Abo

Reiner Calmund im GesprächMan muss die Kirche im Dorf lassen und den Dom in Köln

Lesezeit 3 Minuten
Reiner Calmund kennt sich im Fußball aus wie kaum einer. Im Gespräch mit Manfred Christoph gibt er seine Einschätzung ab.

Reiner Calmund kennt sich im Fußball aus wie kaum einer. Im Gespräch mit Manfred Christoph gibt er seine Einschätzung ab.

  • Reiner Calmund spricht mit dem Kölner Stadt-Anzeiger über die Bundesliga, den FC und Trainer Joachim Beierlorzer.
  • Er meint: „Der FC ist völlig im Soll.“

Rhein-Erft – Reiner Calmund muss man nicht vorstellen, der gebürtige Brühler und ehemalige Sportfunktionär zeigte seine Heimatverbundenheit beim Empfang der DJK Viktoria Fechen aus Anlass ihres 100. Geburtstags. Manfred Christoph hat sich gefreut, weil der 70-Jährige in Frechen aufgewachsene Fußballexperte als Leser dieser Zeitung ein kompetenter Gesprächspartner zum Themenkreis 1. FC Köln ist.

Herr Calmund, wie bewerten Sie den Saisonauftakt des 1. FC Köln nach der enttäuschenden Vorstellung im Derby gegen Borussia Mönchengladbach?

Rainer Calmund: Man muss die Kirche im Dorf lassen und den Dom in Köln. Borussia Mönchengladbach hat in der letzten Saison ganz knapp die Teilnahme an der Champions League verfehlt, und der FC ist Aufsteiger, da ist ein 0:1 völlig normal. Im Übrigen haben die Kölner ein unheimlich schweres Auftaktprogramm. In den ersten fünf Spielen gab es mit Wolfsburg, Dortmund, Mönchengladbach und jetzt Bayern München gleich vier Klubs, die unsere Bundesliga international vertreten. Dazu gab es ein Auswärtsspiel beim aktuellen Tabellendritten SC Freiburg, das die Kölner sogar mit 2:1 gewannen. Der FC ist damit zurzeit völlig im Soll.

Alles zum Thema FC Bayern München

Müssen wir uns vielleicht Sorgen machen?

Nein, nach dem Spiel bei Bayern München kommen Gegner, gegen die man besser punkten kann.

Jetzt kommt mit dem FC Bayern der nächste schwere Brocken. Sollten die Geißböcke nicht besser gleich auf die Wiesn zum Oktoberfest fahren?

Bange machen gilt nicht. Als nächstes kommt die Hertha nach Köln und die Berliner haben bisher nur einen Punkt geholt. Wo hat sie ihn geholt? In München! Fußball ist ja deshalb so beliebt, weil man vorher nicht weiß, wie es ausgeht.

Wo sind die Bayern, die sich ja bereits zweimal nur mit einem Unentschieden begnügen mussten, verwundbar?

Diese Frage ist so nicht zu beantworten. Ob du früh drauf gehst oder dich hinten einmauerst – wenn die Bayern gut drauf sind und alles richtig machen, dann wirst du das Spiel mit größter Wahrscheinlichkeit verlieren. Du brauchst viel Glück, die Bayern eine Menge Pech und einen ganz schwarzen Tag. Dann kann es was werden. Augenhöhe ist nicht drin.

Was für einen Eindruck macht der neue Trainer als Bundesliganovize auf Sie?

Ich kenne Achim Beierlorzer ganz gut, er hat viel Erfahrung und strahlt eine natürliche Autorität aus. Er malt nichts rosarot, was grau ist; spricht Missstände offen an und führt den Kader gut. Bisher hat sich noch keiner von denen, die auf der Bank saßen, beschwert. Was die Idee des Spiels angeht, bist du als Aufsteiger immer ein bisschen eingeschränkt. Gegen Dortmund solltest du anders spielen als gegen Hertha. Aber ich denke, da ist er flexibel.

Was trauen Sie dem FC in dieser Saison zu?

Er wird kämpfen müssen, aber den Bundesliga-Klassenerhalt schaffen.

Was für ein Spiel erwarten Sie bei den Bayern und wie geht es aus?

Die Bayern werden überlegen agieren, viel Ballbesitz haben, mächtig Dampf über die Flügel machen. Und wenn Lewandowski in Form ist, dann wird es rappeln, fürchte ich. Ich tippe 3:1 für die Bayern, meine Hoffnung auf einen Punkt für den FC ist nicht besonders groß.

Das könnte Sie auch interessieren:

Rundschau abonnieren