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Nach der FlutArchivmaterial aus dem ganzen Rheinland wird in Pulheim gereinigt

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Das Hochwasser hat im Stadtarchiv von Bad Münstereifel erheblichen Schaden verursacht.

Das Hochwasser hat im Stadtarchiv von Bad Münstereifel erheblichen Schaden verursacht.

Pulheim-Brauweiler – Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) in Brauweiler haben alle Hände voll zu tun. Die Unwetterkatastrophe hat auch die Bestände einiger Archive im Rheinland schwer beschädigt.

Die ersten Schadensmeldungen aus nichtsstaatlichen Archiven seien am Tag nach der großen Flut eingegangen, teilt der Landschaftsverband Rheinland mit. „Seitdem sind die Kolleginnen und Kollegen des LVR-AFZ in Brauweiler unermüdlich im Einsatz. Vier Teams mit jeweils zwei bis vier Personen sind an unterschiedlichen Orten präsent.“ Zusätzlich koordiniere das LVR-AFZ die Einsätze, Hilfsangebote und die Materialbeschaffung.

Rheinland: Diese Archive sind besonders stark betroffen

Durch die in Brauweiler eingehenden Informationen und die Einsätze vor Ort zeichnet sich ein erster Eindruck von der Schadenslage ab. „In einigen Archiven sind die gesamten Bestände durch Wasser, Schlamm und Schadstoffe durchnässt und verunreinigt“, heißt es in der Mitteilung. Hinzu kämen ganze Regalanlagen, die unter der Last des Schutts und Gerölls zusammengebrochen seien.

Zu den schwer geschädigten Archiven zählen laut LVR unter anderem die Kommunalarchive in Stolberg, Kall, Bad Münstereifel, Leichlingen und das Archiv des Nationalparks Eifel in Gemünd. „Dort sind die Bestände in ihrer Gesamtheit betroffen.“ Hingegen seien die Archive in den besonders stark betroffenen Städten Erftstadt und Rheinbach sowie in der Gemeinde Swisttal verschont geblieben. In Rheinbach und Swisttal seien jedoch die städtischen Aktenkeller vom Hochwasser getroffen worden. „Auch dort bergen Helfer mit Unterstützung des LVR-AFZ Unterlagen, die für die Tätigkeit der Stadtverwaltung noch dringend benötigt werden, zum Beispiel Bebauungspläne und Personalakten.“

Nach der Flut: So werden die Archivunterlagen gereinigt

Die Einsätze bezeichnet der LVR als außerordentlich schwierig. „Einzelne Orte sind nur schwer zu erreichen, da die Zufahrtsstraßen zerstört sind.“ Für eine angemessene Bergung und konservatorische Erstversorgung fehlten in der Regel die wesentlichen Voraussetzungen. „Es gibt kein klares Wasser zum Abwaschen und keinen Strom. Die Unterlagen sind von Wasser, Schlamm, Schadstoffen – vor allem Öl – und Fäkalien durchtränkt.“ Durch die Kraft des Wassers seien selbst Rollregale verbogen, verschoben und weggespült worden.

Die geborgenen Archivunterlagen werden vor Ort notdürftig gereinigt, in Folie eingewickelt und in Boxen zu einem Kühlhaus transportiert. Dort werden sie eingefroren und zu einem späteren Zeitpunkt gefriergetrocknet. „Hierfür stehen spezielle Anlagen, unter anderem in Köln und im Bundesarchiv in Koblenz, zur Verfügung. Anschließend wird das getrocknete Archivgut gereinigt und neu verpackt.“ Sofern möglich, würden schon bei der Erstversorgung Bergungslisten erstellt.

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Das LVR-AFZ leiste aber nicht nur Hilfe vor Ort: „In einem leerstehenden Gebäude des LVR konnte ein provisorisches Reinigungszentrum und Zwischenlager eingerichtet werden, in dem besonders anspruchsvoll zu bearbeitende Unterlagen, vor allem Urkunden und Pläne, vorgereinigt und zum Trocknen ausgelegt werden.“ Das LVR-AFZ bemühe sich um zentrale Lagerflächen. Das Ausmaß der Schäden und damit auch die zu erwartenden Kosten für die konservatorische Behandlung lassen sich nach Angaben des LVR derzeit noch nicht abschätzen.

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