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Tränen zum AbschiedManheimer Kirche wurde feierlich entwidmet – Abriss nun geplant

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Sakrale Gegenstände wurden nach der Entwidmung feierlich aus der Kirche getragen.

Sakrale Gegenstände wurden nach der Entwidmung feierlich aus der Kirche getragen.

Kerpen-Manheim-alt – „Es ist sehr schwer, Abschied zu nehmen von diesem Ort der Besinnung und der Geborgenheit. Aber es gibt nicht nur diese eine Kirche im alten Manheim. Nein, überall ist Gott, und überall ist die Kirche. Wir haben das Glück, auch im neuen Manheim wieder ein Ort gefunden zu haben, wo die Menschen zusammenhalten und wo Gott bei uns ist.“

Emotionale Abschiedsmesse

Dies sagte kein Geistlicher, sondern die mehr als 80 Jahre alte Manheimerin Käthe Kasper. Besser hätte man kaum ausdrücken können, was wohl die meisten der rund 300 Menschen empfanden, die sich am Samstagnachmittag ein letztes Mal in der Kirche St. Albanus und Leonhardus versammelten. Die feierliche Entwidmung des 119 Jahre alten neugotischen Gotteshauses, das wie ganz Alt-Manheim dem Tagebau Hambach weichen soll, wurde in einer emotionalen Abschiedsmesse vollzogen.

Während sich draußen Protest von auswärtigen Klimaschützern regte, nahmen die Manheimer selbst drinnen leise Abschied. Sie hatten sich vorher anmelden müssen, beim Zugang mussten mehrere Sicherheitskontrollen passiert werden. Gemeinsam mit vier weiteren Geistlichen zelebrierte Ludger Möers als Pfarrer des Kirchengemeindeverbandes Kerpen-Südwest den Gottesdienst. Auf eine Predigt verzichtete Möers und überließ stattdessen den Manheimern selbst das Wort.

„Mannem Alaaf“ für entwidmete Kirche

Die Ortsvorsteherin, der Sprecher des Kirchenchores, eine junge Frau aus dem Kommunionsjahrgang 2008 und andere schilderten, was sie mit St. Albanus und Leonhardus verbinden und wie sie das kirchliche und weltliche Miteinander in ihrem alten Heimatort erlebt haben. Politik blieb an diesem Tag völlig außen vor. Stattdessen brachten die Beiträge Wehmut und Abschiedsschmerz zum Ausdruck. Und die Manheimer wären keine Manheimer, wenn sie nicht auch bei diesem ernsten Anlass augenzwinkernd das eine oder andere fröhliche Anekdötchen ausgegraben hätten. So ließ es sich Ex-Karnevalsherrscherin Sofia Rübsteck am Ende ihrer Rede nicht nehmen, ein dreifaches „Mannem Alaaf!“ auszurufen – und die ganze Kirche stimmte mit ein.

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Am Ende des Gottesdienstes musste sich dann doch manch einer ein Tränchen verdrücken. Pfarrer Möers verlas zunächst das amtliche Schreiben von Erzbischof Kardinal Woelki zur „Profanierung“, also der Entwidmung, Entweihung und Rückerweltlichung des Gotteshauses. Anschließend wurden die fast 120 Jahre lang in drei Altären aufbewahrten Reliquien von den Geistlichen hervorgeholt und mit weiteren Sakralgegenständen feierlich aus der Kirche ins Freie hinausgetragen. Vieles davon soll in einer noch zu bauenden Kapelle in Manheim-neu wieder Verwendung finden.

Die Kirche ist nun kein geistlicher Ort mehr; dem noch nicht terminierten Abbruch des Gebäudes steht kirchenrechtlich nichts mehr im Weg.

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