Serie „Wasser ist Leben“Hydranten: Eine Revolution für die Feuerwehr

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Hydranten in Rhein Erft_1

Wasser marsch. Gut zu wissen, dass es heute Hydranten in ausreichender Menge gibt. 

  • In der Serie „Wasser ist Leben“ folgen wir der Spur des Wassers im Rhein-Erft-Kreis.
  • Eine immense Bedeutung hat das Wasser natürlich für die Brandbekämpfung.
  • Da war die Einführung der ersten Hydranten zum Ende des 19. Jahrhunderts eine wahre Revolution für die Feuerwehr.

Rhein-Erft-Kreis – Es war eine wahre Revolution in der Brandbekämpfung, als zum Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Bau der Wasserleitungen auch im Rhein-Erft-Kreis die ersten richtigen Hydranten ans Netz gingen. Endlich war es den Feuerwehren auch in der ländlich geprägten Region möglich, rasch und effektiv Feuer löschen zu können.

Elmar Mettke von der Freiwilligen Feuerwehr Erftstadt kann sich gar nicht vorstellen, wie es ohne die Hydranten gewesen sein muss. Um ein Feuer löschen zu können, habe man viele Eimer und noch mehr Menschen gebraucht. Brunnen, offene Gewässer und Löschteiche in den Dörfern seien damals die einzigen Quellen gewesen, um Wasser herbeizuschaffen. Es war immer ein Wettlauf gegen die Zeit. „Mangels Wasser in ausreichender Menge sind vor dem Bau der Hydranten viele Häuser und Höfe abgebrannt“, weiß Chronist Wilhelm Hermann aus Bornheim-Rösberg.

Die ersten Hydranten in Wesseling-Urfeld gab es 1906

Intensiv hat er sich in die Geschichte des Baus der Trinkwasserleitungen und des Wasserturms vor genau 100 Jahren in seiner Heimat hineingearbeitet. In Rösberg waren es die Soldaten der britischen Besatzung nach dem Ersten Weltkrieg, die den damals katastrophalen Zuständen der Trinkwasserversorgung mit dem Bau des Wasserturms und dem Trinkwassernetz ein Ende setzten. „1920 gab es dann in Rösberg 26 Hydranten“, berichtet Hermann. Wesentlich weiter waren um diese Zeit die Menschen in Wesseling-Urfeld, wo mit dem Bau des Wasserturms und der Wasserleitung die ersten Hydranten bereits 1906 in Betrieb genommen wurden.

Die Serie

Wasser ist Leben. Die alte Weisheit bekommt in den vergangenen Jahren neues Gewicht. Dass Wasser aus der Leitung kommt, nehmen wir als ebenso selbstverständlich hin wie die Tatsache, dass wir im See baden können oder unsere Blumen gießen.

Wir folgen der Spur des Wassers im Rhein-Erft-Kreis, der ja gleich zwei Flüsse im Namen trägt. Wo kommt unser Trinkwasser her, und wie sicher ist, dass es in 50 Jahren immer noch aus dem Hahn fließt?

Wie viel Wasser wird die Landwirtschaft künftig verbrauchen? Und nicht zuletzt gehen wir der Frage nach: Welche Rolle spielt das Wasser bei unserer Freizeitgestaltung? All dies werden wir mit unseren Berichten beleuchten. (uj)

Bei seinen Recherchen über die Geschichte der Feuerwehren hat Mettke herausgefunden, dass es bereits um 1410 eine Art Vorläufer der heutigen Hydranten in Augsburg gegeben hat, wo die Wasserleitungen aus Holzstämmen gearbeitet waren und unter den Pflastersteinen verlegt wurden. „Um bei Großbränden an das Wasser in diesen Holzwasserleitungen heranzukommen, wurde einfach das Straßenpflaster aufgerissen und die Leitung angebohrt“, sagt Mettke. Anschließend habe man die Leitungen mit einem Holzpfropf wieder verschlossen, der so lang war, dass er aus dem Straßenpflaster herausragte.

1484 Hydranten in Brühl

In Brühl gingen bereits 1895 die ersten Hydranten in Betrieb. Heute gibt es dort 1484 Hydranten, die teils bis zu drei Kubikmeter Wasser in der Minute fördern können. „Die Feuerwehren im Rhein-Erft-Kreis sind aber auch sehr bemüht, selbst stets ausreichend Wasser im Tanklöschfahrzeug mit zur Einsatzstelle zu bringen“, sagt der stellvertretende Kreisbrandmeister Peter Berg.

Spezielle Unternehmen müssten zudem mit eigenen Löschwassertanks für zusätzliches Löschwasser sorgen. „In Brühl gibt es auch noch zwei Löschteiche“, sagt Berg. So reiche allein der Löschteich an Schloss Falkenlust für eine Wasserentnahme von etwa drei Stunden. Einen zweiten Löschteich biete das Biotop an der Bundesfinanzakademie. „Die Bauordnungen der Kommunen bestimmen die genaue Menge der erforderlichen Hydranten“, sagt der stellvertretende Kreisbrandmeister.

Abstand zwischen zwei Hydranten: Nicht mehr als 150 Meter

Diese ist vom Fachausschuss Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz der deutschen Feuerwehr genau festgeschrieben. Darin steht zum Beispiel, dass die Abstände von Hydranten auf Leitungen in Ortsnetzen, die auch der Löschwasserversorgung dienen, 150 Meter nicht überschreiten dürfen. Größere Abstände von Hydranten bedürfen der Kompensation durch andere geeignete Löschwasserentnahmestellen.

Mit den immer neuen Baugebieten stieg laut Martin Kosub, technischer Leiter der Stadtwerke Wesseling, auch die Zahl der Hydranten in den vergangenen Jahren an. Aktuell seien es 1250 Hydranten. In Hürth gibt es, wie Rainer Bernert-Uerdinger von den Hürther Stadtwerken berichtet, 2600 Hydranten. Die ersten Hydranten seien dort um 1900 ans Netz gegangen. So wie im ganzen Rhein-Erft-Kreis gibt es auch in Hürth, Erftstadt und Wesseling fast ausschließlich Unterflurhydranten. „Das sind Hydranten, die mit einem einheitlich aussehenden Deckel ohne Farbkennung ebenerdig die Wasserentnahmestelle abdecken“, erklärt Mettke.

In der Erde

In Frechen und Pulheim ist der Technische Netzservice der Rhein-Energie AG für die Pflege, Wartung und Anschlüsse der Hydranten zuständig. In Pulheim gibt es 2504 Stück (Stand: 2018) und in Frechen 1923 (Stand: 2018). Auch dort handelt es sich zumeist um Unterflurhydranten. Oberflurhydranten seien, wie es hieß, die Ausnahme.

In der Regel seien sie von den Feuerwehren mit einem Spezialwerkzeug leicht zu öffnen. Rechteckige weiße Schilder mit rotem Rand und schwarzer Beschriftung hängen gut sichtbar in der Nähe der Hydranten an Verkehrsschildern, Lampenmasten oder Mauern. „Sie zeigen uns an, wo genau die Hydranten zu finden sind und welche Wassermenge dort gefördert werden können“, sagt Mettke. Diese Orientierungshilfe sei besonders wichtig, wenn die Straßen mit Schnee oder Eis bedeckt seien. Sie lesen zu können gehöre zur Grundausbildung der Feuerwehrleute.

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