„12 Uhr mittags“ in St. Germanus WesselingBuntes Licht strömt durch die Fenster

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Ganz klein kommt sich vor, wer vor der Kirche hoch zu den Kirchtürmen schaut.

Wesseling – Schon der Blick von außen hinauf zu den Türmen der Kirche St. Germanus ist überwältigend. „Dom zu Wesseling“ nennen die Christen der Stadt ihr Gotteshaus gerne. Im Innern teilen dunkle Säulen den Kirchenraum in drei Teile –im oberen Teil laufen die Säulen in Rundbögen aus.

Heilige schauen von den Emporen der Säulen auf die jetzt leeren Kirchenbänke. Der Hauptaltar ist schlicht aus Stein. Links neben der Apsis steht der Marienaltar, rechts hat der Heilige Josef auf einem eigenen Seitenaltar seinen Platz.

In der Kirche winkt Abkühlung von der sommerlichen Hitze

Von draußen dringt jetzt kräftiges Geläut in die Kirche. Die Glocken läuten zu Mittag. Mit dem letzten Glockenschlag wird es in der Kirche wieder ganz still. Die Luft ist kühl, auch wenn die Sommersonne auf dem Kirchenvorplatz die Temperatur auf über 30 Grad steigen lässt. Das Bauwerk mit dem hohen, imposant gehaltenen Deckengewölbe wirkt mächtig.

Jeder Atemzug ist zu hören, jedes kleinste Geräusch hallt nach. Die kunstvollen Motive der aus buntem Glas gestalteten Fenster verleihen dem Innenraum ein besonderes, fast mystisches Licht.

Besucher beten vor dem Marienbild

Schritte schallen durch die Stille, als eine Frau in die Kirche kommt. Ihr Ziel ist das schöne Marienbild, eine Ikone, die links im Seitenschiff des Gotteshauses in einen goldenen verzierten Rahmen gefasst ist. Die Frau atmet kräftig durch.

Dann senkt sie den Kopf und wirkt mit einem Mal entrückt. Nach einer Weile steht sie auf, zündet eine Kerze an und geht zum Ausgang. „Ich komme ab und zu gerne hierher, auch um diese Ruhe zu genießen“, erklärt sie.

Eine Großmutter wünscht sich auch für ihren Enkel Geborgenheit in der Kirche

Oft denke sie bei diesen Besuchen an ihre Familie und ihre schon verstorbenen Angehörigen. „Ich habe es zwar nicht mit dem Bodenpersonal, aber der Glaube und die Kirche sind mir in vielen Lebenssituationen schon sehr hilfreich gewesen“, sagt sie.

Ganz vorne in der Kirchenbank hat inzwischen eine Frau mit ihrem Enkelkind Platz genommen. Gemeinsam zünden auch sie eine Kerze an. Früher sei ihre Oma mit ihr hergekommen, heute nehme sie ihren Enkel mit in diese Kirche, erzählt die Frau.

Besucherin: „Für mich steht die Kirche für Nächstenliebe und Vertrauen.“

Der Junge ist noch keine zwei Jahre alt. Für ihn wünscht sich seine Großmutter, dass er, so wie sie selbst, ihre Eltern und Großeltern, die Kirche als einen Ort kennenlernt, deren Türen immer für ihn offenstehen. Damit er sich dort geborgen und zu Hause fühlen kann. „Ohne Gott wäre das Leben doch sinnlos“, sagt sie.

Aus ihrem Glauben heraus schöpfe sie doch erst die Kraft, um sich im Leben nicht unterkriegen zu lassen. Für sie ist die Kirche keineswegs der Ort für die Kleriker, sondern für die eigentliche Botschaft. „Für mich steht die Kirche für Nächstenliebe und Vertrauen“, erklärt sie. Es sei ein Ort an dem sie sich aufgefangen und gehalten fühlt.

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Es tue ihr gut, einfach auch mal unter der Woche beim „lieben Gott“ vorbeizuschauen und die Kirche ganz für sich allein zu haben. Manchmal lasse sie dann ihren Gedanken freien Lauf, oft sauge sie aber auch einfach nur die Stille auf und tanke Kraft. „Für mich ist das immer auch ein bisschen wie Kurzurlaub, wie Wellness für meine Seele“, erklärt sie.

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