Umbau des SandwegsHorremer wehren sich gegen Baumfällungen und Anliegerkosten

Lesezeit 3 Minuten
Zahlreiche Horremer protestieren gegen die Fällung von Roteichen am Sandweg.

Zahlreiche Horremer protestieren gegen die Fällung von Roteichen am Sandweg.

Kerpen-Horrem – Die Anlieger des Sandwegs sind schockiert: Fährt man den Sandweg hinauf, dominieren mächtige amerikanische Roteichen das Bild. Sie sind zwischen 100 und 120 Jahre alt und erfreuen sich guter Gesundheit. Für sie seien die Bäume ein wirksamer Staub- und Lärmschutz, berichten die Bürger vom Sandweg, der Glück-Auf-Straße, Am Hügel und von der Villestraße. Doch nun fürchten sie, dass den Bäumen die Kettensäge droht, denn auf dem größtenteils freien Feld gegenüber wird gebaut.

Die große Kindertagesstätte am Sandweg steht schon, doch im östlichen Teil, den Sandweg weiter den Villehügel hoch, soll nach Angaben der Grünen ein RWE-Grundstück mit Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäusern bebaut werden. Nach Auskunft eines Anwohners sollen 33 Häuser dort entstehen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Damit auch auf der nördlichen Seite des Sandwegs ein Bürgersteig gebaut werden kann, sollen Büsche und die Mehrzahl der verbliebenen amerikanischen Roteichen weg. Wie die Kerpener Grünen, die die Interessen der Horremer Bürger vertreten, mitteilen, sind von ehemals 28 Roteichen im Jahr 2012 13 aus Sicherheitsgründen gefällt worden. Derzeit seien noch neun erhalten, fünf weitere sollen nun gefällt werden. Fraktionsvorsitzender Peter Kunze schreibt: „Mit dann nur noch vier verbleibenden Bäumen wäre der Alleecharakter des Sandwegs endgültig zerstört. Dies ist jedoch nicht erforderlich.“

Alles zum Thema RWE

Es reiche ein Gehwegausbau auf der Südseite, dort wo auch jetzt gebaut werden soll, so die Grünen weiter. Der obere Teil des Sandwegs solle ein Stück weiter in Richtung Autobahndamm verschwenkt werden. „Damit könnten alle derzeitigen Alt-Allee-Bäume mit ihren wichtigen ökologischen Funktionen wie Beschattung, Kühlung, Regenwasserspeicherung, Wind-, Lärm- und Staubschutz und Sauerstoffproduktion erhalten werden.“ Außerdem würden so die Kosten für den Gehwegbau, die Fällungen und Ersatzpflanzungen gespart.

Kritik auch an Anliegerkosten

Vehement wehren die Anlieger sich auch dagegen, für den Umbau des Sandweges erneut zu Anliegerkosten herangezogen zu werden. Erich Ewertz betont: „Unsere Grundstücke sind längst erschlossen. Dafür haben wir auch bezahlt. Wir als Anwohner haben keinen Vorteil davon, dass RWE nun das Nachbargrundstück bebaut.“

Das unterstützt auch Gero Donner von den Grünen: „Vom Ausbau des Sandweges profitiert ausschließlich die Eigentümerin und Investorin des Neubaugebietes.“ Andere Horremer aus den angrenzenden Straßen sowie Donner befürchten mehr Verkehr, allein schon durch die baldige Eröffnung der Kindertagesstätte, aber auch durch die zahlreichen geplanten Häuser.

Gerade deshalb sei aber auch der Erhalt der Eichen notwendig. Anwohner Peter Schander weiß: „Im Herbst 2016 sind alle Bäume gründlich untersucht und fachlich begutachtet worden. Damals sagte mir der Gutachter, sie seien im besten Zustand.“ Ungünstig sei, dass im oberen Bereich des Sandweges etwa 1000 Quadratmeter Land gerodet werden sollen, auf dem sich jetzt dichtes Buschwerk befindet.

Im jüngsten Haupt- und Finanzausschuss seien die Bürger mit ihrem Antrag nicht durchgedrungen, kritisiert Bernd Krings: „Allerdings mit einer relativ unklaren Begründung.“ Der Grüne schlägt vor: „Zum Teil sind am Sandweg schon jüngere Roteichen nachgepflanzt worden. Sie können jetzt 30, 40 oder mehr Jahre nachwachsen, bis irgendwann einmal die alten Bäume aus Altersgründen herausgenommen werden müssen. So kann man dauerhaft den Alleecharakter bewahren.“ Die Kerpener Stadtverwaltung war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Rundschau abonnieren