Rhein-Erft-KreisSo machte die Wirtschaftsförderung 1994 bundesweit Schlagzeilen

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WfG-Geschäftsführerin Susanne Kayser-Dobiey und Prokurist Thomas Kuhls

WfG-Geschäftsführerin Susanne Kayser-Dobiey und Prokurist Thomas Kuhls

Rhein-Erft-Kreis – Wirtschaftsförderung hat eine lange Tradition an Rhein und Erft. Die kreiseigene Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG) ist sogar älter als der Rhein-Erft-Kreis selbst, auch wenn das zunächst widersprüchlich klingt: Der Kreis wurde 1975 – damals noch unter dem Namen Erftkreis – per Köln-Gesetz gegründet und „erbte“ die Gesellschaft von seiner Vorgängerorganisation, dem Landkreis Köln.

„Die WfG hat sich in den fünf Jahrzehnten immer wieder auf neue Herausforderungen eingestellt und sich neu ausgerichtet“, sagt Susanne Kayser-Dobiey, die Geschäftsführerin der WfG. Das wichtigste Thema heute: der Strukturwandel. „Der frühere Kohleausstieg erfordert von allen eine höhere Wandel- und Anpassungsfähigkeit.“ Dafür sei die kommunale Zusammenarbeit wichtiger denn je. „Die Entwicklung interkommunaler Gewerbegebiete geht nur ohne Kirchturmdenken.“

Manfred Wegner wurde der erste hauptamtliche Chef der WfG

Der 22. November 1971 ist das offizielle Gründungsdatum der Gesellschaft. Als Strukturförderungsgesellschaft für den Kreis Köln wurde das Unternehmen in das Handelsregister eingetragen. Gesellschafter waren der Kreis Köln und mit etwas Verzögerung die zehn Mitgliedskommunen Brauweiler, Brühl, Frechen, Hürth, Lövenich, Pulheim, Rodenkirchen, Sinnersdorf, Stommeln und Wesseling. Eine der Hauptaufgaben damals: das Strukturgefälle zwischen Nord und Süd im Stadtumlandkreis auszugleichen.

So viel sich in den nächsten Jahrzehnten für die WfG auch geändert haben mag, im Kern ging es immer darum, den Kreis als Wirtschaftsstandort zu stärken sowie Ansprechpartner und Berater für Unternehmen zu sein. 1987 wurde aus dem bis dahin nebenamtlichen Geschäftsführer Manfred Wegner der erste hauptamtliche Chef der WfG.

Wirtschaftsförderung macht 1994 bundesweit Schlagzeilen

Der Blick ging über den Kreis hinaus. Im Jahr 1994 begründete die WfG eine Wirtschaftspartnerschaft mit der französischen Region Lyon und machte bundesweit Schlagzeilen mit einem Werbeschild an der Autobahn 4 am Kreuz Kerpen: „Erftkreis – Nr. 1 in Europa“. 1999 dann nutzt die WfG den Weltwirtschaftsgipfel in Köln, um den Rhein-Erft-Kreis international ins Licht zu rücken.

Zur Jahrtausendwende war es die Logistikbranche, die in den Fokus der WfG gelangt. Es folgte die Gründung Logistikinitiative Rhein-Erft. Und unter Landrat Werner Stump gewann dann der Tourismus mehr Bedeutung auch für den Kreis. Unter der Federführung der WfG wurde im Jahr 2002 der Verein Rhein-Erft Tourismus gegründet.

Geschäftsführerin Anne Schmitt-Sausen wird entlassen

Im Jahr 2010 erhielt die WfG eine neue Ausrichtung. Geschäftsführerin Anne Schmitt-Sausen wurde nach einer Auseinandersetzung um Provisionen für Anzeigen, die ein Mitarbeiter der WfG eingestrichen hatte, vom Aufsichtsrat entlassen. Danach zog die WfG, mit abgespecktem Personal und Budget, ins Kreishaus.

Auf Wunsch der kreisangehörigen Kommunen wurde unter der Federführung der WfG 2012 ein Gewerbe- und Industrieflächenkonzept für den Kreis erarbeitet, 2016 folgte die Studie Reload 2030 vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln mit Handlungsempfehlungen für das Kreisgebiet, um etwa dem Fachkräftemangel zu begegnen.

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WfG-Prokurist Thomas Kuhls, der seit 27 Jahren für die Gesellschaft tätig ist, wertet den Strukturwandel als „Transformationsprozess ohne Beispiel – eine Industrienation steigt gleichzeitig aus Atomkraft und Kohle aus“.

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