„Generationengespräch“ in PulheimCDU sorgt sich um Missbrauch des Heimatbegriffs

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Über den Begriff Heimat und die Zukunft diskutierten Bernhard Worms, Romina Plonsker und Moderator Markus Lingen (v. l.).

Über den Begriff Heimat und die Zukunft diskutierten Bernhard Worms, Romina Plonsker und Moderator Markus Lingen (v. l.).

Pulheim – Knapp 50 Besucher waren zum ersten Generationengespräch dieses Jahres gekommen, zu dem die Senioren-Union und die Junge Union ins Kultur- und Medienzentrum eingeladen hatte. Es sollte um das Thema „Heimat – im Spannungsfeld von Globalisierung und Digitalisierung“ gehen. Als Redner waren der frühere CDU-Staatssekretär Dr. Bernhard Worms und die Landtagsabgeordnete Romina Plonsker eingeladen worden.

„Der Begriff Heimat scheint das neue Zauberwort der politischen und gesellschaftlichen Debatte zu sein, denn alle reden jetzt von Heimat, ganz so, als ließ der Begriff alles gut werden, wenn er nur im richtigen Sinn ausgesprochen wird. Aber was ist der richtige Sinn?“ fragte zu Beginn der Veranstaltung Siegbert Renner, Vorsitzender der Senioren-Union in Pulheim, und zeigte ein paar Beispiele auf, was bei Umfragen zum Heimatbegriff geantwortet wird.

Industriezeitalter von Wissenszeitalter abgelöst

Natürlich sei der Begriff vorwiegend positiv besetzt, klinge er doch nach Geborgenheit und Sicherheit sowie nach der Sehnsucht nach Ruhe. Aber, so Renner, die Gegenwart sehe oft anders aus, Familienstrukturen, Verhaltensnormen oder Arbeitsweisen und -prozesse änderten sich oder seien weggebrochen.

Bernhard Worms erinnerte beim Begriff Heimat an das Beziehungsgeflecht von Mensch und Raum, in das man hineingeboren werde, um dessen Sprache und Kultur ebenso zu erfahren wie die ethischen und moralischen Werte durch Elternhaus und Schule. Worms: „Heimat strahlt eine Sehnsucht aus, die den Menschen antreibt, nicht auf dem »Ist« auszuruhen, sondern Ausschau zu halten nach dem Neuen.“

Worms sagte, das Industriezeitalter sei von einem Wissenszeitalter abgelöst worden, das durch Digitalisierung und auch Globalisierung geprägt sei von Umbruch und Veränderung alter und bestehender Gesetzmäßigkeiten. Nach seiner Ansicht kann dieser Prozess nicht gestoppt werden. Es sei aber notwendig, sich schnell auf die damit verbundenen Veränderungen einzustellen und die notwendigen Wege zu schaffen, um weiterhin die Kontrolle über die künstliche Intelligenz zu behalten.

Heimatliche Bindungen könnten strapaziert werden

Für die CDU-Landtagsabgeordnete Romina Plonsker ist Heimat da, wo sie zu Hause ist. „Es ist der Ort, mit dem man vertraut ist“, sagte die junge Frau aus Stommelerbusch, die sich selbst aber inzwischen, auch durch ihre beruflichen Auslandsaufenthalte in der Vergangenheit, weniger als Pulheimerin denn als Europäerin sieht.

„Wir Jugendlichen lösen uns vom Kirchturmdenken, unser Horizont ist breiter.“ Dennoch habe auch das Heimatgefühl, verbunden mit Erinnerungen und der Sprache, für sie nicht an Bedeutung verloren. Mit Blick auf die in der Zukunft wohl noch zunehmende Mobilität und die durch die Digitalisierung verbundene Anonymisierung der Arbeitswelt sieht Plonsker jedoch die Gefahr, dass die heimatlichen und familiären Bindungen weiter strapaziert und brüchiger werden.

In der abschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es notwendig ist, aufzupassen, dass der Heimatbegriff in der aktuellen Situation nicht politisch missbraucht wird. Auch wurde von den Zuhörern hinterfragt, ob es wirklich sinnvoll sei, in der neuen Bundesregierung einen Heimatminister zu installieren, der dazu auch noch aus Bayern komme.

Dem Thema Digitalisierung will die Senioren-Union im Herbst dieses Jahres eine weitere Veranstaltung widmen.

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