Verärgerte Politiker und BürgerDeutsche Post baut Briefkästen im Rhein-Erft-Kreis ab

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Anwohner beschweren sich über abgebaute Briefkästen im Rhein-Erft-Kreis.

Rhein-Erft-Kreis – Die Deutsche Post hat in den vergangenen Wochen offenbar zahlreiche Briefkästen im Kreis abbauen lassen. Vielerorts gibt es Beschwerden, darunter aus Bergheim, Brühl, Frechen, Hürth und Kerpen. Ob weitere Orte betroffen sind, ist unklar. Die Post will keine Stellung dazu nehmen, ob das Briefkastennetz systematisch ausgedünnt worden ist und nennt auch keine Zahlen.

Noch während Anne Keller, die Glessener Ortsbürgermeisterin, redet und ihrem Ärger darüber Luft macht, dass an der Straße Am Sieberath/Ecke Rochusstraße kein Briefkasten mehr steht, kommen zwei ältere Herren vorbei. „Wieso steht denn der Briefkasten nicht mehr da?“, fragen sie. Das ist genau das, was Anne Keller meint: „Gerade für ältere Menschen war der Briefkasten wichtig. Er fehlt hier im Wohnquartier einfach.“ Die Post hatte ihn abnehmen lassen, und zwar, – und das ärgert Keller am meisten – ohne das anzukündigen.

Nicht mehr als 1000 Meter zu Fuß zum nächsten Briefkasten

Auf einer Ortsbürgermeisterkonferenz habe ein Vertreter der Post noch gesagt, man solle sich an das Unternehmen wenden, wenn irgendwo Bedarf für einen Briefkasten sei. Das hat die Ortsbürgermeisterin auch getan. „Man hat mir gesagt, dass die Versorgung bei uns gesichert sei“, berichtet sie. Es sei okay, wenn die Menschen es nicht weiter als 1000 Meter zu Fuß zu einem Briefkasten hätten. Das könne aber doch nicht gelten, wenn Menschen nicht mehr gut zu Fuß seien, stellt sie klar. „Wir brauchen den Briefkasten.“

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Die Deutsche Post erklärt, dass man den Standort Am Sieberath aufgegeben habe, weil er nicht häufig genutzt werde. Bei der Überprüfung habe man festgestellt, dass es noch drei weitere Briefkästen in der Nähe gebe. Grundsätzlich müsse das Unternehmen schauen, ob sich der Erhalt eines Briefkastens wirtschaftlich und ökologisch lohne, betont Achim Gahr, Pressesprecher der Post. Denn es müsse auch jemand hinfahren, um ihn zu leeren. „Und die Briefmenge wird grundsätzlich weniger.“

Gahr bestätigt, dass es eine Verordnung darüber gebe, dass der nächste Briefkasten im Schnitt nicht weiter als 1000 Meter entfernt sein solle. Im Bundesschnitt erreiche die Post rund 500 Meter, sagt er. In Bergheim seien es nur 300. Man überlege inzwischen jedoch, ob man die vorhandenen Briefkästen umstellen könnte, sodass die Nutzer des Kastens rund um Am Sieberath zufriedener wären. Eine Anfrage des Bürgerbüros dort hatte die Post erreicht.

Alte Menschen sind auf Briefkästen angewiesen

Verärgert ist auch die Hürther Stadtverordnete Margit Reisewitz. Schon vor Jahren hatte sich die Sozialdemokratin für den Erhalt eines Briefkastens an der Ecke Nibelungen-/Dankwartstraße in Hermülheim eingesetzt.

Der Kasten war im Herbst 2012 bei einem Autounfall zerstört worden, die Post wollte ihn damals aus wirtschaftlichen Gründen nicht wieder aufstellen und verwies auf andere Briefkästen in der Nähe. Nach Protesten wurde dann doch ein neuer Kasten aufgestellt. Nun ist er verschwunden. Reisewitz hat dafür kein Verständnis: „Im Nibelungenviertel wohnen viele alte Menschen, die auf einen gut zu erreichenden Briefkasten angewiesen sind.“

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Wie aus Hürth gibt es auch aus Kerpen Beschwerden. Die Post hält dagegen: Für beide Städte erreiche man auch einen Schnitt von rund 300 Metern, sagt Gahr. Für den Kerpener Süden allerdings mit rund 400 Metern einen etwas schlechteren Schnitt. Aber auch hier befinde man sich in Gesprächen über mögliche Umverteilungen der Kästen. 

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