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Tagebau GarzweilerSkywalk schwebt über dem Tagebau

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Jackerath – Er sieht aus wie ein flach gelegtes Schaufelrad eines Baggers oder eines Abwurfauslegers und hängt wie die Tagebaugroßgeräte an Seilen über einem Portalreck. Und er gibt den Blick frei auf Bagger und Absetzer, auf die Terrassen des Tagebaus Garzweiler und die Bandanlagen: Den Aussichtspunkt Jackerath in den Tagebau Garzweiler macht ein „Skywalk“ spannend.

Der metallene Steg ragt 14 Meter in den Tagebau hinein und mündet in einem kleinen Rondell. „Bitte nicht hüpfen“, steht am Eingang der Gangway zu lesen, oder zumindest zu ahnen, nachdem findige Braunkohlegegner „Bitte nicht baggern“ darüber geschrieben haben. Und hüpfen ist wirklich nicht empfehlenswert, der Laufsteg schwingt leicht, und zartbesaiteten Gemütern könnte es schummrig werden. Die Sorge ist indes unbegründet, das Trageportal ist mit vier Betonpfählen ebenfalls 14 Meter tief gegründet.

Auf dem Parkplatz stehen an Sonntagen mit gutem Wetter Dutzende von Autos, Motor- und Fahrrädern aus den umliegenden Orten und Kreisen, aber auch aus den Niederlanden oder Belgien. Eine Motorradgruppe aus dem Nachbarland fand die Aussicht „imposant“. „Wir wollten eine Tour machen, und wenn man ein Ziel hat, ist es doch schöner, erst recht wenn es so spektakulär ist“, sagte ein Rauschebart, der mit seiner Harley aus der Nähe von Roermond angereist war. Auch eine junge Familie aus Karlsruhe – die Baden-Württemberger haben noch bis Mitte September Ferien – mit Fahrrädern auf dem Dach wollte sich den spektakulären Blick vom originellen „Skywalk“ bei einem Abstecher auf der Urlaubsreise an die Nordsee gönnen. „So etwas haben wir bei uns ja nicht“, war sich das beeindruckte Quartett einig.

Aber auch kritische Stimmen sind zu hören: „Unglaublich, wie die die Landschaft umpflügen und verändern“, sagt ein Radtouristiker kopfschüttelnd.

Tief zu Füßen liegt der Tagebau in vielen Erdfarben offen. Das Sahnehäubchen ist ein Großbagger, der zurzeit vor den Augen der Besucher instand gesetzt wird. Der wirkt einigermaßen Maßstabgetreu, die Fahrzeuge der Handwerksbetriebe und die Kranwagen wirken dagegen wie Spielzeug im Panorama der riesigen Tagebaugrube. Schwieriger als der Gang über die Brücke stellt sich allerdings das Erreichen des Aussichtspunkts dar. Im Internet finden sich Anreisehinweise, die eine Beschilderung ab Autobahnabfahrt Jackerath auf der Autobahn 61 unweit des gleichnamigen Dreiecks der Autobahnen 61 und 44. Dort sucht man jedoch vergebens nach einem Wegweiser, ebenso wie an der Landesstraße 277, auf der man von der Autobahn landet oder von Bedburg-Kirchherten aus anreist. Ausgeschildert ist im Abfahrtsbereich auf der L 277, von Bedburg aus vor der Autobahnanschlussstelle, die Autobahnmeisterei in einer Sackgasse, die auch zum Aussichtspunkt führt.

Gerne trifft man im Ort Jackerath auf ortsunkundige Touristen, die verzweifelt nach der Sehenswürdigkeit suchen. Die Irrfahrt sparen kann sich, wer ein Navi hat und die Zielkoordinaten kennt: Der „Skywalk“ befindet sich in 51.046.547°N, 6.464.304°E.

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