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InstallationNew Yorker Künstler bringt Licht und Schatten in Stommelner Synagoge

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Eine Besucherin nimmt Jaars Arbeit in der Synagoge Stommeln in Augenschein.

Pulheim-Stommeln – Ruhig ist es in der schlicht wirkenden Synagoge im Mühlenort. Vor dem Thoraschrein, der in dem rund sechs Mal sechs Meter großen Raum mit den markanten Rundbogenfenstern steht ein Metalltisch. An Stahlseilen hängt ein zweiter Tisch. Umgedreht. Auch er ist aus Metall. Zwischen den Tischplatten ist ein schmaler Lichtstreifen zu sehen.

Plötzlich erklingt ein leises Surren, die vier Stahlseile heben den oberen Tisch Zentimeter um Zentimeter. Der Abstand zwischen den Tischplatten wird größer und es wird klar, dass sie die Quelle des Lichtes sind. Der Raum wird taghell, die umstehenden Besucher werfen ihren Schatten an die Wand. Nach ein oder zwei Minuten senkt sich der obere Tisch erneut, bis nur noch der Lichtstreifen zu sehen ist. Es wird wieder dunkel in der Synagoge. Drei, vier weitere Minuten vergehen, erneut heben die Stahlseile den oberen Tisch Zentimeter um Zentimeter.

Licht ist das zentrale Element der Arbeit „Lament of the Images“ (die Klage der Bilder), die der in Chile geborene und in New York lebende Künstler Alfredo Jaar für die renommierte Kunstreihe Synagoge Stommeln entwickelt hat. Dafür hatte der 63-Jährige das ehemalige jüdisches Gotteshaus mehrfach besucht, erstmals vor zwei Jahren. Doch bei dem Pressegespräch und der anschließenden Eröffnung am Mittwochabend mit vielen Gästen fehlte der Künstler. Eine Augenoperation, der sich Jaar vor ein paar Tagen unterziehen musste, machte eine Flugreise unmöglich.

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Er bedauere es sehr, hatte Jaar in einem Brief geschrieben. In dem Schreiben, das Mischa Kuball, ein guter Freund und Kollege Jaars, verlas, ging der Filmemacher und Architekt auf die „sehr dunklen Zeiten ein, in denen wir leben“. Um sich greifender Faschismus, mehr als sieben Millionen Flüchtlinge, ethnische Säuberungen, Artensterben, waren nur einige Beispiele, die Jaar nannte. Lament of the Images sei eine Klage an die Welt, an den Planeten, zitierte Kuball aus dem Brief: „Das Licht ist ein Zeichen der Hoffnung.“

Die Arbeit „Lament of the Images“ (Die Klage der Bilder) von Alfredo Jaar ist bis Sonntag, 31. Mai in der Synagoge, Pulheim-Stommeln, Hauptstraße 85 a, zu sehen. Geöffnet ist sie freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr. Von Sonntag, 1. Dezember, bis Sonntag, 31. Mai, sind Besichtigungen nach telefonischer Vereinbarung unter 02238/808124 oder 02238/808194 möglich. Führungen sind für Mittwoch, 2. Oktober, 18 Uhr, und Samstag, 19. Oktober, 15 Uhr, sowie für Sonntag, 3. November, 16 Uhr, geplant.

www.synagoge-stommeln.de

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