Streicheln verboten!Afrikanische Schweinepest bedroht auch Hausschweine

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Schwein statt Hund oder Katze: Minipigs sind als Haustiere durchaus beliebt.

Schwein statt Hund oder Katze: Minipigs sind als Haustiere durchaus beliebt.

Rhein-Erft-Kreis – Ein Minischwein ist, auch wenn es aufs Sofa darf oder an der Leine ausgeführt wird, biologisch und rechtlich schlicht ein Schwein. Und als solches ist es nicht davor gefeit, Schweinepest zu bekommen, gleich ob die europäische oder die afrikanische Variante. Letztere macht Jägern, Landwirten und Kreisveterinären gerade besonders Sorgen: Sie ist von Osten aus auf dem Vormarsch, in Brandenburg sind die ersten Fälle aufgetaucht. Für Menschen ist die Krankheit harmlos, für Schweine tödlich. Und nicht nur das Virus selbst bedroht die Tiere. Bricht die Afrikanische Schweinepest (ASP) aus, kann es passieren, dass alle Schweine in dem Gebiet getötet werden müssen.

Dr. Birgit Roos-von Danwitz, Leiterin des Veterinäramts im Rhein-Erft-Kreis, sieht mit Sorge, dass die Seuche näherkommt. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien derzeit viel unterwegs, um bei Schweinehaltern für die richtige Vorsorge zu werben. Und dabei sei ihnen klar geworden, dass sie zwar die entsprechenden Betriebe kennen, aber keineswegs alle Leute, die ein Minipig als Haustier halten. Viele dieser privaten Halter seien sich ihrer Verantwortung gar nicht bewusst, vermutet Roos-von Danwitz. Sie hat auch Erlebnisbauernhöfe oder Streichelzoos im Blick. Eine Familie, die in den Ferien in einem Risikogebiet gewesen sei und dann den Kindern noch einen Tag dort gönne, könne leicht das Virus einschleppen – an der Kleidung oder den Schuhen.

Auf dem Glessener Mühlenhof kann man die Schweine hinter Glas beobachten, Anfassen oder gar Füttern ist zur Zeit verboten.

Auf dem Glessener Mühlenhof kann man die Schweine hinter Glas beobachten, Anfassen oder gar Füttern ist zur Zeit verboten.

Rund 40 Briefe habe ihre Behörde in den vergangenen Wochen an Hobby-Schweinehalter verschickt. Wer sein Schwein bisher nicht angemeldet hatte, müsse aber keine Angst haben, dass das jetzt konfisziert oder gar getötet werde. Selbst wenn die Krankheit ausbräche, werde nicht gleich gekeult, wie der Fachmann das massenhafte Töten von Schweinen nennt. Betriebe würden erst einmal „freigestestet“, es werde also überprüft, ob sie virenfrei seien. Wenn aber Fälle in einer großen Zucht aufträten, könne die Lage heikel werden.

Peter Schlich hat bereits auf die neuen Regeln reagiert: Bei ihm auf dem Glessener Mühlenhof können die Besucher die Schweine nur noch hinter einer Glasscheibe anschauen.

Schweine hinter Glasscheiben

Eigentlich widerspreche das ja dem Ziel, dass er mit seinem Hof verfolge, sagt er. Das sei nämlich durchaus kein Streichelzoo, sondern er wolle den Menschen die Landwirtschaft nahebringen, wie sie früher einmal war. Dazu gehöre, dass Kinder auch mal ein Ferkel am Finger nuckeln lassen dürften, dass sie fühlen könnten, wie hart die Borsten sind, dass sie Schweine riechen und beobachten könnten. „So habe ich es als Kind noch erlebt, und so möchte ich es an kommende Generationen weitergeben“, sagt der Landwirt – auch vor dem Hintergrund, dass die Menschen das Tier und später auch das Lebensmittel, das daraus gemacht worden ist, mehr wertschätzen sollten.

Meldepflicht

Alle Schweine, auch Minischweine, die in der Wohnung gehalten werden, müssen dem Kreisveterinäramt und der Tierseuchenkasse gemeldet werden. Sie dürfen keinen Kontakt zu fremden Menschen haben, Spaziergänge oder Reisen sind erst einmal gestrichen. Die Tiere dürfen keine Essensreste bekommen und auch kein Spielzeug oder Futter aus Feld oder Wald.

Vor dem Kontakt mit einem Schwein sollte man die Kleidung wechseln. Der Aufenthaltsbereich der Tiere muss saubergehalten und regelmäßig desinfiziert, der Kot sicher entsorgt werden.

Wer in einem gefährdeten Gebiet war – derzeit ist das vor allem Osteuropa und Brandenburg – muss seine Kleidung komplett wechseln und waschen, bevor er Kontakt zu seinem Schwein hat. Mitbringsel aus solchen Gegenden können zur Gefahr werden.

Schweinehalter, die auch Jäger sind, müssen dafür sorgen, dass ihre Tiere keinen Kontakt mit erlegten Wildschweinen haben. Auch Jagdkleidung, Gummistiefel, Ausrüstungsgegenstände oder das Auto können kontaminiert sein.

Schweinegehege müssen so eingezäunt werden, dass kein Kontakt mit wilden Artgenossen möglich ist, beispielsweise mit einem doppelten Zaun. In Streichelzoos dürfen Besucher keinen Kontakt zu Schweinen haben und sie auch nicht füttern.

Tote Tiere müssen über die Tierkörperbeseitigungsanstalt oder einen Tierbestatter entsorgt werden. Sie einfach irgendwo zu vergraben, auch im eigenen Garten, ist verboten. (uj)

Doch mit dem Schweinestreicheln ist erstmal Schluss. Schlich hat Glasscheiben montiert und Schilder aufgehängt, auf denen er erklärt, dass es das Leben der Tiere schützt, wenn sie kein Futter von Besuchern bekommen. Früher als geplant musste die Gruppe ihren Auslauf räumen und den Stall beziehen, in dem die Glessener Schweine – anders als ihre Artgenossen in den großen Betrieben – im Stroh wühlen können.

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