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57-jähriger Kölner erzähltSo viel hat ein Postbote während der Weihnachtszeit zu tun

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Viele Pakete sind nicht schwer, aber sperrig, dennoch sollte man fit sein und 20 bis 25 Kilogramm tragen können, sagt der Kölner.

Viele Pakete sind nicht schwer, aber sperrig, dennoch sollte man fit sein und 20 bis 25 Kilogramm tragen können, sagt der Kölner.

Pulheim – Günter Wendelburg kennt Pulheim wie seine Westentasche. Seit Juni ist der 57 Jahre alte Kölner im Auftrag von DHL als Paketzusteller auf den Straßen der Stadt unterwegs.

„Am 1. August habe ich meine Stammtour übernommen“, erzählt er auf dem Weg von der Zustellbasis an der Europa-Allee in Frechen in seinen Bezirk 01 in der Pulheimer Innenstadt.

27 Straßen, geprägt von Einfamilienhäusern, zählen zu Günter Wendelburgs Revier. Geschäfte sind nur wenige dabei, „zwei oder drei“, auch die Mehrfamilienhäuser lassen sich an einer Hand abzählen. Das war in der Kölner Südstadt, wo der Fachlagerist seine Laufbahn als DHL-Paketzusteller im November 2015, nach zwei Wochen Einarbeitungszeit – „zuerst fährt man nur mit“ – angefangen hat, noch anders.

„Da musste ich oft in die dritte Etage steigen und noch höher.“ Aufzüge, die das Zustellen der Pakete erleichtert hätten, gebe es in vielen Häusern nicht. „Man sollte schon fit sein in dem Job und 20 bis 25 Kilogramm tragen können“, weiß Günter Wendelburg aus Erfahrung.

Sortiert nach Straßen

111 Pakete hat der Kölner an einem tristen verregneten Morgen ab 8 Uhr in seinem Transporter – „mein Stammfahrzeug“ – geladen. Vorsortiert nach Straßen. „Das ist relativ wenig, das wird easy heute.“ Vor zwei Wochen sei er mit mehr als 200 Paketen rausgefahren, an einem Tag sogar mit 288.

Es läuft gut an. Es macht sich bezahlt, dass Günter Wendelburg seinen Bezirk aus dem Effeff kennt und weiß, wie er die einzelnen Straßen am schnellsten erreicht. „Ich habe feste Kunden, die täglich Sendungen bekommen, und ich kenne fast alle mit Namen.“ Inzwischen kenne er auch die Eigenheiten seiner Kunden. „Mit der Zeit lernt man, dass es bei einigen Kunden länger dauert, bis sie öffnen.“

Die ersten Pakete wird Günter Wendelburg zügig los, die Kunden sind zu Hause. „So ein großes, sperriges Paket?“ – eine Kundin ist sichtlich erstaunt, fragt sich für einen kurzen Moment, was sie da wohl bestellt hat, da fällt ihr ein: „Ach ja, da ist ein Kinderstaubsauger drin.“ Dass die Pakete „immer größer werden“, und das „für zwei Medikamentchen“, erstaunt einen ihrer Nachbarn.

Zehn Stunden täglich

Die mechanisierte Zustellbasis an der Europa-Allee in Frechen wurde im Juni eröffnet. Die Sendungen werden nachts aus der Hauptumschlagbasis Köln, Am Eifeltor, nach Frechen gebracht und von dort zu den Kunden im Süden und Westen Kölns, in Frechen und in Pulheim geliefert.

80 Paketzusteller sind dort angestellt. Aktuell, wegen des Weihnachtsgeschäfts, sind es 100. Darunter ist eine Frau. Hinzu kommen bis zu 60 beziehungsweise bis zu 80 Mitarbeiter in den Zustellbasen in Kerpen und Brühl. Üblicherweise sind es etwas 30 Prozent weniger, so Produktionsleiter Oliver Zentis.

Die Zusteller arbeiten täglich maximal zehn Stunden, zuzüglich 45 Minuten Pause. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 39 Stunden. (mma)

Nach jedem Stopp wirft Günter Wendelburg einen Blick in den Laderaum seines Transporters, legt sich die Pakete nach Hausnummern zurecht – denn „es ist das A und O, den Wagen gut zu sortieren“ – und „parkt strategisch gut“. Die Sackkarre braucht er nicht, wirklich schwere Sendungen – „Katzenfutter und -streu und Wein“ – sind nicht dabei. Die einzige Lieferung Hundefutter ist auf zwei handliche Kartons verteilt. Der Vierbeiner, für den die Dosen bestimmt sind, ist nicht begeistert – er begrüßt Günter Wendelburg mit einem Knurren.

Viele Kunden sind nicht zu Hause

Mit einem Mal geht es nicht mehr so flott. Viele Kunden sind nicht zu Hause, Günter Wendelburg klingelt hier, klingelt da, denn er weiß, wer Pakete für die Nachbarn annimmt. „Ist für mich denn auch was dabei?“, fragt die Dame aus Haus Nummer 30. Leider nein. Der kleine Drucker, der an Günter Wendelburgs Gürtel befestigt ist, ist im Dauereinsatz. Die Ausdrucke klebt der Paketbote auf Benachrichtigungskarten und wirft sie in die Briefkästen. Mit Humor nimmt es eine junge Frau, die mal wieder „die Arschkarte“ gezogen hat. „Wer hat bei Kaufhof bestellt, ist heute kein Wein dabei?“, fragt sie amüsiert nach einem prüfenden Blick auf den Stapel Pakete.

Die Sendungen sind verteilt, Günter Wendelburg macht sich auf den Weg nach Frechen. In der Zustellbasis parkt er an Rampe 117, trägt die Tour ins Fahrtenbuch ein, gibt die drei Pakete ab, die Kundinnen ihm mitgegeben haben, und macht seine Abrechnungen. Ausnahmsweise endet sein Arbeitstag schon um 14.15 Uhr.

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