen Sofortmaßnahmen zur Erhaltung von Schloss Türnich, wie der Neueindeckung des kompletten Schlossdaches mit Schiefer, der Erneuerung der Stromversorgung, der Entfeuchtung der Wände sowie einem Gutachten zur Statik von Herrenhaus und Brücke einen städtebaulichen Wettbewerb geben, aus dem der Masterplan entwickelt wird. Hierzu erhält die Stadt eine Förderung des Bundes aus Mitteln des nationalen Städtebaus.

Ein Hotelbetrieb sei wichtig, damit Seminare und mehrtägige Veranstaltungen auf dem Schlossgelände möglich sind, aber auch damit das Schlosscafé besser ausgelastet werden könne, sagte Severin Graf Hoensbroech. Geplant sei, dass die Rheinische Fachhochschule mit ihrem Institut für Nachhaltigkeit und Kreislaufprozesse die Gastronomie der alten Schlossküche betreibe, so der junge Graf.

„Erlebnisraum essbare Energielandschaft Erftaue“

Um Landwirtschaft, Naturschutz und Erholungsraum weiter zu vernetzen, hat er ein Konzept unter dem Titel „Erlebnisraum essbare Energielandschaft Erftaue“ entwickelt, in den auch die Gärten des Schlosses, aber auch andere Grundstücke, die nicht zum Schloss gehören, integriert werden könnten, sagte Hoensbroech: „In unseren Obstwiesen könnte man auch Pilzkulturen anlegen, Hühner und Schweine halten und essbare Pflanzen ernten. Die Biomasse durch den Schnitt der bereits existierenden Doppelhecken kann man als Heizstoff nutzen.“ Die Stadt spricht von einem „Leuchtturmprojekt“ in einem durch den Strukturwandel nach der Braunkohle geprägtem Umfeld.

Derzeit verfüge die Stiftung nur über ein Stammkapital von 60 000 Euro, so Severin Graf Hoensbroech. 50 000 Euro davon stiftete der Schweitzer Balz Baechi, ein Freund der Familie Hoensbroech.

Das ist allerdings noch zu wenig, um den Unterhalt für das Schloss zu finanzieren: „Der Unterhalt würde die Stiftung sofort sprengen. Die Stiftung ist aber für uns ein Vehikel, Fundraising (Mittelbeschaffung – d. Red.) zu betreiben, um unsere Ziele für den Erhalt von Schloss Türnich und seinen Ländereien umzusetzen.“ Graf Severin schwebt eine Summe von mindestens zwei Millionen Euro als Stammkapital der Stiftung vor, mit der das Schloss dauerhaft betrieben werden könne.

Gräfliche Familie erhält Wohnrecht

Je höher das Stammkapital anwächst, desto mehr von Burg und Umgebung soll der Stiftung an Eigentum übertragen werden. Die gräfliche Familie erhalte aber laut Stiftungssatzung ein Wohnrecht in dem denkmalgeschützten Gemäuer und werde auch Teil des Stiftungsrates, berichtet der junge Graf: „Ich finde, dass solche Orte wie unser Schloss kaputtgehen, wenn keine Familie mehr da ist, die darin wohnt. Stadt und Familie sind für mich gesetzt als Mitglieder des Stiftungsrates.“

Mit der Oberfinanzdirektion seien alle Fragen abgeklärt worden, nun solle im August die offizielle Gründung stattfinden. Bis dahin hätten potenzielle Förderer noch die Möglichkeit, sich als Gründungsstifter zu melden. Es gebe auch schon eine Reihe von Anfragen, so Severin Graf Hoensbroech. „Die Stiftung hat die Möglichkeit, Anträge auf Förderung bei verschiedenen Institutionen zu stellen. Natürlich soll auch alles, was gemeinnützigen Charakter hat, in Zukunft über die Stiftung laufen, denn sie hat die Möglichkeit, Spendenquittungen auszustellen.“

Parallel zur Stiftung soll der Freundes- und Förderkreis von Schloss Türnich erhalten bleiben. „Der Förderkreis ist hauptsächlich für Bürger gedacht, die den Schlosspark ja auch nutzen. Den Park stellen wir mit Unterstützung der Stadt, die zwei Bundesfreiwilligendienststellen zur Verfügung stellt, kostenfrei der Öffentlichkeit zur Verfügung.“ Die Mittel der Freunde und Förderer würden deshalb auch in den Erhalt von Schlosskapelle und Schlosspark fließen.

Severin Graf Hoensbroech: „Der Anfang ist ja schon gemacht. Die Landwirtschaft ist ökologisch – Demeter –, das Café ist das einzige Biocafé weit und breit, mittwochs und samstags kann man frisches Biogemüse auf dem Schlosshof kaufen. Schon jetzt ist die Ceres Heilmittel GmbH der wichtigste Mieter und betreibt einen wunderschönen Heilpflanzengarten im Innenhof des Schlosses, der nach Anmeldung im Café jederzeit besichtigt werden kann.“

Zusammen mit dem nahe gelegenen Naturparkzentrum Gymnicher Mühle könne die „Insel der Natur und Erholung“, die das Schloss jetzt schon inmitten der durch die Tagebaue stark veränderten Landschaft an der Erft bilde, vergrößert werden: „Ein echter Erlebnisraum für die Menschen nicht nur aus unserer Region.“

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