Fast acht Straftaten pro TagDas sagt die Stadt Wesseling zur hohen Kriminalitätsrate

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Im Parkhaus an der Germanusstraße brannten im März drei Autos.

Wesseling – Die Zahlen beunruhigen die Menschen in Wesseling. Um fast 25 Prozent ist die Kriminalität in der Stadt am Rhein im vergangenen Jahr anstiegen. Das wurde kürzlich bei der Veröffentlichung der Kriminalitätsstatistik der Polizei bekannt.

In keiner anderen Stadt im Rhein-Erft-Kreis ist der Anstieg so eklatant wie in Wesseling. 2021 wurden 2846 Straftaten in Wesseling aktenkundig, ein Plus von 566 Taten zum Vergleichsjahr 2020. Das sind im Durchschnitt fast acht Straftaten jeden Tag. Ein Großteil geht auf das Konto von Dieben.

Die sind in Wesseling nicht nur überdurchschnittlich aktiv, sondern auch besonders erfolgreich – und das in allen Bereichen. Die Zahl der Taschendiebstähle hat sich nahezu verdoppelt. Von den 88 bekanntgewordenen Fällen konnte nur einer aufgeklärt werden.

Wesseling: Diebstahl aus Autos beliebt bei Kriminellen

Auch der Diebstahl aus Fahrzeugen ist in Wesseling sehr häufig. 277 Fälle wurden der Polizei gemeldet, 125 mehr als 2020. Ein Beamter: „Viele Täter gehen gezielt an Autos vorbei und ziehen am Türgriff, um zu sehen, ob der Wagen verschlossen ist. Wenn nicht, steigen sie kurz ein und nehmen das mit, was interessant erscheint. Meist sind das Sonnenbrillen, Handys oder Bargeld.“

Delikte an Fahrzeugen passieren immer öfter. Anfang März brannten drei Fahrzeuge in einem Parkhaus an der Germanusstraße lichterloh, die Polizei geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus und ermittelt noch.

Türen und Verschläge werden mit Schraubenziehern geöffnet

Diebe schlagen besonders gern in Mehrfamilienhäuser zu. Kellerverschläge oder Gemeinschaftswaschküchen der Mieter sind beliebte Tatorte. Die Täter müssen oftmals nicht viel kriminelle Energie aufbringen. Ein Schraubenzieher reicht in vielen Fällen, um die Türen der Holzverschläge zu öffnen und Werkzeuge, Fahrräder, Skier oder Koffer zu erbeuten.

Ein weiterer Bereich, der den Polizeibeamten zu schaffen macht, ist der Warenbetrug im Internet. Dabei geht es in erster Linie um nicht bezahlte oder aber um nicht gelieferte Ware. Den Grund, warum ausgerechnet in Wesseling ein Anstieg um 133 auf fast 180 Taten zu verzeichnen ist, hat die Polizei parat. „Es gab ein Sammelverfahren, bei dem einem Täter zahlreiche Betrügereien nachgewiesen werden konnten“, berichtet ein Ermittler.

In der Statistik sticht auch der Bereich „Sachbeschädigung durch Graffiti“ heraus. Auch dafür gibt es eine Erklärung. Beliebte Objekte sind Straßenbahnen. Kommt eine Bahn mit Farbe beschmiert ins Depot nach Wesseling zurück, so ist der Tatort Wesseling, auch wenn die Bahn an einem anderen Ort beschädigt wurde.

Was viele nicht wissen: Sprayer werden strafrechtlich verfolgt. Es handelt sich dabei nicht um ein Kavaliersdelikt, wer erwischt wird, muss den Schaden bezahlen.

Stadtverwaltung: „Wesseling ist sicher“

Auch die Wesselinger Stadtverwaltung macht sich Gedanken über die stark gestiegene Kriminalitätsrate. Die Verwaltung sei sich des prozentual höchsten Anstiegs der Kriminalität beim Online-Warenbetrug oder dem sogenannten Enkeltrick bewusst. Dieser Bereich sei in der Pandemie und während des Lockdowns stark gestiegen.

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Die Stadtverwaltung betont jedoch, dass trotz der gestiegenen Anzahl der Delikte Wesseling ein sicherer Ort sei. Der Kommunale Ordnungsdienst und die Polizei pflegten seit vielen Jahren einen engen Austausch im Rahmen einer Ordnungspartnerschaft, und dieser werde auch weiterhin aufrechterhalten.

„Selbstverständlich hätten wir uns gewünscht, dass sich auch in Wesseling der Trend zum Sinken der Gesamtkriminalitätszahlen sichtbar zeigen würde. Dennoch muss ebenso klar gesagt werden, dass Wesseling keinen Kriminalitätshotspot darstellt. Wie im gesamten Rhein-Erft-Kreis lebt es sich auch in Wesseling sicher“, sagt der Beigeordnete Matthias Neeser.  

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